Kissed by Darkness
Diese Träume von dem Priester, sind die auch real?« Ich schlang die Arme um mich und versuchte, die Kälte zu lindern, die sich in meinem Bauch zusammenballte. »Denn falls ja, dann würde mich das gar nicht freuen.«
Endlich sprach er, sehr leise. »Das sind sie.«
»Was sind sie?« Ich musste es hören.
»Sie sind real. Deine Träume sind wirklich.«
Mist. Als wollte man Wasser aus einem Stein pressen – der Typ schenkte einem nichts. »Und?«
Er fuhr sich durch die Haare. Das hätte ich auch gerne für ihn übernommen. Dann stand er vom Sofa auf und begann, auf und ab zu tigern. Nach einigem Hin und Her kam ich mir vor, als würde ich einem Tennismatch zusehen.
»Komm schon, Jack. Sprich mit mir. Du kannst mir nicht einfach sagen, dass meine Träume Wirklichkeit sind, und es dann dabei belassen.« Auch wenn ich meinen momentanen Ausblick auf seine Kehrseite sehr genoss.
Oh Mann. Komm runter, Mädchen.
Endlich blieb er stehen und drehte sich zu mir um. Offensichtlich war ihm nur allzu klar, dass ich seinen Hintern angestarrt hatte. Für den Bruchteil einer Sekunde huschte Belustigung über sein Gesicht, dann blickte er jedoch sofort wieder grimmig drein. »Mehr kann ich dir nicht sagen. Ich war der Ritter in dieser Höhle. Genauso wurde ich verwandelt. Von diesem Priester weiß ich nichts, also kann ich dir damit nicht weiterhelfen. Ich nehme einfach an, dass deine Träume über ihn genauso wahr sind wie jene über mich.«
So langsam wurde ich wütend. Ich sprang auf und baute mich vor ihm auf.
»Jetzt hör mal zu, Jack.« Ich pikte ihm den Finger in die Brust. In seine unglaublich breite, warme, muskulöse Brust. Gott, am liebsten hätte ich ihm das Shirt heruntergerissen und seine Haut gestreichelt, bis …
Ich schüttelte den Kopf. Konzentrier dich, Morgan. »Ich habe ein Recht, es zu erfahren.« Um meine Worte zu unterstreichen, pikte ich ihn noch einmal.
Ohne eine erkennbare Gefühlsregung schob er meine Hand beiseite, ließ sie jedoch nicht sofort los. Stattdessen streichelte er mit dem Daumen über die Innenseite meines Handgelenks. Bei der Berührung durchfuhr mich ein kleiner Stromstoß. Meine Güte. Wie alt war ich denn? Zwölf?
»Was musst du deiner Meinung nach denn so dringend wissen?«
Es klang so herablassend, dass ich ihn am liebsten geohrfeigt hätte. Ich riss mich los. »Wie wäre es für den Anfang mal mit den sogenannten Ravenern? Warum habe ich von denen noch keinen rumlaufen sehen?«
»Weil es sie nicht mehr gibt. Nur reinblütige Atlanter werden zu Ravenern, und da es keine Vollblutatlanter mehr gibt …«
Gibt es auch keine Ravener mehr. Klang logisch. »Okay, wie wäre es mit dem Unterschied zwischen Vampiren und Sunwalkern? Das könnte doch ganz nützlich sein.« Ja, auch ich konnte herablassend klingen.
Er zuckte mit den Schultern. »Das Offensichtliche. Ich kann das Sonnenlicht aushalten, sie nicht. Ich esse ganz normale Dinge, sie trinken Blut. Ich atme und habe einen Herzschlag, sie nicht. Ihr Durst ist stärker als alles andere. Sie fühlen weder Hass noch Liebe und haben kein Interesse an Sex, während ich mich für all das durchaus interessiere.«
Ich schluckte. War da wirklich eine ganz schwache Betonung auf dem Wörtchen »ich« gewesen? »Und wie sieht es mit den Ähnlichkeiten aus?«
»Wir sind beide stärker und schneller als Menschen. Wir leben so lang, dass wir praktisch unsterblich sind, auch wenn Sunwalker im Schnitt wesentlich älter werden als Vampire, da wir uns von der Sonne nähren können, während Vampire Blut brauchen – Blut, das heutzutage allzu oft verunreinigt ist. Einige von uns sind ein wenig … medial veranlagt, wenn man so will.«
»Und das ist alles?« Unglauben schwang in meiner Stimme.
»Mehr weiß ich nicht.« Wieder dieses Pokerface. Das konnte er seiner Großmutter erzählen.
»Okay.« Ich ließ die Sache auf sich beruhen. Fürs Erste. »Wie wäre es, wenn du mir mehr über deine Verwandlung erzählst? Oder über dein Leben als Sunwalker?«
Einen Augenblick lang dachte ich, er wollte tatsächlich antworten, doch dann schüttelte er nur den Kopf. »Du musst jetzt gehen, Morgan. In fünf Minuten kommt mein nächster Schüler.«
Wenn Blicke töten könnten, wäre Jack Keel jetzt umgefallen.
Er schüttelte langsam den Kopf, und dann, bevor ich auch nur blinzeln konnte, beugte er sich vor und küsste mich. Zuerst ganz leicht, doch schon diese zarte Berührung jagte mir eine Hitzewelle durch den Körper. Es war ein Gefühl, wie
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