Kissed by Darkness
hast. Und wir glauben, dass dies der entscheidende Punkt ist, auf den du dich konzentrieren solltest.« Ich bezweifelte zwar, dass Bastet die ganze Sache überhaupt interessierte, aber man weiß ja nie.
»Und was sollte das für ein Grund sein?«
Ihre Finger zeichneten ein Wellenmuster vor ihr in der Luft nach, als sähe sie etwas, das mir verborgen blieb. »Teilweise liegt es an Inigo und seiner Energie. Sie ist … anders.« Sie runzelte die Stirn und schien in weite Ferne zu sehen. Dann fuhr sie fort. »Aber es liegt auch an dem, was ich dir bereits gesagt habe, Morgan.« Ihre Stimme wurde sanft, so als versuchte sie, mir keine Angst zu machen. »Du … veränderst dich. Etwas in dir erwacht.«
Ich schluckte schwer. Das gefiel mir ganz und gar nicht. »Was soll das heißen? Was verändert sich?« Ich konnte nicht zum Vampir werden. Das sollte nicht geschehen. Nicht nach drei Jahren. Entweder verwandelte man sich sofort oder überhaupt nicht. Und angeblich bin ich immun. Allerdings hatten die Bluttests, denen ich mich unterzogen hatte, nichts Außergewöhnliches ergeben. Nichts, aus dem man einen möglichen Impfstoff oder ein Heilmittel hätte gewinnen können. Meine angebliche Immunität konnte nicht übertragen werden. Vielleicht hatten die Ärzte ja unrecht. Ich wollte kein Blut trinken müssen, nein, auf keinen Fall.
Sie beugte sich vor und drückte mir die Hand. »Keine Sorge, Morgan. Bastet glaubt, dass es etwas Gutes zu bedeuten hat, was immer es auch ist.«
Ich sah die Katze an, die noch immer auf Cordelias Schoß lag und mich anfunkelte, als hätte ich ihr in die Milch gespuckt. Fantastisch. Jetzt fühlte ich mich doch schon viel besser.
»Dann ist mein Gedächtnisverlust also Teil dieser Veränderung? Und was ist mit meinen Träumen?«
»Der Gedächtnisverlust wahrscheinlich schon, ja. Zusammen mit dieser merkwürdigen Veränderung von Inigos Energien und deiner plötzlich so starken Neigung zur Dunkelheit.« Sie strich über Bastets Fell und die Katze schnurrte laut. »Aber besonders dieser Träume wegen glauben wir nicht, dass sich der Vampirismus in dir regt. Es muss etwas anderes sein. Etwas Größeres.«
Etwas, das noch stärker ist als der Vampirismus? Kurz regte sich in mir der Gedanke an Jack und seinen Status als Sunwalker, doch ich wischte ihn rasch beiseite.
Sie blickte mit abwesender Miene aus dem Fenster und ich unterbrach ihre Überlegungen nicht. Es juckte mich zwar in den Fingern, aber ich hielt den Mund. Ich gehöre eher zu der Sorte Mädchen, die sich Hals über Kopf in eine Sache stürzen. Cordelia dagegen brauchte wohl etwas mehr Bedenkzeit. Musste so eine Katzenmenschensache sein.
»Ja, es ist eindeutig etwas Größeres. Etwas, das es auf dieser Welt schon sehr lang nicht mehr gegeben hat.« Ihre Stimme hatte sich in einen Singsang verwandelt, es war fast ein wenig gruselig, und diese verdammte Katze starrte mich immer noch an. Plötzlich wollte ich nichts lieber als gehen. Und zwar schleunigst. Mit weiteren Offenbarungen konnte ich heute einfach nicht mehr fertigwerden.
»Wunderbar. Vielen Dank für deine Hilfe, Cordelia. Darüber zu sprechen hat mir gutgetan, weißt du? Jetzt fühle ich mich ein kleines bisschen weniger wie eine Verrückte.« Die Betonung legte ich hierbei auf »ein kleines bisschen«, aber nur stumm in meinem Kopf.
Sie lachte hell und fröhlich, als ich aufstand. »Oh Morgan, du bist eine ganze Menge, und sicherlich auch etwas verrückt, aber dein Verstand funktioniert bestens.«
Da musste auch ich lachen.
Als ich mich zum Gehen wandte, sprang Bastet von Cordelias Schoß und schlenderte so anmutig und überheblich wie eine leibhaftige Göttin auf mich zu. Dann rieb sie sich einmal kurz an meinen Beinen. Nur sehr flüchtig, aber es fühlte sich trotzdem an, als hätte sie mir ihren Segen erteilt, wie eine Art Weihung.
»Siehst du!«, rief Cordelia fröhlich. »Ich habe dir doch gesagt, dass sie dich mag.«
Ich weiß auch nicht genau, was ich eigentlich erwartet hatte. Vielleicht hatte ich mir das Haus des Sunwalkers wie die Bat-Höhle vorgestellt. Aber Jacks Haus war definitiv keine Höhle. Eher eine gepflegte weiße Cape-Cod-Villa mit einer großen Vorderveranda und dunkelgrünen Fensterläden in einer gediegenen Nachbarschaft. Nicht wirklich reich, aber doch wohlhabend. Der Vorgarten war makellos mit einem sorgfältig gemähten Rasen und überbordenden Rosenbüschen, die ihren Duft verströmten. Bei so viel Idylle konnte einem fast übel
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