Kiss me teacher (Junge Liebe ) (German Edition)
Volker konnte sich einfach nicht mehr konzentrieren. Lustlos schob er einen Stapel Schulhefte beiseite. Verdammt, wie hatte er sich nur auf diesen Jungen einlassen können? Zum x-ten Mal nahm er sein Handy, rief das SMS-Menü auf, nur um dann doch nichts zu schreiben. Was sollte er auch schreiben? Dass er nun alles wusste, dass er in Finns Portemonnaie herumgewühlt hatte?
Mit einem Seufzen ließ er das Mobiltelefon wieder sinken und legte den Kopf nach hinten auf die Sofalehne. Auch das hatte er in der letzten Stunde mehrfach getan. Und trotzdem war er innerlich so dermaßen aufgewühlt, dass ihm die weiße Zimmerdecke nicht langweilig wurde.
Finn hatte es tatsächlich geschafft, die Trennung von Rick für kurze Zeit zu verdrängen. Er hatte es geschafft, ihm wieder ein wenig Licht in sein trübes Liebesleben zu bringen. Aber auf diese kurze Euphorie war nun die doppelte Enttäuschung gefolgt. Erschreckend eigentlich, dachte Volker, dass er sich als erwachsener Mann noch so dermaßen mitreißen ließ. Aber so war es nun mal gekommen, daran konnte er jetzt nichts mehr ändern. Er hatte mit einem Minderjährigen geschlafen, um seinen Trennungsschmerz zu vergessen. Volker beugte sich mit einem Stöhnen wieder vor und schlug sich die Hände vor das Gesicht. Er konnte es noch immer nicht fassen. Er hatte immer gedacht, er sei anders, als das gemeine Bild älterer Schwuler. Er wollte niemals einen jüngeren Partner haben, er war nicht auf Sex mit Frischfleisch aus, er wollte eine richtige Beziehung zu einem richtigen Mann. Und jetzt? Jetzt war er plötzlich schlimmer als all seine schwulen Bekannten zusammen. Die redeten nämlich nur davon, dass sie gern mal etwas mit einem süßen Boy hätten, wie sie es nannten. Tja, und er konnte ihnen nun erzählen, wie es war. Er, der bei solchen Gesprächen immer den Moralisten gegeben hatte, ausgerechnet er hatte sich nun mit einem Minderjährigen eingelassen ...
Volker sah auf. Nein, er war dem Jungen keineswegs als geifernder Schwuler auf den Leib gerückt. Im Gegenteil! Er hatte sich bis zum Schluss sogar gewehrt. Und er hatte letztlich auch keine Ahnung gehabt, dass Finn ihn bezüglich seines Alters belog. Im Grunde war er verführt worden - von einem 16-jährigen. Wenn er es genau bedachte, fühlte er sich eher als Opfer ...
„Oh Gott“, sagte er und ließ sich wieder nach hinten fallen. In solchen Kategorien wollte er jetzt ganz bestimmt nicht denken. Opfer und Täter, das ging dann doch ein wenig zu weit. Aber die Zusammenhänge deckten sich immer weiter auf. Finn hatte ihn im Chat regelrecht angemacht. Der Junge war im Grunde gar nicht an einem normalen Gespräch interessiert gewesen. Und dann hatte er sich ja schon fast aufgezwungen und Volker - ja, er war am Ende einfach schwach geworden. Schließlich war er auch nur ein Mann. Und was konnte man als Mann schon groß tun, wenn sich ein knackiger Hintern einem quasi auf die Stange schob.
Augenblicklich reagierte Volkers Körpermitte bei diesem Gedanken, was Volker letztlich noch mehr irritierte. Verdammt, der Junge war schließlich erst 16! Das Geschehene konnte er natürlich nicht mehr rückgängig machen, aber er konnte dafür sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholte. Egal wie schön es auch sein mochte, er wollte für nichts und niemanden nur Mittel zum Zweck sein. Und wenn sich Finn unbedingt die Hörner abstoßen wollte, dann musste er sich für seine ersten Erfahrungen jemand anders suchen. Nicht auszudenken, was das für ein Skandal würde, wenn irgendwer davon Wind bekäme. Lehrer gibt Minderjährigem Privatunterricht in Sexualkunde ...
Das war ein Aspekt, über den Volker bislang noch gar nicht richtig nachgedacht hatte. Bis jetzt hatte er Finn lediglich als 16-jährigen gesehen. Nach dem Gesetz konnte man ihm also diesbezüglich keinen Vorwurf machen. Das hieß aber nicht, dass sich dieser Zwischenfall nicht doch irgendwie negativ auf sein Berufsleben auswirken konnte. Finn hatte ihm ja gesagt, dass er noch zur Schule ging. Berufsschule. Aber im Grunde war es doch egal, welchem Schulsystem sie angehörten, letztlich würde nur die reißerische Headline Bestand haben, dass ein Lehrer mit einem Schüler ins Bett gegangen war.
Entschlossen nahm Volker wieder das Handy auf. Diesmal würde er wirklich eine SMS schreiben.
Kapitel 20
„Sag mal, was willst du eigentlich von mir?“, fragte Finn, als sie in die Straßenbahn stiegen.
„Keine Idee?“, fragte Rick mit einem anzüglichen Grinsen
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