Kiss and kill: Thriller (German Edition)
schätze, Sie glauben mir nicht, wenn ich sage, ich wäre gerade in der Nähe gewesen.«
Sie funkelte ihn an, musste jedoch zu ihrem Verdruss zugeben, dass sie sich tatsächlich freute, ihn zu sehen. In den fünf Jahren, die sie ihn kannte, empfand sie ihn erstmals nicht als Konkurrenten oder Feind. Dennoch war sie nicht so blöd, sich einzubilden, er wäre ihr Freund. Und das sollte sie auch tunlichst lassen. Sie musste auf der Hut sein, denn wenn sie nicht aufpasste, könnte sie am Ende seinem Zauber erliegen, jener betörenden Mischung von gutaussehendem Macho und Südstaatencharmeur.
»Ach, wo sind nur meine Manieren geblieben!«, sagte sie mit einem übertrieben gekünstelten Lächeln. »Bitte, kommen Sie doch herein. Wie schön, Sie zu sehen. Ich bin froh, dass Sie vorbeikommen konnten.«
Er grinste. »Was halten Sie davon, wenn Sie sich umziehen, sich einmal mit dem Kamm durchs Haar gehen und von mir zu einem verspäteten Abendessen ausführen lassen?«
»Was stimmt denn mit meinem Aussehen nicht?« Sie trat einen Schritt zurück, breitete die Arme aus und posierte für ihn. In ihrer zu weiten Baumwollhose, dem übergroßen T-Shirt, ungeschminkt und mit einem ziemlich ramponierten Pferdeschwanz dürfte sie eher wie ein aufgewärmter Workaholic aussehen, nicht wie die Traumfrau, die jemand von seinem Kaliber gern zum Essen ausführte.
Prompt musterte er sie von oben bis unten. »Wenn Sie nicht wollen, können wir auch was bestellen.«
»Ich habe keinen Hunger«, sagte sie und zeigte auf den leeren Eisbecher auf ihrem Couchtisch. »Ich hatte gerade eine Riesenportion Häagen-Dasz.«
Griff kam ins Haus und schloss die Tür hinter sich. Plötzlich war er viel zu nah, keine dreißig Zentimeter entfernt, so dass sie sein Aftershave riechen konnte. Und sie wusste, dass er sich stets nur sehr spärlich parfümierte. Nun ja, was immer dieser Duft war, er kostete gewiss mehr per Unze, als sie in der Woche verdiente.
»Wann haben Sie das letzte Mal etwas Anständiges gegessen?«, fragte Griff.
»Eiskrem ist eine Milchspeise, mithin ein Grundnahrungsmittel.«
»Ich muss Ihnen wohl nicht sagen, dass Sie grauenhaft aussehen.« Wieder musterte er sie eingehend. »Sie haben abgenommen.«
Sie hatte das Gefühl, er könnte geradewegs durch ihre Kleidung sehen, und das machte sie nervös. »Hören Sie auf, mich so anzugucken!«
»Sie schlafen nicht, Sie essen nicht, Sie haben miserable Laune. Also wirklich, allein Ihr Anblick weckt die finsterste Seite in mir.«
»Ach ja, wie das?«
Er trat einen Schritt auf sie zu, und automatisch wich sie zurück.
»Warum sind Sie hier?«, fragte sie. »Ich will Sie nicht hier haben. Ich brauche Sie nicht. Fahren Sie nach Hause.«
Griff holte sein Handy hervor, tippte eine programmierte Nummer an und sagte eine halbe Minute später: »Ich brauche ein Abendessen für zwei, so schnell wie möglich.«
Nic schüttelte den Kopf und gestikulierte wild, doch er ignorierte sie. Anscheinend sprach er mit einem seiner Untertanen, jemandem, der ihn nach Woodbridge begleitet haben musste. Sobald er aufgelegt hatte, ging sie auf ihn los.
»Was bilden Sie sich eigentlich ein, einfach bei mir zu Hause aufzukreuzen, mich herumzukommandieren und mich zu behandeln wie …?«
Er packte ihre Schultern, sanft und fest zugleich, und sie hielt hörbar den Atem an. Bei seiner Berührung durchfuhr sie ein vollkommen unangemessenes Gefühl. Ihre Blicke begegneten sich, und sie sahen einander stumm an.
Dann ließ Griff sie los, langsam, indem er seine Hände über ihre Schultern und die Arme hinuntergleiten ließ bis zu ihren Handgelenken.
Als er sie endlich nicht mehr berührte, wagte Nic, wieder Luft zu holen, und zwang sich, den Blickkontakt zu brechen. Was auch immer da gerade passiert sein mochte, ihr war alles andere als wohl dabei.
»Unser Dinner sollte innerhalb der nächsten Stunde kommen«, sagte er. »Falls Sie sich vorher frischmachen wollen, habe ich nichts dagegen. Falls nicht, macht es mir auch nichts aus, Sie so zu sehen, wie Sie sind.«
»Uuuh, Sie Süßholzraspler, Sie!«
Griff lachte leise.
Irgendetwas in Nic, eine Art Knoten, löste sich auf einmal. Plötzlich fühlte sie sich seltsam entspannt. Lächelnd schüttelte sie den Kopf.
»Sie setzen Ihren Dickschädel immer durch, was?«
»Nicht immer, und bei Ihnen selten, wenn überhaupt.«
»Ich gehe unter die Dusche und ziehe mir was an, das nicht zerknautscht ist. Aber mehr nicht. Ich werde mich nicht für Sie
Weitere Kostenlose Bücher