Kissed by an Angel
vertraue dir, Engel. Ich bin in deiner Hand.
Als Tristan sie sah, hörte er auf zu schwimmen. »Du bist da«, begrüßte er sie. »Und du bist im Wasser.«
Er sah so glücklich aus, dass sie für einen Moment, für einen kurzen Moment, ihre Angst vergaß.
»Wie geht’s dir?«, fragte er sie.
»Gut. Es macht dir doch nichts aus, wenn ich hier stehe und bibbere, oder?«
»Wenn du dich bewegst, wird dir warm.«
Sie sah auf das Wasser.
»Komm, wir gehen ein bisschen.« Er nahm ihre Hand und führte sie am Beckenrand entlang. Es war nicht anders, als durch ein Einkaufszentrum zu laufen, auch wenn jeder Schritt durch den Wasserwiderstand in Zeitlupe stattfand.
»Soll ich dir von Ella und dem Chaos erzählen, das sie bei mir zu Hause veranstaltet?«
»Klar«, antwortete Ivy. »Hat sie inzwischen die Schachtel mit den Chicken Nuggets gefunden, die du in den Fernsehschrank gestopft hast?«
Tristan sah einen Moment verblüfft aus, dann fing er sich. »Ja, sofort nachdem sie sich durch den ganzen Kram gewühlt hat, den ich hinters Sofa geworfen hatte.« Er plapperte weiter, erzählte ihr ein paar Geschichten von Ella und lief am Beckenende mit ihr auf und ab.
Als sie stehen blieben, fragte er: »Wollen wir dein Gesicht auch nass machen?«
Davor hatte es ihr gegraut. Er schöpfte mit den Händen Wasser und ließ es über ihre Stirn und Wangen rinnen, als würde er ein Baby waschen.
»Das mach ich doch auch beim Duschen«, entgegnete Ivy scharf.
»Ach, Entschuldigung, Miss Fortgeschritten. Dann kommen wir zum nächsten Schritt.« Er grinste sie an. »Hol tief Luft. Ich will, dass du mich unter Wasser ansiehst. Das Chlor wird ein bisschen brennen, aber ich will diese großen grünen Augen und die Bläschen sehen, die aus deiner Nase aufsteigen. Über Wasser holst du Luft und unter Wasser atmest du sie aus. Verstanden? Eins, zwei, drei.« Er zog sie unter Wasser. Sie hüpften auf und ab, jedes Mal hielt er sie ein bisschen länger unten und schnitt Grimassen.
Ivy kam schnell wieder an die Oberfläche, prustete und schluckte.
»Also, wenn du nicht mal die einfachsten Anweisungen befolgen kannst...«, fing er an.
»Du bringst mich zum Lachen!«, beschwerte sich Ivy. »Es ist unfair, wenn du mich zum Lachen bringst.«
»Gut. Dann jetzt ganz ernsthaft. Oder so ähnlich.«
Er zeigte ihr die richtige Atemtechnik: wie sie sich vorstellen musste, das Wasser wäre ein Kissen, und wie sie zum Einatmen den Kopf seitlich legen musste. Sie übte es eine Weile, während sie sich mit beiden Händen am Beckenrand festhielt. Dann nahm er ihre Hände und zog sie durchs Wasser. Sie begann von selbst, mit den Füßen zu strampeln, damit sie nicht unterging. Ivy hatte Lust, den Kopf anzuheben und ihn anzuschauen. Einmal tat sie es und sah, dass er ihr zulächelte.
Eine Zeit lang übten sie die Beinbewegungen am Rand, dann spielten sie Zug. Sie hielt sich an seinen Knöcheln fest, er machte die Arm-, sie die Beinbewegungen. Sie staunte, dass er sie allein mit der Kraft seiner Arme so schnell hinter sich herziehen konnte.
Als sie aufhörten, fragte er sie: »Wirst du allmählich müde? Willst du dich kurz an den Rand setzen?«
Ivy verneinte mit einem Kopfschütteln. »Wenn ich aus dem Wasser steige, bin ich mir nicht sicher, ob ich wieder reingehe.«
»Du bist mutig«, stellte er fest.
Sie lachte. »Das Wasser geht mir ja nur bis zu den Schultern, und das nennst du Mut?«
»Logo.« Er schwamm um sie herum. »Ivy, jeder hat vor
irgendwas Angst. Du gehörst zu den wenigen Leuten, die sich ihrer Angst stellen. Aber ich wusste sowieso, dass du mutig bist. Das wusste ich vom ersten Tag an, als du durch die Cafeteria geprescht bist und diese Cheerleaderin im Schlepptau hattest, die eigentlich dir alles zeigen sollte.«
»Ich hatte Hunger«, erklärte Ivy. »Und ich hab eine kleine Show abgezogen.«
»Na ja, die ist dir gelungen.«
Sie lächelte und er lächelte zurück, seine braunen Augen leuchteten und auf seinen Wimpern glitzerten Wassertropfen.
»Okay«, sagte er. »Willst du dich auf dem Rücken treiben lassen?«
»Nein. Aber ich mach’s.«
»Das ist ganz einfach.« Tristan streckte sich rückwärts im Wasser aus, ließ sich treiben und wirkte völlig entspannt. »Siehst du, was ich mache?«
Verdammt gut aussehen, dachte sie, dann dankte sie den Engeln, dass er nicht so gut Gedanken lesen konnte wie Beth.
»Ich hebe die Hüften an, strecke den Rücken durch und lass alles andere locker. Versuch es mal.«
Ivy versuchte
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