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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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Aber nein. Ich werde ihn nicht töten. Ich will ihn mir nur anschauen.«
    Darüber denke ich nach. Es muss wirklich übel sein, wenn man in einen Fuchs verwandelt wird und Abfall fressen muss. Vielleicht ist der Vogel auch ein Ehemaliger. »Ist der Vogel ein Freund von dir?«
    »Was macht das für einen Unterschied? Willst du die Information oder nicht?«
    Ich will. Es spielt keine Rolle. Wenn es die einzige Möglichkeit ist, den Frosch zu finden, dann stehle ich den Vogel. Manchmal darf man eben nicht so wählerisch sein, wenn man kriegen will, was man braucht.
    »Okay«, sage ich.
    »Guter Junge. Nur an eins musst du denken. Der Vogel schläft in einem goldenen Käfig. Sein normaler Holzkäfig steht bis zum Morgen neben ihm. Bevor du ihn mitnimmst, musst du den Vogel vom einen Käfig in den anderen verfrachten. Wenn du das nicht tust, wirst du den Vogel nicht mitnehmen können.«
    »Holzkäfig. Verstanden. Aber warum?«
    »Das ist Teil der Prüfung.«
    Ich nicke. Ich versuche, nicht über den Teil nachzudenken, in dem ich diesen Furcht einflößenden Bartypen tatsächlich etwas stehle.
    »Und jetzt gib mir meine Scones.«
    Ich behalte ein paar Muffins für mich, reiche ihm den Rest der Tüte, und will gerade gehen, als mich seine Stimme zum Anhalten zwingt. »Johnny?«
    Ich bleibe stehen.
    »Wie heißt deine Mutter?«
    Die Frage überrascht mich, aber ich antworte: »Marie.«
    Der Fuchs nickt. »Hübscher Name.« Er wendet sich wieder seinen Scones zu.
    Ich mache mich auf den Weg zum Motel. Bis zum Abend ist es noch lange. Sehr lange. Aber ich will nicht, dass mir heute etwas dazwischenkommt. Vielleicht gibt mir der Fuchs keine weitere Chance mehr. Als ich den Weg zum Motel hinaufgehe, sehe ich einen Frosch. Den Frosch! Er blickt mich direkt an, dann hüpft er auf das Bed and Breakfast zu. Ich will gerade einen Schritt auf ihn zu machen. Er lungert da herum und glotzt mich an.
    Nein. Er ist nicht echt, und ich muss ihn ignorieren. Ich kehre ihm den Rücken zu und gehe zur Tür des Motels. Zu meiner Erleichterung lässt sie sich öffnen. Als ich einen Blick über die Schulter zurückwerfe, ist der Frosch verschwunden.

20
    Ich betrete das Motel durch die Seitentür, nicht durch die, die zur Bar führt. Eine sicherere Tür hoffentlich. An der Rezeption ist niemand, deshalb warte ich. Nichts. Nach ein paar Minuten klingle ich. Ich klingle leise, um was immer für ein gestörtes Individuum an einem Ort wie diesem arbeitet, nicht zu erzürnen.
    Ich setze mich auf den Boden (weil es keinen Stuhl gibt) und warte. Eine Stunde später wird mir klar, dass niemand kommen wird. Außerdem merke ich, dass ich Hunger habe. Ich habe seit gestern nur Muffins gegessen, und die meisten davon habe ich dem Fuchs gegeben. Aus der Bar höre ich lautes Gelächter. Meine Uhr sagt, dass es zehn ist. Diese Typen fangen früh an. Ich rieche so etwas wie Essen, und ich brauche es dringend. Dann kann ich auch gleich fragen, wo der Rezeptionist steckt.
    Ich stehe auf und gehe zum Bareingang. Es ist so dunkel, dass man meinen könnte, es sei Nacht. Ich lungere im Türrahmen herum, weil ich nicht hineinwill. Aber was können sie schon tun? Mich verprügeln? Ich bin eine freundliche, höfliche Person, die nie verprügelt wird.
    Die Typen an der Bar sind dieselben wie gestern, und sie tragen dieselben Klamotten. Der goldene Vogel, der wie ein Kanarienvogel aussieht, hängt über der Bar und schläft in seinem goldenen Käfig. Ich warte (höflich) ab, bis die Männer ausgeredet haben, bevor ich mich dem Barkeeper zuwende.
    »Entschuldigen Sie. Gibt es hier vielleicht etwas zu essen? Und ich möchte auch eine Übernachtung buchen.«
    »Ich habe Reste von gestern, die ich für dich aufwärmen kann.« Der Barkeeper schielt mich an. »Hey, habe ich dich nicht schon mal an meinem Müllcontainer gesehen?«
    »Reste sind prima«, sage ich und ignoriere die Frage. Gleichzeitig ignoriere ich auch die nagende Sorge, was das in einem Laden wie diesem für Reste sein könnten.
    »Ja, du warst da draußen und hast Selbstgespräche geführt.«
    »Könnten Sie mir bitte das Essen geben?« Ich halte ihm einen Zwanziger hin. »Der Rest ist für Sie.«
    »Ooh, das Geld sitzt locker.« Der Barkeeper lacht, aber er nimmt das Geld und dreht sich um, um in den Kühlschrank zu schauen. »Wir haben nur ein paar Burger.«
    »Burger sind prima. Alles ist prima.«
    Von draußen höre ich ein Geräusch, ein Motorrad. Es klingt vertraut. Zu vertraut.
    Nein, dass ist nur

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