Kissed by an Angel
in einen Pool wirft?«
Wag es nicht!«, warnte ihn Ivy. »Wag es ja nicht, so was zu tun.«
Die Katze sprang auf und huschte unter einen Sessel.
Tristan sah Ivy verblüfft an. »Natürlich würde ich das nicht tun. Ich hab nur darüber nachgedacht.«
Sie senkte die Augen und wurde rot.
»Hat das mal jemand mit dir gemacht, Ivy?«
Als sie nicht antwortete, versuchte er es anders. »Warum hast du solche Angst vor Wasser?«, fragte er ruhig. Hat es was mit deiner Kindheit zu tun?«
Ivy sah ihn nicht an. »Ich bin dir echt was schuldig dafür, dass du mich von dem Brett runtergeholt hast«, sagte sie.
»Du schuldest mir überhaupt nichts. Ich frag nur, weil ich es verstehen möchte. Schwimmen ist mein Leben. Ich kann mir überhaupt nicht vorstellen, dass jemand kein Wasser mag.«
»Wie solltest du auch?«, erwiderte sie. »Wasser ist für dich wie Wind für einen Vogel. Es lässt dich fliegen. So sieht es zumindest aus. Ich kann mir nur schwer vorstellen, wie sich das anfühlt.«
»Warum hast du solche Angst davor?«, bohrte er weiter. »Wer hat dir solche Angst eingejagt?«
Sie dachte einen Augenblick nach. »Ich kann mich nicht mal mehr an seinen Namen erinnern. Er war einer der Freunde meiner Mutter. Davon hatte sie früher eine ganze Reihe und manche von ihnen waren wirklich nett. Aber er hatte eine fiese Ader. Er hat uns an den Pool von einem Freund mitgenommen. Ich glaube, ich war damals vier. Ich konnte nicht schwimmen und wollte auch nicht ins Wasser. Wahrscheinlich hab ich ihn nach einer Weile genervt, weil ich wie eine Klette an Mom hing.«
Sie schluckte und sah zu Tristan.
»Und?«, fragte er sanft.
»Mom ging für ein paar Minuten ins Haus, um bei den Sandwiches zu helfen oder so was. Da hat er mich gepackt. Ich wusste, was er vorhatte und habe um mich geschlagen und geschrien, aber Mom hat mich nicht gehört. Er hat mich an den Beckenrand gezerrt. >Mal sehen, ob sie schwimmt<, hat er gerufen. >Mal sehen, ob die Katze schwimmt!< Er hat mich hochgehoben und hineingeworfen.«
Tristan zuckte zusammen, als stünde er daneben und sähe zu.
»Das Wasser schlug über meinem Kopf zusammen«, fuhr Ivy fort. »Ich hab wie wild gestrampelt, um mich getreten und mit den Armen gerudert, aber ich bin untergegangen. Ich bekam keine Luft mehr und schluckte sofort Wasser.«
Tristan starrte sie ungläubig an. »Ist dieser Typ dir hinterher gesprungen?«
»Nein.« Ivy war aufgestanden und lief wie eine rastlose Katze durchs Zimmer.
Ella streckte den Kopf unter dem Sessel hervor, um zu sehen, was vor sich ging; an ihren Schnurrhaaren hingen Staubflocken.
»Ich bin mir ziemlich sicher, dass er betrunken war«, sagte Ivy. »Alles um mich herum verschwamm. Dann wurde es dunkel. Meine Arme und Beine wurden schwer und mein Oberkörper fühlte sich an, als würde er platzen. Ich betete. Zum ersten Mal in meinem Leben betete ich zu meinem Schutzengel. Dann spürte ich, wie mich jemand hochhob und über Wasser hielt. Der Schmerz in meinen Lungen hörte auf und ich konnte wieder sehen. Ich erinnere mich kaum noch an den Engel, nur noch an ein Glänzen, an viele Farben und dass er wunderschön war.«
Ivy sah Tristan von der Seite an, dann verzog sich ihr Mund zu einem breiten Lächeln. Sie ging wieder zu ihm und setzte sich ihm gegenüber auf den Boden.
»Schon gut. Ich erwarte nicht, dass du mir das glaubst. Hat bisher noch niemand gemacht. Offensichtlich ist meine Mutter wieder rausgekommen und ihr Freund hat sich zu ihr gedreht, um mit ihr zu reden. Deshalb hat niemand gesehen, wie ich es an den Beckenrand zurückgeschafft habe. Sie dachten wohl einfach, ein Kind lernt schwimmen, wenn man es ins Wasser wirft.« Auf ihrem Gesicht lag ein wehmütiger Ausdruck. Sie war ganz woanders und in Erinnerungen versunken.
»Ich würde gern an deinen Engel glauben«, erklärte Tristan, dann zuckte er mit den Schultern. »Tut mir leid.« Er kannte so etwas, denn manchmal erzählte sein Vater solche Geschichten aus dem Krankenhaus. So funktionieren Menschen eben, dachte er: Manche reagieren in einer Notsituation auf diese Weise.
»Als ich Montag da oben auf dem Sprungbrett stand«, sagte Ivy leise, »hab ich zu meinem Wasserengel gebetet.«
»Und dann kam nur ich«, betonte Tristan.
»Immerhin«, erwiderte sie und lachte.
»Ivy ...«, er versuchte das Zittern in seiner Stimme zu unterdrücken, denn sie sollte nicht merken, welche Hoffnungen er sich machte. »Ich könnte dir Schwimmen beibringen.«
Sie sah ihn mit großen
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