Kiss and kill: Thriller (German Edition)
zusammen. Ohne ein Wort zu sagen, trug sie es rüber zum Papierkorb und warf es hinein.
Dann reckte sie trotzig das Kinn nach vorn und sah die Psychiaterin an. »Sehen Sie? Ich weiß genau, was man mit solchem Dreck macht.«
»Sie zittern«, sagte Yvette. »Ihr Herz schlägt sehr schnell. Ihnen ist übel, und Sie fangen an zu schwitzen. Außerdem können Sie im Kopf seine Stimme hören und sein Gesicht sehen. Er wird Sie nicht in Ruhe lassen.«
»Verdammt noch mal!« Nic hasste sich dafür, dass sie so schwach war.
»Bitte, lassen Sie mich Ihnen helfen.«
Fest entschlossen, nicht zu weinen, biss Nic die Zähne zusammen und starrte Yvette Meng wütend an.
LaTashas Urlaub endete in zwei Tagen. Wenn sie doch nur nicht so bald wieder fort müsste! Sie und Asheen fingen gerade erst an, sich wieder neu kennenzulernen und ihre Mutter-Tochter-Beziehung aufzufrischen. Heute hatte sie Asheen erlaubt, nicht in die Schule zu gehen, damit sie den ganzen Tag zusammen verbringen konnten, nur sie beide. Morgens hatten sie Weihnachtsgeschenke eingekauft, die meisten davon für Asheen – neue Schuhe, ein neues Kleid, ein Paar Jeans und ein winziges Goldmedaillon, das einen Wochensold kostete.
Nun saßen sie zusammen im Gastronomiebereich des Einkaufszentrums, umgeben von Einkaufstüten. LaTasha hatte entdeckt, dass ihre Tochter lieber Hühner-Sandwiches als Hamburger mochte, Pickles nicht ausstehen konnte und verrückt nach Vanille-Milchshakes war.
»Was möchtest du heute Nachmittag machen?«, fragte LaTasha. »Wir könnten ins Kino gehen oder …«
»Können wir auch Kekse backen?«
»Du willst Kekse backen?«
»Ja, Weihnachtskekse. Und wir könnten ein paar zuckerfreie nur für mich backen. Und wir backen Glocken und Kränze und Engel und Tannenbäume. Wir können uns diese Formen kaufen und alles, was wir zum Backen brauchen, und die Kekse ganz toll verzieren, und … und ich kann morgen welche in die Schule mitnehmen und allen erzählen, dass meine Mama und ich die gebacken haben.«
LaTashas Kehle war wie zugeschnürt, und sie sah ihre wunderschöne Tochter durch einen dünnen Tränenschleier an.
»Mama?«
LaTasha schluckte. »Ich würde sehr gern mit dir Kekse backen.«
Asheen klatschte begeistert in die Hände und lächelte, als hätte sie eben ein besonders kostbares Geschenk bekommen. »Können wir auch eine von den bunten Dosen kaufen, wo wir die Kekse reintun? So eine rot-grüne mit Glitzer?«
»Natürlich. Du darfst dir eine aussuchen.«
Asheen beugte sich über den kleinen Tisch und umarmte LaTasha.
Die Arme ihres Kindes um sich zu spüren und die Freude in seinem Gesicht zu sehen, gab LaTasha ein Gefühl, das sie nicht mit Worten beschreiben konnte. Solch eine Empfindung existierte einzig im Herzen einer Mutter.
»Nach meinem nächsten Einsatz darf ich sicher in den USA bleiben. Dann möchte ich, dass du mit Grandma zu mir ziehst. Ich weiß, dass du Tante Katari vermissen wirst und …«
»Ja, sie und die anderen auch«, sagte Asheen und hob den Kopf. »Aber sie dürfen uns doch besuchen kommen, oder?«
»Natürlich dürfen sie das.« Sie streichelte Asheens Wange. »Möchtest du denn, dass wir wieder zusammenwohnen, so wie früher, als du klein warst?«
»O ja, Mama. Das möchte ich mehr als alles andere auf der Welt.«
LaTasha nahm Asheens Hand und drückte sie. »Da bin ich aber froh, denn ich wünsche es mir auch mehr als alles andere.«
Tabora Island war drei Meilen breit und vier Meilen lang, ein winziger Tupfen Land in der Karibik, unweit der Küste von Costa Rica. Pudge hatte die ganze Insel für sechs Monate gemietet, mit der Option, auf ein Jahr zu verlängern. Hier würde er unter dem Namen Mr. Palmer Ross leben, ein exzentrischer Millionär, dem seine Privatsphäre über alles ging. Der Makler hatte zwei Frauen angeheuert, die nur wenige Worte gebrochenes Englisch sprachen und auf die Insel kamen, wenn sie gebraucht wurden, um das Haus zu putzen und Essen zu kochen. Sie blieben noch bis morgen und bereiteten alles für Pudges ersten Gast vor.
Auf die Insel gelangte man nur per Boot, weshalb Pudge sich ein neues Speedboot gekauft hatte, das er benutzen konnte, um nach Panama im Süden oder nach Cancun im Norden zu fahren, von wo aus er Linienflüge in die ganze Welt buchen konnte. Morgen würde er nach Tampa fliegen, unter falschem Namen, und dann am nächsten Tag, wenn alles wie geplant lief, würde er LaTasha Davies mit nach Hause bringen. Für den Transport größerer Kisten mit
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