Kissed by Darkness
Hawaiihemd. Jetzt fehlten nur noch ein Blumenkranz und ein Fotoapparat und er wäre der perfekte Tourist. Mit der Hand, in der er eine Flasche Bier hielt, winkte er mir zu. »Kommen Sie rüber. Holen Sie sich einen Stuhl. Es ist genug für alle da.«
Ich trat etwas näher. Die Steaks dufteten herrlich, aber aus irgendeinem Grund spielte mein sechster Sinn schon wieder verrückt. Auf keinen Fall würde ich mit diesem Mann gemeinsam essen. Mein Magen verknotete sich schon, wenn ich nur neben ihm stand.
Ich warf Darrochs anderen Gästen einen Blick zu. Sie ignorierten uns vollkommen und achteten nur auf ihre Zigarren und auf eine der Zahnstocherdamen, die plötzlich beschlossen hatte, es sei eine gute Idee, das Bikinioberteil abzunehmen. »Hören Sie, Mister Darroch, ich muss mit Ihnen sprechen.«
Er lächelte mich an und es war nur ein ganz kleines bisschen schmierig. »Natürlich, Miss Bailey. Sollen wir hineingehen?«
»Klar.«
»Clive, pass auf die Steaks auf.« Er winkte mich ins Haus, während Clive am Grill übernahm.
Der Pool lag direkt vor jenem großen Wohnzimmer, das ich während meines heimlichen Besuchs entdeckt hatte. Als Familienzimmer wurde dieser Raum jedoch wohl eher nicht benutzt. Von Ehefrau und Kindern hatte ich weder während meines ersten, legalen Besuchs noch bei meinem Einbruch etwas bemerkt. Der riesige Fernseher und der signierte Football auf dem Kaminsims ließen jedoch vermuten, dass hier schon die eine oder andere Superbowl-Party stattgefunden hatte. Schon komisch. Darroch kam mir gar nicht vor wie ein Superbowl-Fan. Allerdings hätte ich ihn mir vor heute auch nicht im Hawaiihemd am Grill vorgestellt.
»Welchem Umstand verdanke ich die Ehre, Miss Bailey?« Er spielte immer noch den jovialen Gastgeber und trug dabei nur eine Spur zu dick auf, während er sich auf der Wildledercouch niederließ. Falls ich es noch nicht erwähnt habe, ich hasse falsche Jovialität und Geschleime. Also beschloss ich, direkt zur Sache zu kommen.
»Hören Sie zu, Darroch, ich muss wissen, warum Sie wollen, dass ich den Sunwalker töte, und warum Sie mich wegen des Amuletts angelogen haben.«
Er zuckte nicht einmal mit der Wimper. Chapeau.
»Ich fürchte, der Grund, warum ich den Sunwalker tot sehen will, geht Sie nichts an, Miss Bailey. Er ist ein Monster und Ihr Job ist es, Monster aus dem Weg zu räumen. Ende der Geschichte. Und was Ihre Anschuldigung angeht, ich hätte Sie belogen, so empfinde ich das als ausgesprochen unhöflich.« Er schlug die Beine übereinander, trank einen Schluck Bier und sah mich nervtötend selbstzufrieden an.
Von wegen unhöflich. Mir fiel auf, dass er die Frage nach dem Amulett umgangen hatte.
Ich beugte mich zu ihm vor. »Ich muss dieses Amulett nicht finden, Darroch. Es befindet sich bereits in Ihrem Besitz. Tatsächlich haben Sie es schon seit zwanzig Jahren. Warum also dieses Schauspiel?« Natürlich wusste ich im Grunde nicht, ob Jack in dieser Hinsicht die Wahrheit gesagt hatte, aber ich beschloss, einfach zu bluffen. Mal sehen, wohin es führen würde.
Hatte ich es mir eingebildet oder war er tatsächlich für den Bruchteil einer Sekunde erstarrt? Er nahm einen weiteren Schluck Bier und stellte die Flasche dann vorsichtig auf dem Tischchen neben der Couch ab. Dann lehnte er sich vor und sein Blick schien mich zu durchbohren. Ich musste mich zusammenreißen, um mich nicht zu winden wie ein Kind im Büro des Schulleiters. Leicht war es nicht.
»Miss Bailey«, sagte er überdeutlich. »Ich werde das nur ein einziges Mal sagen. Ihr Job ist es, mein Amulett zu finden. Aber falls Sie dazu nicht in der Lage sind, werde ich mich auch mit dem Tod des Sunwalkers begnügen.«
»Und wenn ich mich weigere?«
Er lehnte sich zurück und schenkte mir zum ersten Mal ein echtes Lächeln. Was ehrlich gesagt eine ziemlich verstörende Wirkung auf mich hatte.
»Die Konsequenzen würden Ihnen nicht gefallen, glauben Sie mir das, Miss Bailey.«
»Warum? Sie haben doch Kontakte. Sie könnten einfach eine andere Detektei beauftragen.«
Seine Augen waren eiskalt. »Vielleicht, allerdings sind gute Jäger schwer zu bekommen. Aber darum geht es hier nicht.«
Schon kapiert. Es gab wohl nicht viele Menschen, die sich Darroch widersetzten und ungeschoren davonkamen.
»Lassen Sie mich eins klarstellen. Sie wollen also, dass ich ein Amulett finde, das sich bereits in Ihrem Besitz befindet – und das Ihnen nebenbei nicht einmal gehört –, und darüber hinaus soll ich auch noch einen
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