Kiss and kill: Thriller (German Edition)
erreicht.«
»Bitte, nein … nein, bring mich nicht um. Ich habe ein Kind, ein kleines Mädchen, das mich braucht.«
»Ach, arme Dru, du bist ja so bemitleidenswert.«
Ehe sie begriff, was er vorhatte, feuerte er einen Schuss ab. Die Kugel traf sie in die Schulter. Aufschreiend vor Schmerz, griff sie sich an die Schulter und knickte nach vorn ein. Blut schoss ihr zwischen den schmutzigen Fingern hindurch.
»Ein paar Schüsse noch, ein bisschen mehr Leid, und unser Spiel ist zu Ende.«
Spiel! Das war es für ihn. Ihr Leben bedeutete ihm nichts. Die Tatsache, dass sie ein Kind hatte, einen Mann … Alles war ihm egal. Für ihren Entführer war sie keine Frau, nicht einmal ein menschliches Wesen. Sie war bloß seine Beute.
Er schoss ihr in die andere Schulter. Nun sackte sie auf die Erde. Der Schmerz war unerträglich, und doch blieb ihr keine andere Wahl, als ihn auszuhalten.
Zwei weitere Kugeln trafen sie in kurzen Abständen, während er auf sie zuschritt. Eine ging in ihre linke Wade, die andere in ihren rechten Schenkel.
Als sie kurz davor war, vor Schmerz ohnmächtig zu werden, griff er in ihr Haar und riss sie nach oben, bis sie wieder auf den Knien war. Dann, als sie erneut nach vorn sackte, schoss er zum letzten Mal.
Pudge lehnte sein Gewehr an einen Baumstamm und benutzte seinen Fuß, um Dru herumzurollen und seine Beute zu begutachten. Dann ging er in die Hocke, griff eine Handvoll des seidigen, rotbraunen Haars, das am Hinterkopf noch klebrig nass vom Blut war und am Schädel klebte. Er fuhr mit den Fingern durch die feuchten Strähnen und lächelte.
Ruhig holte er sein Buschmesser aus der Scheide an seinem Gürtel. Der rostfreie Stahl blitzte silbern im Nachmittagslicht. Er ließ sich Zeit damit, den Skalp abzuschälen, genoss jede Sekunde und prägte sich gut ein, wie sich dieser Triumph anfühlte, auf dass er die schwindelerregenden Momente jederzeit wieder heraufbeschwören könnte.
Kapitel 14
Der Anruf ging um neun Uhr fünfunddreißig an einem bewölkten, kühlen Oktobermorgen ein. Nic war zwei Tage zuvor nach Charlotte gekommen, um eine Konferenz mit Betty Schonrock, dem örtlichen Polizeichef, dem County Sheriff und dem Bürgermeister abzuhalten. Alle hatten sie unter höchster Anspannung gestanden, gewartet und vergeblich gehofft, dass Dru Tanners Leiche nicht wieder ungefähr drei Wochen nach ihrem Verschwinden in der Gegend gefunden würde. Aber sie wurde gefunden – wie ihre Vorgängerinnen. Gleich außerhalb Charlottes, unweit der Interstate 85, nahe dem Catawba River, entdeckten zwei Rentner auf ihrem Weg zum Angeln sie kopfüber an einem Baum hängend.
Der Einsatzleiter, der den Anruf entgegennahm und einem der Angler wesentliche Informationen entlocken konnte, begriff sofort. In nicht einmal zwanzig Minuten waren zwei Hilfssheriffs vor dem Sheriff dort und zwanzig Minuten bevor Nic und Betty sich durch den Stadtverkehr und über die Autobahn gekämpft hatten.
Die Hilfssheriffs hatten den Fundort gesichert, und obwohl sich bereits eine Gruppe Schaulustiger gebildet hatte, war die Lage weitab von der Stadt, so dass die Menge kein wirkliches Problem darstellte. Sheriff Painter zeigte sich überaus kooperativ und schien erleichtert, dass mit Nic das FBI den Fall übernahm.
»Sie ist ein Opfer vom Skalpierer, stimmt’s? Das ist diese Tanner, die er vor ein paar Wochen verschleppt hat.« Der Sheriff schüttelte ratlos den Kopf. »Sie müssen den Kerl unbedingt finden.«
Alles wurde fotografiert und auf Nics Anweisung hin auch gefilmt. Der Leichenbeschauer wollte noch einige zusätzliche Aufnahmen. Er überprüfte die Leichenstarre, indem er den Kiefer, den Hals, die Augenlider sowie die Arme bewegte.
»Sie ist schon eine Weile tot«, sagte er schließlich. »Wahrscheinlich fast vierundzwanzig Stunden.«
Sie fotografierten die Seile sowie alle Riss- und Schürfwunden und Blutergüsse am Körper, bevor sie die Leiche vom Baum abnahmen. Anschließend wurden die Seile so durchtrennt, dass die Knoten erhalten blieben.
Nic betrachtete die Leiche. Nach den Fotos, die sie von der Familie bekommen hatte, erkannte sie die Frau wieder, obgleich ihr Gesicht und ihr Körper furchtbar zugerichtet waren. Zudem bestätigte ein Schmetterlings-Tattoo am linken Knöchel die Identität.
Nic versuchte, nicht an Dru Tanners Mann und ihr Kind zu denken. Sie bedeutete dem Leichenbeschauer, mit seiner Arbeit fortzufahren. Er bedeckte ihr Gesicht, ihre Füße und ihre Hände lose mit
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