Kiss and kill: Thriller (German Edition)
spätestens morgen würde er nach Tennessee reisen, um sich seine nächste Beute zu holen. Und hatte er sie erst nach Hause gebracht, konnte der Spaß beginnen. Die erste Nacht würde sie im Keller verbringen, genau wie die anderen. Am nächsten Morgen dann, bevor Allegra kam, um ihm das Frühstück zu bereiten, würde er seine Beute in der Wildnis freilassen.
Allein der Gedanke, das Spiel aufs Neue zu beginnen, drei Wochen lang Jagd auf Amber Kirby zu machen, erregte ihn. Ein Gefühl reinster, echter Freude erfüllte ihn mit einem wunderbaren Kribbeln.
Ballinger, das südlich von Little Rock in Arkansas lag, schien sich kaum von anderen Kleinstädten mit unter zehntausend Einwohnern zu unterscheiden. Griff fuhr die Hauptstraße entlang, die unlängst restauriert worden sein musste, und suchte nach der Frühstückspension, die Sanders für Nic und ihn gebucht hatte. Länger als zwei Tage würde es kaum dauern, bis sie alles über Kendall Moore erfahren hatten, was es an Informationen gab. Morgen Abend schon konnten sie dann nach Stillwater aufbrechen.
»Ist es das?«, fragte Nic und zeigte auf ein Haus, das wie ein altes, renoviertes Hotel aussah. Es lag mitten im Stadtzentrum.
»Hmm … Ja, das muss es sein. Ballinger Hotel.« Griff lachte leise. »In seiner Blütezeit, die vermutlich um 1925 war, dürfte das Hotel ein echtes Schmuckstück für die Kleinstadt gewesen sein.« Der zweistöckige Bau hatte eine rote Klinkerfassade, wirkte gepflegt und war ganz im Craftsman- oder Western-Stil gehalten.
»Da ist ein Schild«, sagte Nic. »PARKPLÄTZE HINTERM HAUS.«
Griff bog nach rechts ein und lenkte ihren gemieteten Ford Taurus durch eine schmale Gasse, die auf den Parkplatz des Hotels und einer Anwaltspraxis führte.
»Wir melden uns an, bringen das Gepäck auf die Zimmer und gehen dann zu der Polizeistation, an der wir eben vorbeigekommen sind.« Griff stellte den Wagen auf einem der freien Plätze ab. Wahrscheinlich war das Hotel mit seinen zwölf Zimmern selten ausgebucht, sofern nicht gerade irgendein Festival stattfand, wie es sie in den Kleinstädten zuhauf gab. Griff hatte schon von allen möglichen gehört, angefangen vom Maultiertag bis hin zum Wassermelonenfestival.
Nachdem sie ausgestiegen waren, holte Griff ihre Koffer aus dem Wagen und wollte beide hineintragen. Aber Nic stand da und streckte ihre Hand aus. »Ich nehme meinen selbst«, sagte sie bestimmt.
»Warum?«, fragte er.
»Warum was?«
»Warum lassen Sie mich Ihren Koffer nicht für Sie tragen?«
»Weil Sie Ihren eigenen haben und ich durchaus imstande bin, mein Gepäck selbst zu tragen.«
»Hmm …« Was wollte sie ihm beweisen? Dass sie die Hilfe eines Mannes weder wollte noch brauchte? Irgendwann in ihrer Vergangenheit musste ein Mann bei Nicole Baxter ganze Arbeit geleistet haben, und Griff wollte wetten, dass es nicht ihr Ehemann gewesen war.
»Meinen Koffer, bitte«, forderte sie ihn ungeduldig auf.
»Klar doch.« Er reichte ihn ihr.
Seite an Seite gingen sie durch die Gasse zurück zur Hauptstraße, wo der Vordereingang des Hotels war. Griff hielt ihr die Tür auf. Sollte sie ihn ruhig hassen, aber er war nun einmal ein Gentleman. Seine Mama hatte ihm Manieren beigebracht, und er würde nicht zulassen, dass eine Lady sich selbst die Tür aufmachte.
Zu seiner Überraschung sagte Nicole nichts, warf ihm allerdings einen verächtlichen Seitenblick zu. Das Foyer des kleinen Hotels war klein aber sauber und mit dem braunen Marmorboden und der Eichenverkleidung an den Wänden recht ansprechend. Eine gedrungene Frau mit silbergrauem Haar staubte gerade gerahmte Fotografien von der Stadt in den Zwanzigern mit einem Federmopp ab. Sobald sie merkte, dass sie nicht mehr allein war, unterbrach sie ihre Tätigkeit.
»Guten Morgen!« Als sie lächelte, umrahmten kleine Fältchen ihre Augen und ihren Mund. Griff ging jede Wette ein, dass sie in jungen Jahren eine Schönheit gewesen war. Selbst jetzt noch, mit gut siebzig Jahren, war sie reizend. »Kann ich Ihnen helfen?«
»Ich bin Griffin Powell, und das ist Miss Baxter«, stellte er sie vor. »Wir hatten Zimmer gebucht.«
»Ach ja, natürlich. Eigentlich sind die Zimmer erst ab zwei Uhr mittags beziehbar, aber da Sie unsere einzigen Gäste sind, ist das kein Problem.« Sie blickte von Griff zu Nic. »Ich bin Cleo Willoughby, die Besitzerin.«
Als Nic einen Schritt vortrat und ihr die Hand reichte, klemmte Cleo sich den Federmopp unter den linken Arm, um sie zu
Weitere Kostenlose Bücher