KISSED
war.«
»Gefangen!« Der Fuchs lacht, streckt aber vorsichtig eine schwarze Pfote nach einem Johannisbeer-Scone aus.
»Nicht so hastig!« Ich ziehe die Tüte weg. »Ja, ich saß in der Falle, gefangen wie ein Sträfling in einem Gefängnis voller alter Leute. Und wenn du Scones willst oder ein Croissant mit etwas, das Clotted Cream heißt, dann musstdu mir zuhören, sonst …« Ich mache die Tüte zu und tue so, als würde ich sie in meinen Rucksack stopfen.
»Sonst was?« Der Fuchs beäugt die geschlossene Tüte.
»Sonst kannst du Essensreste aus der Kneipe fressen, die wahrscheinlich mit Kotze bedeckt sind.« Ich öffne die Tüte und wedle dem Fuchs mit der Hand den Duft zu. Auch wenn er ein ehemaliger Mensch ist, hat er offensichtlich den feinen Geruchssinn seiner Spezies, denn er schnüffelt genüsslich.
»Bitte«, flehe ich. »Ich muss diesen Frosch finden. Nicht für mich. Für meine Mutter.«
»Für deine Mutter?«
»Sie macht sich so große Sorgen.« Ich halte die Tüte weiter auf. »Hattest du denn keine Mutter?«
»Oh, schon gut!« Der Fuchs schluchzt schon fast. »Aber nur weil es schon Jahre her ist, seit ich zum letzten Mal etwas Süßes gegessen habe. Die alte Dame im Bed and Breakfast wirft nie etwas weg.«
»Wolltest du deshalb nicht, dass ich dort übernachte, weil du sie hasst?«
»Nein, der Grund, weshalb ich nicht wollte, dass du dort übernachtest, ist …« Er verstummt und blickt sich um, dann springt er auf den Rand des Müllcontainers und schaut auch dort nach.
»Was?«
»Pst. Ich muss sicherstellen, dass mich niemand hört.« Der Fuchs springt vom Container, dann rennt er zur Ecke des Gebäudes und späht um sie herum.
»Niemand kann dich verstehen, selbst wenn dich jemand hören sollte.«
»Falsch: Kein Mensch kann mich verstehen. Aber da könnten Tiere sein. Denk mal genau nach. Als du auf dem Weg hier rüber warst, hast du da etwas gesehen? Einen Hund vielleicht oder eine Katze? Der Kneipenbesitzer hat ein paar echt neugierige Katzen.«
Ich denke darüber nach, dann schüttle ich den Kopf.
»Sieh noch mal nach. Aber gib mir zuerst einen Cranberry-Orangen-Muffin.«
»Okay, aber nur einen.« Ich reiche ihm den Muffin und nehme die Tüte dann mit. Ich mache eine Runde, um mich selbst zu vergewissern, dass niemand uns beobachtet, und um den Fuchs zufriedenzustellen. Ich hatte es verdrängt, aber jetzt, wo ich wieder draußen bin, frage ich mich, wer mich dort gefangen gehalten, wer mich beobachtet hat. Wird er es noch einmal versuchen?
Als ich jeden Busch und jeden Baum überprüft habe, kehre ich zum Fuchs zurück, der den Muffin verputzt hat und sich jetzt die Barthaare leckt. »Hat’s geschmeckt?«
»Ja! Mehr! Mehr!«
»Erst wenn du mir geholfen hast.«
»Na ja, das sollte ich eigentlich nicht. Du hast dich nicht gerade als besonders vertrauenswürdig entpuppt.«
»Aber …« Ich nehme zwei Scones. Das Gebäck ist noch ofenwarm, und ich puste es an.
»Oh, okay.« Der Fuchs setzt sich auf seine Hinterläufe, wobei er die Scones nicht aus den Augen lässt. »Aber dadu den ersten Test nicht bestanden hast, musst du etwas anderes für mich tun. Statt einfach nur in dem Motel zu übernachten, musst du etwas für mich stehlen.«
»Stehlen?«
Der Fuchs nickt. »In der Kneipe lebt ein goldener Vogel, er ist der ganze Stolz und die Freude des Barkeepers. Nachts schläft er in einem goldenen Käfig, tagsüber in einem Käfig aus Holz. Die Kneipe hat täglich drei Stunden geschlossen, von vier Uhr bis sieben Uhr morgens. Die Bar ist dann abgeschlossen, aber die Tür wird nicht bewacht. Ein Gast des Hotels kann also hineingelangen – vor allem, wenn er im Besitz eines magischen Umhangs ist.«
»Aber ich stehle nicht.« Ich denke an die Schwäne im Hotel und wie sehr Farnesworth sie liebt. Vielleicht bedeutet dieser Vogel dem Barkeeper genauso viel. Außerdem denke ich an die Typen, die mich verprügeln könnten oder noch Schlimmeres. »Ich kann nicht.«
»Gut.« Der Fuchs wendet sich ab.
»Warte! Gibt es nichts anderes, was ich tun kann?«
»Nein. Du hast bereits einmal versagt. Wenn du die Information willst, wie du den Frosch finden kannst, dann brauche ich den Vogel. Ich versuche, dir zu helfen, dir und deiner armen Mutter. Aber niemand hat jemals behauptet, dass es einfach ist, eine Prinzessin zu gewinnen.«
Die Scones in meiner Hand sind jetzt kalt und hart. »Wirst du den Vogel töten?«
»Und wenn ja? Ist das Leben eines Vogels so viel Wertwie das eines Prinzen?
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