Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kismet Knight

Titel: Kismet Knight Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynda Hilburn
Vom Netzwerk:
anfängt
.
    »Hey, ihr zwei, seht euch das an!« Alan zeigte in den Raum.
    Der Laden war wie ein Mittelding zwischen einem Friedhof und Draculas Schloss dekoriert, und er war groß genug, um Hunderte von Leuten aufzunehmen – von denen die meisten schon da zu sein schienen.
    Wir arbeiteten uns zur Bar durch, die eine ganze Wand einnahm und wie ein langer hölzerner Sarkophag gestaltet war. Als wir dort standen und darauf warteten, dass ein Barkeeper uns bemerken würde, beugte Alan sich vor und schrie mir ins Ohr: »Das hatte ich ganz vergessen: Sieh Vampiren niemals direkt in die Augen! Sie werden dich bannen.«
    Ich wollte darauf eigentlich antworten, wie lächerlich ich das fand, aber die Musik war zu laut, als dass ich so viele Wörter hätte brüllen können, und so nickte ich nur und formte ein »Okay«.
    Nach seinem Gesichtsausdruck zu schließen, war Tom beim Anblick all des wogenden weiblichen Fleisches auf der Tanzfläche bereits im Paradies der geilen Hunde angekommen. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass ein Grinsen noch breiter ausfallen konnte – er begann mich an den Joker in einem der alten
Batman
-Filme zu erinnern. Dann drehte er sich wieder zur Bar um, um sein Getränk zu bestellen, und sein Blick fiel auf die Barfrau. »Heiliger Bimbam!«
    Sie war spektakulär – eine lederbekleidete Männerfantasie, die dem Centerfold einer Zeitschrift hätte entstiegen sein können. Ihr Haar war kurz geschnitten und zu kleinen Stachelnfrisiert. In der trüben Beleuchtung war die Farbe schwer auszumachen, aber es schien Pink zu sein – oder vielleicht Orange. Ihre Augen waren mandelförmige blaue Scheiben. Sie beugte sich über die Bar und ließ ihre nicht unerheblichen Aktivposten vor Tom auf die Theke plumpsen. »Womit kann ich dienen?«
    Nach ein paar Sekunden brachte er es schließlich fertig, seinen Blick bis zu ihrem Gesicht zu heben, und starrte sie an, während seine Kinnlade langsam nach unten klappte.
    Alan packte ihn an der Schulter und schnippte vor seiner Nase mit den Fingern. »Aufwachen!«
    Tom schien schlagartig in die Wirklichkeit zurückzukommen; er schüttelte heftig den Kopf und sah Alan an. »Was ist passiert?«
    »Einem Vampir darf man nie in die Augen sehen«, teilte Alan ihm mit.
    Jetzt starrten wir alle die Göttin hinter der Bar an, und sie lächelte zurück, wobei sie ein Paar sehenswerter Reißzähne vorzeigte.
    Tom lachte. »Aha, okay.« Aber er kam mir dabei etwas verstört vor.
    Wir bestellten Bloody Marys – eine Spezialität des Hauses – und machten uns auf die Suche nach einem Tisch.
    Das Gebäude hielt viele kleine Abteile, erhöhte Sitzflächen und dunkle Ecken für Gäste bereit, die sich für die eine oder andere Aktivität etwas Abgeschiedenheit wünschten. Auf wundersame Weise waren wir im richtigen Moment am richtigen Ort und erwischten eine runde, etwas oberhalb der Tanzfläche liegende Nische. Die Wände dämpften den Lärm der Musik, und wir konnten uns unterhalten, ohne zu brüllen. Von hier aus überblickten wir außerdem unauffällig den größten Teil des Clubs.
    Tom war seit seiner Begegnung mit dem Centerfold sehr still gewesen, und jetzt erklärte er, er würde sich auf die Suche nach einer Toilette begeben. Er machte sich daran, durch das Menschenmeer zur anderen Seite des Raums hinüberzuwaten. Ich sah ihm dabei zu, bis er etwa auf halber Strecke von einer großen Brünetten gekapert und auf die Tanzfläche gezerrt wurde.
    »Hallo, Alan.« Eine vertraute Stimme, die mich einhüllte wie Samt.
    Alan stand auf. »Devereux, setzen Sie sich doch zu uns! Ich freue mich, Sie wieder einmal zu sehen.«
    Devereux setzte sich neben mich auf die Bank, hob meine Hand an seine Lippen und küsste sie. Dann neigte er den Kopf zur Seite und sagte mit einem langsamen Lidschlag seiner türkisfarbenen Augen: »Hallo. Ich bin Devereux, der Eigentümer dieses Lokals.«
    Die Berührung seiner Lippen auf meiner Hand löste eine Reaktion in diversen Teilen meines Körpers aus. Ich konnte die Empfindungen nicht schnell genug ordnen, um auf eine Antwort zu kommen, und deshalb war ich erleichtert, als stattdessen Alan den Mund aufmachte.
    »Das ist Kismet Knight, sie ist Psychologin hier in Denver. Wir haben uns wegen des verschwundenen Mädchens zusammengesetzt.«
    »Es ist ein Vergnügen, Sie kennenzulernen«, verkündete Devereux, und zugleich flüsterte seine Stimme in meinen Gedanken: »Ich freue mich sehr, dich zu sehen. Aber Alan braucht nicht zu wissen, dass wir uns schon

Weitere Kostenlose Bücher