Kiss and kill: Thriller (German Edition)
Außerdem gab er uns beiden einen Hinweis.«
»Ich glaub dir kein Wort.«
»Wir wissen, dass er schon zwei Frauen ermordet hat, beide Sportlerinnen, aber wir müssen beweisen, dass die beiden Verbrechen zusammenhängen. Ich fliege heute Morgen mit Griff nach Ballinger in Arkansas, wo das eine Opfer gefunden wurde.« Nic erklärte Josh, was sie bisher wusste, und endete mit der Frage: »Falls ich dich um inoffizielle Hilfe bitte …?«
»Hör mal, ich finde, du solltest Doug sofort einweihen.«
»Nein, nicht ehe ich sicher bin, dass ich Beweise für das neue Mörderspiel habe und das FBI sich einschalten muss.«
»Doug wird nicht gefallen, dass du dich mit Griffin Powell verbündest«, erinnerte Josh sie.
»Mir gefällt es genauso wenig, aber im Moment liegt die Entscheidung weder bei mir noch bei Griff.«
»Bei wem dann?«
»Bei unserem Mörder.«
Amber Kirby hatte das merkwürdige Gefühl, jemand würde sie beobachten, und das war ihr höchst unheimlich. Aber sie verlangsamte ihr Tempo nicht, kein bisschen. Immerhin war sie nicht allein hier auf dem Laufund Wanderpfad. Heute Morgen hatte sie verschlafen und war ein bisschen spät dran, sonst hätte sie jetzt schon ihren Drei-Meilen-Lauf hinter sich, wäre geduscht und fertig angezogen. Aber Sonntag war ihr einziger freier Tag, die einzige kleine Lücke in ihrem ansonsten hektischen Stundenplan. Und selbst die würde während der Basketballsaison wegfallen. All die harte Arbeit, im Sport wie an der Uni, machte ihr nichts aus, denn nur dank ihres Basketballstipendiums konnte sie sich überhaupt das Studium leisten. Als Alternative bliebe ihr nur die Army, und seit sie der Star ihres Highschoolteams geworden war, zog sie das Basketballspielen allemal dem Risiko vor, im Irak zu fallen oder sich Gliedmaßen wegschießen zu lassen.
Je weiter sie lief, umso entspannter wurde sie. Inzwischen glaubte sie, sich nur eingebildet zu haben, dass sie jemand durch die Büsche beobachtete. Niemand, der halbwegs bei Verstand war, würde eine Frau angreifen, die auf einem so offenen und vielgenutzten Weg lief. Meistens traf sie unterwegs mindestens ein halbes Dutzend anderer Läufer oder Spaziergänger. Und dass jemand sie beobachtete, weil er so fasziniert von ihrer Schönheit war, dürfte erst recht ausgeschlossen sein. Eins sechsundachtzig groß, muskulös und flachbrüstig war nicht gerade der Typ Frau, der besondere Aufmerksamkeit beim anderen Geschlecht genoss. Wie oft hatte sie sich gewünscht, die Figur ihrer Mutter geerbt zu haben anstatt die ihres Vaters und seiner beiden langen, schlaksigen Schwestern!
Obwohl sie größer als durchschnittliche Männer waren, hatten Tante Virginia und Tante Carole aber doch beide Ehemänner gefunden. Und die zwei waren wahrlich keine Schönheiten; folglich bestand auch für Amber noch Hoffnung. Früher oder später würde ein baumlanger Kerl kommen, der beschloss, dass er gern eine große, hagere Frau mit kleinem Busen wollte. Bis dahin würde sie das tun, was sie am besten konnte, nämlich Basketball spielen. Und sie würde es jede Minute genießen.
Pudge saß auf seinem Lieblingsstuhl, einem alten Korbschaukelstuhl, der Großmutter Suzette gehört hatte, auf der Vorderveranda. Er erinnerte sich nicht an seine Großmutter, denn sie starb, als er erst zwei Jahre alt war. Sie war in einem der zahlreichen Teiche auf dem Anwesen ertrunken, und ihr Tod war als Unfall ausgegeben worden. Einmal allerdings hatte er seine Mutter mit seiner Tante über Suzette sprechen gehört, die angeblich völlig verrückt war und sich im Wahn umgebracht hatte.
Er balancierte die Untertasse auf der Handfläche, hob die Tasse an die Lippen und nippte an seinem starken Es-presso, während er den Blick über das saftig grüne Land schweifen ließ, Land, das seit annähernd zweihundert Jahren im Familienbesitz war. Ginge es gerecht auf der Welt zu, wäre er der König eines riesigen Reiches, dessen Untertanen ihm die Füße küssten und um seine Gunst bettelten. Stattdessen jedoch herrschte er über Land, das zu seinen Lebzeiten keine einzige Ernte abgeworfen hatte, und ein verfallenes Herrenhaus, das nach Schimmel stank und in dem die Geister unzähliger Vorfahren spukten. Nicht dass er jemals einen Geist gesehen hatte, aber er wusste, dass es böse Geister hier in Belle Fleur gab.
Bei Tageslicht aber, wenn die Sonne in jede Ecke und jeden Winkel schien und die Schatten verbannte, zog Pudge es vor, erfreulicheren Gedanken nachzuhängen. Bald,
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