Kiss and kill: Thriller (German Edition)
Tochter, die sich seinem Willen nicht beugen wollte.
Nic sah zur Kaffeemaschine. Zum Glück hatte sie sie gestern Abend vorbereitet und den Timer eingestellt, so dass die Kanne jetzt bereits halbvoll mit dunkelbrauner Brühe war. Sie schenkte sich eine Tasse ein und nippte daran.
Aahh …
Eine gute Tasse Kaffee war eine von Nics wenigen Schwächen.
Wie viele Sonntage hatte sie mit Greg vormittags in der Küche gesessen, Kaffee getrunken, die Zeitung gelesen und mit ihm über Gott und die Welt geredet. Greg war ein wunderbarer Gesprächspartner gewesen. Im Gegensatz zu so vielen anderen Männern hatte Greg kein Problem mit dem Kommunizieren gehabt. Zumindest hatte sie das geglaubt, bis zu seinem Ende. Wahrscheinlich war das einer der vielen Gründe, weshalb sein Tod so ein furchtbarer Schock für sie gewesen war. Warum hatte sie nicht bemerkt, dass etwas nicht stimmte? Warum war ihr nicht aufgefallen, dass ihren Mann etwas belastete?
Könnte sie doch die Zeit zurückdrehen!
Ach Greg, es tut mir so leid. Hätte ich nur was gewusst. Hättest du mir doch nur was erzählt.
Noch heute, nach sieben Jahren, schmerzte es sie, an den Tod ihres Mannes zu denken, sich daran zu erinnern, wie er gestorben war. Aber sie weinte nicht mehr um ihn. All ihre Tränen waren längst vergossen. Und alle Tränen dieser Welt brächten ihr Greg nicht zurück, änderten nichts daran, wie er gestorben war, würden sie nicht von ihrer Schuld freisprechen.
Griff wachte um halb elf auf. So lange schlief er nur, wenn er eine lange Nacht gehabt hatte. Er war bis zwei Uhr morgens bei Lisa Kay geblieben und dann nach Hause gefahren. Sie hätte ihn gern über Nacht bei sich behalten und mit ihm den Sonntag verbracht. Er mochte Lisa Kay und fand sie inner- wie außerhalb des Betts recht amüsant, aber in jüngster Zeit hatte er bereits zwei Nächte bei ihr verbracht und wollte nicht, dass sie auf falsche Gedanken käme. Sollte er eine feste Beziehung wollen, was nicht der Fall war, wären seine Ansprüche ziemlich hoch.
Wahrscheinlich zu hoch. Schönheit war nicht unwesentlich, aber er hatte mit den Jahren gelernt, dass wahre Schönheit im Auge des Betrachters entstand. Er hatte schon einige umwerfende Frauen gehabt, ältere Frauen, jüngere Frauen, kluge und dumme. Er bewunderte Frauen allgemein, schätzte bei jeder das, was sie einzigartig machte, doch noch nie war er einer begegnet, die ihn in Versuchung führte, seine Junggesellentage zu beenden.
Nachdem er sich aus dem Bett erhoben hatte, streckte Griff sich genüsslich. Er schlief grundsätzlich nackt, weil er das Gefühl der seidigen Baumwolllaken über und unter sich mochte. Das Sonnenlicht warf gezackte Lichtschneisen durch die dunklen Holzjalousien vor den Fenstern und der Balkontür. Vom Balkon hatte man einen herrlichen Blick auf den See. Griff hatte sein Haus von einem Architekten entwerfen lassen, dem er genau erklärte, was er unbedingt haben wollte. Vor allem hatte er festgelegt, dass sein Schlafzimmer im ersten Stock zum See gehen und einen Balkon haben musste.
Nachdem er kurz im Bad gewesen war, zog Griff sich seinen seidenen Morgenmantel an, öffnete die Glasflügeltüren und trat hinaus auf den Balkon. Der September ließ bereits die Farben verblassen, aber das Ende des Sommers war ebenso heiß und feucht, wie der Anfang gewesen war. Flirrender Sonnenschein drang durch die Bäume und beschien ihn warm. Der feuchtwarme Wind duftete nach Regen.
Es war das Labour-Day-Wochenende, und alle Angestellten, die nicht gerade an irgendwelchen Fällen arbeiteten, hatten drei Tage frei. Lindsay hatte angerufen und ihn zum verlängerten Wochenende bei ihr, Judd und der kleinen Emily eingeladen, aber er hatte dankend abgesagt. Es war schön, dass sie ihn als Teil der Familie betrachteten und ihn sogar zum Paten ihrer Tochter gemacht hatten, aber im Moment blieb er lieber auf Abstand zu ihnen. Was er nun wusste, nämlich dass der zweite Beauty-Queen-Mörder ebenso gut Jennifer Walkers Mörder sein konnte wie Cary Maygarden und dass dieser Mann jetzt eine neue Mordserie begonnen hatte, brachte Griff gegenüber seinen Freunden in eine schwierige Lage. Sie waren durch die Hölle gegangen, ehe sie da ankamen, wo sie heute waren. Deshalb könnte er es nicht ertragen, dass irgendetwas ihr so bitter erkämpftes Glück beeinträchtigte.
Es hatte eine Zeit gegeben, in der Griff dachte, Judd würde nie wieder glücklich sein können, dass er zu Einsamkeit und Leid verdammt war. Über Jahre hatte
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