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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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Paranoia. Ich kenne mich mit Motorrädern nicht aus. Wahrscheinlich klingen sie alle gleich. Trotzdem schaue ich aus dem Fenster.
    Ein Paar breite, schwarz gekleidete Schultern kommen in Sicht. Ich drehe mich ganz schnell um und ducke mich hinter die Bar.
    »Hey, was zum …« Der Barkeeper stolpert über mich.
    »Bitte, Sie müssen mich verstecken«, flüstere ich. »Der Typ da will mich umbringen.«
    »Welcher Typ? Wovon redest du eigentlich? Raus hier.«
    Ich höre die Tür krachen, dann schwere Schritte. Ich bin ein toter Mann.
    Ich könnte den Umhang benutzen, aber dann würde mich der Barkeeper dabei sehen. Ich greife in meinen Rucksack und ziehe einen von Victorianas Hundertern heraus. Der Vorrat schrumpft schneller, als mir lieb ist. Ich falte ihn auf und halte ihn dem Barkeeper hin. Er grapscht danach. Ich ziehe ihn weg und forme »später« mit den Lippen.
    Die Schritte kommen näher, dann sagt eine Stimme: »Chaben Sie gesehen diesen Jungen?«
    Er klingt wie der Roboter aus den Terminator- Filmen. Ich winde mich und mache mir fast in die Hose.
    »Err ist ein Frremder chier«, fährt die Stimme mit dem Akzent fort. »Dünn. Grross.«
    »Nee, nie gesehen.« Das ist der Barkeeper.
    »Warte«, sagt eine andere Stimme. »Lass mal sehen.«
    »Du bist betrunken, Lefty.«
    Ich liege flach auf dem Boden. Trotzdem kann ich meine Knie schlottern hören. Ich halte den Atem an.
    »Aber er sieht aus wie dieser Typ …«
    »Du meinst den Kerl, der gestern da war? Das war mein Cousin Frank, und der ist jetzt weg.«
    »Dein Cousin? Du hast ihn behandelt wie ein Stück Dreck und ihm gerade zwanzig Dollar für uralte Burger berechnet.«
    »Ich sagte nicht, dass er mein Lieblingscousin ist. Können wir das jetzt lassen?« Er steigt über mich drüber und sagt zu dem Terminator-Heini: »Hab den nicht gesehen.«
    »Wenn du siehst ihn, lässt du mich wissen?« Der Typ klingt jetzt eher nach Dracula als nach Schwarzenegger. »Es gibt Belohnung.«
    »Belohnung? Was für eine Belohnung?«
    Pause. Schließlich sagt eine Stimme: »Fünfhundärrt Dollar.«
    Ich blicke nach oben und merke, dass mich der Barkeeper anschaut. Ich nicke. Ja. Ja, so viel hab ich.
    »Ich würde es ja sagen, wenn ich ihn gesehen hätte, aber das habe ich nicht.«
    Pause. Ich höre schwere Schritte, sie gehen auf und ab. Sonst ist es still, selbst die beiden Betrunkenen schweigen. Schließlich sagt der Typ: »Sehrr gut. Aber wenn err kommt, dann werrdet ihrr euch melden bei mirr – egal ob Tag oderr Nacht?«
    Und dann geht er. Ich bleibe, wo ich bin, weil ich nicht weiß, was ich tun soll, ich atme nicht einmal. Die beiden Typen an der Bar könnten mich jeden Moment verpfeifen. Was hindert sie daran?
    Ich höre einen lauten Rumms, dann höre ich etwas rollen, einen Barhocker.
    »Lefty ist aus den Latschen gekippt«, sagt der andere Betrunkene. »Wärst du jetzt vielleicht so freundlich, mir zu erzählen, warum du wegen dem Jungen hinter der Bar gelogen hast, obwohl dir der Kerl fünfhundert Dollar anbietet?«
    »Ehrenkodex der Barkeeper, mein Freund. Ich schütze meine Kunden. Genau wie ich deiner Frau nicht erzähle, dass du es letztes Jahr mit Leftys Schwester getrieben hast. Kapiert?«
    »Kapiert.«
    Ich höre einen Motor, den Motor, von dem ich jetzt weiß, dass es der Motor von dem Typen ist, der auf mich geschossen hat. Ich schaudere, aber ich atme wieder. Jetzt ist er weg, doch er weiß, dass ich auf den Keys bin. Ich muss auf der Hut sein.
    Ich stehe auf, und der Barkeeper schiebt mir einen alt aussehenden, in der Mikrowelle erhitzten Burger hin. »Das macht dann bitte fünfhundert Dollar.«
    Und was ist mit dem Ehrenkodex der Barkeeper? »Ich gebe Ihnen sechs. Drei jetzt, und drei, wenn ich morgen früh unversehrt auschecke. Abgemacht?«
    Der Barkeeper nickt. Er bricht einen Krumen vom Brötchen ab, bevor er mir den Burger reicht. Er hält ihn in den Käfig über der Bar. Der Vogel! »Der freundliche Herr möchte mit dir teilen, Baby.«
    »Was für eine Art Vogel ist das?«, frage ich. Jetzt, wo ich den Vogel anschauen kann, ohne dass mir die Zähne klappern, merke ich, dass es kein Kanarienvogel ist, wie ich geglaubt habe. Viel mehr ist es so ein freakig aussehendes Ding, eine Art Mini-Phoenix, eher goldfarben als gelb, mit langen Schwanzfedern und einer Feder auf dem Kopf.
    »Es ist mein Vogel. So eine Art Vogel ist das.«
    Ich nehme einen Bissen von meinem Burger und kaue ihn sehr lange, während mich der Barkeeper anblitzt. »Schmeckt gut«, sage

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