Herz zu klopfen und die Handflächen wurden feucht. Eine dämliche Mail von einem unbekannten Jungen aus dem Chat, und doch fühlte sich Volker, als ginge es hier um ... Ja, um was ging es überhaupt? Wieso reagierte er so? Dafür gab es doch keinen vernünftigen Grund!
Widerstrebend öffnete Volker die Nachricht.
An:
[email protected] Von:
[email protected] Datum: 07.06.2008
Uhrzeit: 18:32
Betreff: AW: Unser Chat
hey volker, cool dass du schreibst. ich antworte nur kurz, weil ich gleich ein date habe. bin total aufgeregt. mit nem typ aus dem chat. werde dir berichten. wenn du bock hast, schreib mal ne sms 0174 445211 dann sag ich dir wie es läuft.
ach ja, mit deinem freund tut mir leid. aber dann hat der dich auch nicht verdient. ich hoffe du schreibst mir und vergiss den arsch! finn
Erleichterung machte sich breit. Volker ließ sich in seinen Bürostuhl zurücksinken. Warum überhaupt Erleichterung? Es hatte doch im Grunde gar nichts auf dem Spiel gestanden. Volker schloss die Augen. Der Student Rick ging und der Schüler Finn kam. War es etwa das, was ihn so nervös gemacht hatte? Wollte er nicht, dass dieser fremde Junge ihm ebenfalls wie Rick eine Abfuhr erteilte?
Er öffnete die Augen wieder und las die Mail noch mal. Und dann fing er laut an zu lachen. ... und vergiss den arsch! Zwar kannte er diesen Finn überhaupt nicht, doch der Junge gefiel ihm. Für einen 28-jährigen Studenten war er vielleicht zu spießig, aber ein 23-jähriger Berufsschüler stand ihm bei. Wenn das mal nicht Ironie des Schicksals war.
Volker schüttelte den Kopf. Ernst nehmen durfte er diese Flirterei dennoch nicht. Der Junge war neun Jahre jünger als er! Und knackig ... Wilde Fantasien stürmten plötzlich seinen Kopf. Dabei hatte er doch gerade erst seine Triebe ausgelebt.
Mit diesem Gedanken im Kopf las er die Mail nochmals und blieb nun gleich zu Anfang an einer Information hängen, die er noch nicht realisiert hatte. Finn hatte ein Date mit jemanden aus dem Chat? Volker schluckte. Sofort nahm er sein Mobiltelefon und speicherte Finns Nummer ein. Dann hielt er inne. Was hatte er erwartet? Finn war im Chat unterwegs, um ein bisschen mehr zu erleben, als einen spröden Flirt mit einem alternden Lehrer. Wenn Volker sich nicht so geziert hätte, dann wäre der Junge sicher nicht zu diesem Date ...
Es war müßig, sich jetzt Gedanken darüber zu machen. Der Junge war 23. Kein Alter, in dem man brav zu Hause blieb. Und dennoch ließ die Unruhe ihn nicht los. Finn traf sich also mit Wildfremden für - anonymen Sex? Oder suchte er einen Freund? Warum hatte er ihm seine Telefonnummer geschickt? War das vielleicht ein Hinweis darauf, dass er gerade noch rechtzeitig gestoppt werden wollte?
Alberne Gedankenspiele. Ganz sicher machte Finn das nicht zum ersten Mal. Der ganze Chat mit ihm war vornehmlich darauf ausgelegt gewesen, seinen Partner zu sexuellen Handlungen zu bewegen. Der Junge war spitz und versuchte, seine Geilheit irgendwo loszuwerden. Und Volker war nicht sein Vater - und er wollte auch auf keinen Fall die Heilige Mutter spielen, obwohl es ihn noch so sehr dazu drängte.
Nein, keine SMS! Entschlossen legte Volker das Mobiltelefon beiseite und rief die Website eines Onlinebuchhändlers auf. Mürrisch dachte er an das Wort Frustkauf. Wieder so ein lebendiges Klischee.
Das Handy lockte dennoch.
Kapitel 3
Mit einem schummrigen Gefühl im Bauch verließ Finn das Haus. Innerlich dankte er Samara, dass sie ihn auf die Idee gebracht hatte, das Treffen gleich in der Nähe stattfinden zu lassen. Damit konnte er nichts verlieren, falls dieser GaymeBoy nicht auftauchte. Und falls doch, dann hatte Finn einen Grund, Samara zu verfluchen. Niemals hätte er sich allein dazu durchringen können, diesen Chatter zu treffen. Dabei war es nichts weiter als die logische Konsequenz. Er hatte Cybersex mit fremden Leuten, spielte mit ihnen Rollenspiele, ließ sich auf seinem Handy anrufen, um ihr Stöhnen zu hören, während er ebenfalls stöhnte. Warum also die Zurückhaltung, wenn es um ein Live-Date ging? Er war ein gutaussehender 16-jähriger Junge, der das Jungfrausein satt hatte. Finn wollte endlich wissen, wie sich Sex anfühlte. Nicht länger diese tausendfach gesehenen Pornobildchen und Handbetrieb. Er wollte einen Menschen küssen, einen echten Jungen, und ...
Er dachte an seinen Chat mit dem Lehrer. Der war kein Junge mehr, definitiv nicht. Und trotzdem fühlte sich Finn bei dem Gedanken wohler, sich einem echten