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Kiss and kill: Thriller (German Edition)

Kiss and kill: Thriller (German Edition)

Titel: Kiss and kill: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beverly Barton
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aufzureißen. Warum sollte man sie weiteren Qualen aussetzen, solange dieser Mörder nicht gefasst und für seine Verbrechen bestraft war? Sie hatten alle schon viel zu sehr gelitten.
    Nic wurde klar, dass sie ohnehin nicht wieder einschlafen könnte, also schleuderte sie das Kissen beiseite, warf die Decke zurück und stand auf. In ihrem Schlafzimmer war es kühl. Sie schlief gern in kühlen Räumen, weshalb sie die Klimaanlage während der Sommermonate auf eine Nachttemperatur von achtzehn Grad einstellte.
    Sie nahm sich ihren Morgenmantel von der Zederntruhe ihrer Großmutter mütterlicherseits, die unten vor dem Fußende ihres Bettes stand. Nicht dass Nic ein Faible für Antiquitäten hatte, aber ihr gefiel die Vorstellung, dass Dinge innerhalb einer Familie von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Sie vermutete, dass ihr wertvollstes Erbstück der Schaukelstuhl ihrer Urgroßmutter war, der im Gästezimmer stand. Als Greg und sie frisch verheiratet waren, hatte sie davon geträumt, eines Tages in dem Stuhl zu sitzen und ihr gemeinsames Baby im Arm zu halten. Dieser Traum war, wie so viele andere, an dem Tag gestorben, als Greg starb.
    Nic zog sich den Morgenmantel über ihren bequemen Baumwollpyjama und ging ins Bad. Nachdem sie auf der Toilette gewesen war, sich die Hände und das Gesicht gewaschen und einmal mit dem Kamm durch ihr zerzaustes Haar gegangen war, schaffte sie es knapp bis in die Küche, ehe ein lauter Donnerknall das Haus zum Erbeben brachte. Die klappernden Fenster und flackernden Lichter erschreckten sie.
    Verdammt!
    Sie schickte ein Stoßgebet gen Himmel. Bitte lass den Strom nicht ausgehen, bevor ich meinen ersten Kaffee hatte!
    Vier Tage schon widerstand sie dem Drang, nach Knoxville zu reisen und persönlich mit Wayne Hester und den dortigen Polizisten zu reden, die als Erste vor Ort gewesen waren. Was hätte es auch genützt? Sie kannte die Fakten. Und wie Griff ihr gesagt hatte, konnte sie unmöglich wissen, wohin er Amber gebracht hatte.
    Würde er doch bloß anrufen und ihnen noch einen Hinweis geben!
    Aber er hatte weder sie noch Griff angerufen.
    Warum nicht? Worauf wartete er?
    »Er lässt uns schmoren«, hatte Griff gesagt, als sie am Freitag mit ihm telefonierte. »Es ist sein Spiel, das nach seinen Regeln abläuft, und genau das will er uns klarmachen.«
    Sie hatte ihn fragen wollen, ob er und sein Team irgendwas entdeckt hatten, was die Polizei vor Ort übersah. Aber das hätte er ihr wohl von sich aus gesagt.
    Wenn sie sein Angebot annahm, könnte sie jetzt etwas Konstruktives tun, statt abzuwarten, bis ihre Vorgesetzten aktiv wurden. Warum hatte sie eigentlich prompt abgelehnt, als er ihr vorschlug, die restlichen Tage ihres Urlaubs in »Griffin’s Rest« zu verbringen? Wieso hatte sie nicht einmal darüber nachgedacht?
    »Sie könnten hier einige Leute aus dem Team kennenlernen, mit uns arbeiten. Und wir wären zusammen, wenn der Skalpierer wieder anruft«, hatte Griff gesagt.
    Ihr Bauch war unbedingt dafür, sich mit Griffin Powell zusammenzutun. Ihr gesunder Menschenverstand war strikt dagegen. Ihre Gefühle und ihr Verstand waren sich denkbar uneins. Und so viel Nic auch gegen ihn hatte und ihm bis zu einem gewissen Grad misstraute, konnte sie verstehen, weshalb die meisten Frauen ihn faszinierend fanden.
    Sie natürlich nicht! Niemals!
    Ja, er sah gut aus, groß, verwegen, blond, nordisch. In längst vergangener Zeit wäre Griff ein plündernder Wikinger gewesen, der sich nahm, was er wollte.
    Ihr Vater war auch so ein großer, rauher und verwegener Typ gewesen. Er hatte ihre zarte, kapriziöse Mutter mit seiner dominanten Art ebenso erdrückt wie Nics gleichermaßen sanften und netten Bruder Charles David. Auch Nic hatte er zu dominieren versucht, indem er sie wie ihre Mutter behandelte, wie eine Porzellanpuppe mit Stroh im Kopf. Hätte er etwas genauer hingesehen, wäre ihm aufgefallen, dass Nic äußerlich wie eine Kopie ihrer Mutter war, im Wesen jedoch starke Ähnlichkeit mit ihm hatte.
    Wie anders hätte ihrer aller Leben verlaufen können, hätte ihr Vater Charles David erlaubt, das sensible, emotionale Kind zu sein, und ihr, das starke und unabhängige. Aber nein, sein Sohn musste ein Mann sein. Ein richtiger Mann. Keine Tränen. Kein Jammern. Und seine Tochter musste kapriziös, feminin und dumm sein. In Charles Bellamys Welt war kein Platz für Einzigartigkeit, und man kannte keine Gnade für einen Sohn, der ihn fortwährend enttäuschte, oder eine

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