Kismet Knight
mich so empfindest. Ich hoffe, dich noch mehr zu faszinieren.«
Sekundenlang glitten meine Gedanken ab, weil ich seinen Mund beobachtete.
»Kismet?«
»Was ist?« Ich riss meinen Blick los und zwinkerte ein paarmal, um in die Wirklichkeit zurückzukommen. »Siehst du? Das meine ich. Warum hast du diese Auswirkung auf mich?«
»Erinnerst du dich noch, wie du mich gefragt hast, was Bryce dir angetan hat, und ich geantwortet habe, dass er deine Hirnströme veränderte?«
»Ich weiß, dass du das gesagt hast, aber begriffen habe ich es nicht. Wie kann jemand meine Hirnströme verändern, einfach indem er mich anstarrt?«
»Es hat mit dem Phänomen der Kopplung zu tun. Ich habe in den letzten zwanzig Jahren viel über das Thema gelesen. Einerder Vorteile der Langlebigkeit besteht darin, dass man sich Wissen aneignen kann.«
»Kopplung?«
»Gestatte mir, es zu erklären. Stell dir eine alte Uhr vor, die Sorte mit einem Pendel.« Er bewegte seine Hand von einer Seite zur anderen, als dirigierte er ein Orchester. Es machte ihm unverkennbar Spaß, sein Wissen weiterzugeben, und ich lächelte, als ich seine enthusiastischen Darlegungen verfolgte. Professor Devereux.
Seine eleganten Handbewegungen wurden ausladender.
»Der Rhythmus seiner Bewegung ist sehr stark. Jetzt stell dir vor, du hängst mehrere kleinere neuere Uhren an die gleiche Wand neben die alte Uhr, und jedes Pendel schwingt in einem anderen Rhythmus. Aber bald werden die Pendel aller neueren Uhren im gleichen Rhythmus schwingen wie das der alten Uhr. Ihre größere Kraft wirkt sich auf die neueren Uhren aus, und sie werden sich ihr anpassen. Erkläre ich das richtig?«
Ich strich mit meinen Fingerspitzen über seine Hand, die auf dem Tisch lag. Ich konnte einfach nicht aufhören, ihn zu berühren.
»Ja, davon habe ich gehört. Es ist, wie wenn Frauen anfangen, ihre Periode alle zur gleichen Zeit zu bekommen. Als entwickelten wir eine Art Synchronität. Aber was hat das mit dir zu tun?«
Er nickte und hob einen Finger, um mit dem Vortrag fortzufahren. »In musikalischen Begriffen ausgedrückt – Vampire …« Er unterbrach sich und runzelte die Stirn. »Was ist?«
Er hatte gesehen, dass ich den Blick senkte, als er das Wort
Vampire
aussprach. Ich faltete die Hände im Schoß. Das Wort hatte mich daran erinnert, dass ich möglicherweise gerade die Wahnvorstellungen eines anderen Menschen ausnutzte – einesMenschen, der verwirrt war, wenn nicht Schlimmeres. Da saß ich nun, knutschte mit jemandem herum, den ich kaum kannte, und ermutigte ihn, indem ich mir seine Geschichten anhörte. Weder für die Frau noch für die Psychologin in mir war mein Benehmen sonderlich schmeichelhaft. Ich hob den Blick zu ihm und stellte fest, dass er mich anlächelte.
Er schüttelte den Kopf. »Du bist die bockigste Frau, die ich jemals getroffen habe. Es fängt an, lästig zu werden, dass du mich nicht als das anerkennen willst, was ich bin. Aber ich werde die Frage beantworten, die du gestellt hast, und du wirst mir ganz einfach zuhören müssen.«
Er hob eine meiner Hände an den Mund und küsste die Handfläche mit seinen unglaublich weichen Lippen. Selbst dieser kleine Körperkontakt bewirkte schon, dass mein Herz zu rasen begann und meine Libido sich zu Wort meldete. Seine schönen türkisfarbenen Augen funkelten, und irgendwie brachte er es fertig, sexy, engelsgleich und gefährlich auf einmal zu wirken.
»Wie ich im Hinblick auf musikalische Begriffe gesagt habe, verströmen Vampire eine so starke Energie, dass alle anderen sich an uns koppeln. Die Melodie, die von uns ausgeht, ist stärker als die aller anderen und übertönt, was zuvor da war. Und dies geschieht bereits, ohne dass wir jemanden ansehen. Wenn wir einem Menschen in die Augen sehen, ohne Zurückhaltung zu üben, gerät das zu einer Form der Bewusstseinskontrolle. Wir können die Hirnströme verändern.«
»Redest du jetzt von Hypnose?«
»Es hat mehr von einer Gehirnwäsche als von Hypnose, denn bei der Hypnose kannst du immer frei entscheiden.«
Ich streckte die Hand aus und spielte mit einer Strähne seines Haars.
»Du erklärst mir damit also, dass die Kraft dessen, was dubist, so stark ist, dass ich mich zu dir hingezogen fühle, ob ich es will oder nicht?«
»Genau das«, bestätigte er mit einem raschen Nicken.
»Und als du gesagt hast, heute Nacht würde dein Blick mich nicht bannen, hast du damit gemeint, dass du dich zurückhalten würdest?«
»Ja.«
Ich strich mit meinem
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