Kiss and kill: Thriller (German Edition)
wandte. »So hat er sein Zuhause genannt.«
»Er nannte dir den Namen seiner Plantage, aber nicht seinen eigenen?«
»Nein, sich bezeichnete er ausschließlich als den ›Jäger‹.« Griff bemerkte, dass sie die Decke fester und fester packte. Er strich ihr behutsam über die Hände, bevor er die Finger ihrer linken vorsichtig löste.
»Du bist in Sicherheit«, sagte Griff. »Er kann dir nicht weh tun, nie mehr.«
Nic sah ihn unsicher an. »Finde ihn und halte ihn auf.«
»Das werden wir tun.«
»Ich habe versucht, ihn umzubringen.« Nic hob die Hände und blickte sie an. »Ich habe mir eine Waffe aus einem Stock gemacht.« Nun rieb sie die Hände aneinander. »Als ich die Gelegenheit hatte, habe ich ihn attackiert. Ich wollte seine Halsschlagader treffen, aber das ist mir nicht gelungen.«
Griff beobachtete sie. Er wusste, dass sie jede Sekunde nachlebte, während sie ihm davon erzählte.
»Er warf sich auf mich, und wir rangen am Boden«, fuhr sie fort und rieb die Hände noch fester. »Da drehte ich die Stockspitze zu ihm und rammte sie ihm so weit in den Bauch, wie ich konnte. Ich hatte gehofft, dass ich ihn umgebracht habe.« Sie hustete. »Ich wollte ihn tot sehen.« Wieder hustete sie. »Ich hasse ihn. Er ist ein …« Nun überkam sie ein heftiger Hustenanfall.
Griff rief nach der Schwester. Bis die Frau, auf deren Namensschild A. Kennemer stand, hereinkam, hielt Griff eine hysterische Nic in den Armen. Er musste sie umklammern, weil sie sonst wild um sich geschlagen hätte.
Griff hielt sie weiter fest, während Miss Kennemer ihr ein Sedativum über den Tropf gab. Binnen Minuten war Nic eingeschlafen.
»Darf ich noch ein bisschen bei ihr sitzen?«, fragte Griff. »Natürlich. Fünfzehn Minuten noch, Mr. Powell.«
»Danke.«
Als er Nic ansah, dachte er daran, dass er nicht wusste, ob sie jemals im Dienst jemanden getötet hatte. Doch das tat nichts zur Sache, denn entscheidend war, wie sehr sie darunter litt, dass sie ihren Entführer nicht nur töten wollte , sondern es sogar versucht hatte. Und im Gegensatz zu dem Wahnsinnigen, der sie gefoltert hatte, besaß Nic ein Gewissen.
Griff erinnerte sich an eine Zeit, als der Gedanke, ein menschliches Wesen zu töten, ihm vollkommen abwegig vorgekommen war. Das war vor seinen Jahren auf Amara gewesen, bevor er von York darauf trainiert worden war, zu töten oder getötet zu werden.
Er streichelte sanft über Nics Wange, strich ihr ein paar ihrer dunklen Locken aus dem Gesicht und hinters Ohr. Für sie würde alles erst einmal schlimmer werden, ehe es wieder besser wurde. Viel schlimmer.
»Aber ich werde für dich da sein, Nic. Ich helfe dir da durch, egal wie lange es dauert.«
Gegen vier Uhr nachmittags kamen Griff und Rick Carson auf Belle Fleur an. Sanders war bei Charles David im Krankenhaus geblieben. Ein großer Trupp Polizisten durchkämmte unter Special Agent Trotters Aufsicht das Haus und das Anwesen. Griff und Rick wussten, dass sie lediglich als Beobachter hier sein durften, deshalb hielten sie sich zurück. Immerhin hatte Doug Trotter eingesehen, dass es klüger war, ihnen die Erlaubnis zu geben und so die Powell Agency unter Kontrolle zu haben.
Griff vermutete, dass das alte Haus noch vor dreißig oder vierzig Jahren recht imposant gewesen war. Aber die Zeit und mangelnde Pflege hatten das eindrucksvolle Herrenhaus verfallen lassen. Warum hatte Rosswalt Everhart nicht wenigstens ein paar seiner Millionen in sein Haus gesteckt? Die ersten Nachforschungen, die Griffs Detektei während er letzten Stunden über den Mann angestellt hatte, ergaben, dass der Mann annähernd achtzig Millionen besaß.
Als Griff und Rick sich gerade der Vorderveranda näherten, traten Doug Trotter und Josh Friedman aus dem Haus. Die vier Männer begrüßten sich mit Handschlag, dann erkundigte Trotter sich nach Nic.
»Sie schlief, als ich das Krankenhaus verließ«, sagte Griff.
»Hat sie Ihnen irgendwas über Everhart erzählt? Ich möchte sie gerne bald selbst befragen, um …«
»Nein«, fiel Griff ihm ins Wort. »Sie ist noch nicht so weit.«
Trotter sah ihn fragend an. »Niemand wird sie drängen, aber je mehr wir über den Kerl wissen, umso besser stehen unsere Chancen, ihn zu schnappen.«
»Ja, das verstehe ich. Dennoch müssen Sie mir glauben, dass sie Everhart auf einem Foto identifizieren könnte, zu mehr aber auf keinen Fall in der Verfassung ist. Noch nicht.«
»Was das Identifizieren angeht, das müsste Nic baldmöglichst machen. Cleo
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