Kiss and kill: Thriller (German Edition)
konnte, wie ein Tier behandelt zu werden. So stark, tapfer und kompetent Nic auch war, sie würde nie mehr dieselbe sein. Ihre Erlebnisse als Gefangene hatten sie unwiderruflich verändert. Und kein einziger dieser Gesetzeshüter, männlich oder weiblich, würde es nachvollziehen können. Nur jemand, der eine solche Erniedrigung am eigenen Leib erfahren hatte, würde wirklich verstehen, was sie in einem anrichtete.
Pudge lehnte sich auf dem bequemen Bett in seinem Privatzimmer der Garabina-Klinik zurück. Obwohl die Medikamente den Schmerz linderten, hatte er darauf bestanden, dass sie ihm nur gerade so viel gaben, um die Wundschmerzen am Bauch zu betäuben, aber nicht mehr. Er wollte einen klaren Kopf behalten. Den brauchte er, wenn er weitestgehend auf der Hut sein und imstande bleiben wollte, Pläne zu schmieden. Er hatte einen mexikanischen Makler engagiert, der für ihn kleine Inseln ausfindig machte, die man monats- oder jahrweise mieten konnte. Sobald er sich von der Operation erholte hatte, wollte er seine vorherige Tätigkeit wiederaufnehmen, nur weit weg von Belle Fleur und außer Reichweite der US-amerikanischen Behörden.
Außer einem Koffer mit Kleidung und einem mit Bargeld hatte er nur noch seinen Laptop und eine Aktentasche mit Inhaberpapieren und Dokumenten für sein Konto auf den Caymans von zu Hause mitgebracht.
Laut den hiesigen Ärzten musste er mindestens eine Woche hierbleiben, und sollte er sich länger erholen wollen, würden sie ihn in den Wellnessbereich der Klinik verlegen, wo er so lange bleiben könnte, wie er wollte. Hoffentlich hatte sein Makler bis zum Wochenende ein Inselversteck für ihn ausgemacht. Bis dahin konnte er die Stunden damit verbringen, in aller Ruhe sein nächstes Opfer auszusuchen, das erste von vielen, die sein Inselparadies mit ihm teilen würden.
Als er die Dutzende von möglichen Kandidatinnen durchblätterte, bei denen es sich ausnahmslos um junge, kerngesunde Frauen in hervorragender körperlicher Verfassung handelte, schweiften seine Gedanken wiederholt zu einer bestimmten Frau ab. Offenbar war es kein leeres Gerede, dass man sagte, nichts schmerzte mehr als ein knapp verpasster Triumph.
Nicole Baxter.
Sie lebte. Zum Teufel mit ihr!
Nicht jetzt, nicht nächste Woche, nicht einmal nächsten Monat. Aber eines Tages würde er sie wieder in die Finger bekommen. Und wenn es so weit war … Allein der Gedanke daran, was er mit ihr tun könnte, erregte ihn.
»Ich hole dich, Nicole, wenn du es am wenigsten erwartest.«
Plötzlich erschien ein Foto auf seinem Laptop, das seine Aufmerksamkeit fesselte. Hmm … interessant. Der Begleitartikel stammte von einem Onlinemagazin in Tampa, Florida:
KRIEGSHELDIN AUF HEIMATBESUCH.
LaTasha Davies war ziemlich hübsch für einen Army-Corporal. Langbeinig, schlank, eine Haut wie wohlschmeckende Schokolade und Augen so schwarz wie Ebenholz. Pudge sah sich das Bild der jungen Frau in Uniform genau an, bevor er den Artikel durchlas. Wie es schien, hatte Miss Davies zwei verwundete Kameraden gerettet und es geschafft, sie alle drei fünf Tage lang hinter den feindlichen Linien am Leben zu erhalten.
Sie würde eine wahrhaft würdige Gegnerin abgeben.
Kapitel 23
Wie geht es unserer Patientin heute?«, fragte Griffin die private Krankenschwester, die er als eine von dreien angeheuert hatte, damit sie rund um die Uhr bei Nic blieben. Mrs. Elkins hatte zwanzig Jahre Berufserfahrung und hervorragende Zeugnisse vorgewiesen, ebenso wie ihre Kolleginnen aus der Abend- und Nachtschicht.
»Sie will dringend entlassen werden«, antwortete Mrs. Elkins, während sie Griff stumm bedeutete, mit ihr auf den Flur hinauszukommen.
Draußen vor Nics Zimmer warf sie Griffs Begleitung einen freundlichen Blick zu, bevor sie sich Griff zuwandte: »Miss Baxter ist körperlich in der Verfassung, das Krankenhaus morgen zu verlassen, aber meiner Meinung nach ist sie gefühlsmäßig und geistig noch nicht so weit.«
»Ich habe versucht, ihren Ärzten zu erklären, dass sie auf die psychologische Betreuung, die hier verfügbar ist, nicht ansprechen wird«, sagte Griff. »Egal wie gern sie sich öffnen und über das reden würde, was ihr passiert ist, sie kann nicht.«
»Dann weiß ich nicht, was ich Ihnen noch erzählen soll, Mr. Powell«, sagte Schwester Elkins. »Sie ist seit zwölf Tagen hier und hat sich rein körperlich erstaunlich gut erholt. Aber sie braucht psychiatrische Hilfe, um das Trauma zu bewältigen. Leider glaubt sie, dass sie
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