Kiss and kill: Thriller (German Edition)
auf der Sofalehne hinter ihr aus. »Sie nehmen sich selbst zu hart ran. Warum, Süße? Was versuchen Sie zu beweisen?«
Nic sah in ihr Weinglas, um Griff nicht in die Augen schauen zu müssen. »Sie halten mich für eine verbitterte, militante Feministin, oder?«
»Ich habe nie behauptet …«
»Tja, die bin ich nicht.« Jetzt sah sie wütend zu ihm auf.
»Sie kennen mich nicht. Sie haben keine Ahnung, wer ich bin, was ich denke oder fühle.«
»Stimmt.«
Ihre Blicke begegneten sich, und keiner von beiden war imstande wegzusehen.
»Unsere Beziehung war viel leichter, als ich Sie nicht ausstehen konnte«, sagte Nic. »Ich habe genauso streng über Sie geurteilt wie Sie über mich. Und so ungern ich es auch zugebe, ich habe mich in Ihnen wohl genauso geirrt wie Sie sich in mir.«
»Vorsicht, Special Agent Baxter, Sie sind kurz davor, nett zu mir zu sein.«
Nic lächelte und sah zur Seite. »Vielen Dank für das Dinner.«
»War mir ein Vergnügen«, sagte er. »Was machen die Kopfschmerzen?«
»Welche Kopfschmerzen?« Sie seufzte. »Es muss der Hunger gewesen sein, oder der Stress. Jedenfalls sind sie dank des schönen, entspannten Abendessens verschwunden.« Sie hob ihr Glas. »Und der Wein half natürlich auch.«
»Jetzt können Sie nicht mehr zu Ihrem Hotel fahren.«
»Sie schlagen mir doch nicht vor, die Nacht hier zu verbringen, oder?«
»Nicht hier bei mir. Die Suite hat nur ein Schlafzimmer. Aber ich kann Ihnen ein Zimmer buchen und …«
»Oder ich nehme mir ein Taxi zu meinem Hotel zurück.«
»Bleiben Sie. Wir können die Flasche austrinken, noch ein bisschen plaudern und uns besser kennenlernen. Vielleicht korrigieren wir ja noch ein paar unserer Vorurteile. Und morgen frühstücken wir gemeinsam, bevor ich Sie begleite, falls Sie erlauben.«
»Aha, das ist also der wahre Grund! Sie wollen mir Honig ums Maul schmieren.«
»Ertappt.«
Sie sollte verärgert sein, aber das war sie nicht. Sie sollte aufstehen und gehen. Das tat sie nicht.
»Ich bleibe«, sagte sie stattdessen. »In dem Hotel, nicht in Ihrem Schlafzimmer.«
Griff nickte und stand auf, um bei der Rezeption anzurufen.
»Wo ist das Bad?«, fragte Nic.
Er zeigte in eine Richtung und ergriff gleichzeitig das Telefon.
Als sie wieder aus dem Bad kam, wartete er auf dem Sofa auf sie. Und sie bemerkte, dass er ihre Weingläser nachgefüllt hatte.
»Sie haben ein Zimmer gleich am Ende des Flurs«, sagte er.
»Danke.«
»Setzen Sie sich.« Er klopfte auf das Kissen neben sich.
»Lassen Sie uns noch ein wenig reden.«
»Ich bin ziemlich erledigt«, gestand sie. »Ich weiß nicht, wie lange ich noch durchhalte, bis mir die Augen zufallen. Vielleicht sollte ich lieber gehen.«
»Der Page wird gleich mit dem Schlüssel kommen, dann bringe ich Sie zu Ihrem Zimmer.«
Sie setzte sich neben ihn. »Ich verstehe, warum so viele Frauen Sie unwiderstehlich finden.«
»Und warum?« Er lehnte sich zu ihr.
»Weil Sie ausgesprochen charmant sind. Und Sie können einer Frau das Gefühl geben, etwas Besonderes zu sein.«
»Sie sind etwas Besonderes, Nicki.«
Beide beugten sich zueinander, bis ihre Gesichter nur noch Zentimeter voneinander entfernt waren. Würde er sie küssen? Wollte sie von ihm geküsst werden?
Als der Page anklopfte, zuckte Nic zusammen und wich zurück. Sobald Griff den Schlüssel hatte, sprang sie auf und ging auf ihn zu.
»Ich sollte jetzt gehen«, sagte sie.
Er fasste ihren Ellbogen.
»Ich begleite Sie zu …«
»Nein! Nein danke, geben Sie mir einfach den Schlüssel. Ich komme bestens allein zurecht.« Sie hielt ihre Hand hin.
Er legte das Plastikkärtchen hinein und schloss ihre Finger darüber. Ihr Blick wanderte von seiner Hand zu seinem Gesicht. »Bestellen Sie das Frühstück für sieben Uhr, ja? Dann können wir weiterreden. Nach ein paar Stunden Schlaf dürften wir beide einen klareren Kopf haben.«
Kapitel 15
Nachdem Dru Tanners Leiche gefunden wurde, war Nic mehrere Tage in Charlotte geblieben, und während sie ihre Ermittlungen führte, wartete sie, dass der Skalpierer wieder anrief.
Doch er hatte sich nicht gemeldet.
Außerdem hatte sie dafür gesorgt, dass sie nicht noch einmal mit Griff allein war. Am Morgen nach dem privaten Dinner in seiner Suite hatte sie auf einem Frühstück unten im Hotelrestaurant bestanden. Er hatte sofort zugestimmt, was hieß, dass er entweder ein Gentleman war oder ihm ihr vager Flirt vom Vorabend nichts bedeutete. Beim Frühstück jedenfalls hatten sie
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