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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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tatsächlich nichts vormachen.«
    Und dann sehe ich, wie sich in der Ferne etwas bewegt. Etwas Großes. Ich tippe Meg auf die Schulter und deute darauf.
    »Siehst du sie?«
    Ich zeige noch einmal auf den Punkt, der sich bewegt, dann deute ich auf das Fernglas. Sie dreht sich, so dass unsere Schultern sich berühren, und schaut durch. Dann gibt sie mir das Fernglas.
    Es ist ein Riese; zwischen den Kiefern ist er kaum zu erkennen. Er kommt auf uns zu. Aber nur einer? Das wäre ein Problem.
    Dann erspähe ich hinter ihm den zweiten. Ich atme aus und stelle fest, dass ich die Luft angehalten hatte. Die beiden Riesen bewegen sich wie Jäger, langsam und überraschend geräuschlos. Bei Sonnenuntergang kommen die meisten Wildtiere heraus. Das ist auch die Zeit, in der sie bestimmt am hungrigsten sind, in der sie am dringendsten etwas fangen müssen. Ich erinnere mich an die Tierkadaver und hoffe, dass wir nicht auch so enden. Ich ziehe denUmhang um uns herum. Vielleicht brauchen wir ihn für eine rasche Flucht.
    Endlich sind sie so nah, dass ich ihre Schritte hören kann. Der vordere – der mit dem fehlenden Auge – taucht zwischen den Bäumen auf. Er blickt in die eine Richtung, dann in die andere. Er sieht hungrig aus.
    Ein Schritt näher. Dann noch einer. Der zweite Riese, der, der mich gejagt hat, bricht ebenfalls durchs Unterholz. Er kauert sich nieder, als würde er am Boden lauschen. Wie erstarrt sitze ich da und umklammere das Fernglas. Meine Finger tun weh, weil ich es so lange gehalten habe. Aber ich traue mich nicht, die Position zu wechseln. Sie sind zu nah.
    Da bleibt der vordere Riese stehen und schnüffelt in die Luft. Ich weiß nicht, ob er die Truthähne wittert oder uns. Er blickt nach hinten zu dem anderen Riesen und beschleunigt dann seinen Schritt. Bum. Bum. An der Tatsache, dass er dem anderen Riesen kein Zeichen gibt, erkenne ich, dass er nicht teilen will. Genau das hat Meg vermutet, als wir sie kämpfen sahen, und darauf zählen wir. Der zweiäugige Riese sieht seinen Kumpel rennen und wird auch schneller. Ich halte den Atem an und traue mich nicht, Meg anzuschauen, aber so still, wie sie ist, hält sie wohl ebenfalls die Luft an.
    Der zweiäugige Riese stößt ein gewaltiges Schnauben aus, dann ein Brüllen. Ich brauche einen Augenblick, bis mir klar wird, dass das Brüllen in Wirklichkeit ein enormes Magenknurren ist.
    Und dann macht er einen Satz. Mit einer schnellen Bewegung für jemanden, der so groß ist, hebt er das Zelt hoch und zerstört es. Er packt einen Truthahn und hält ihn hoch. Es ist ein großer Truthahn, fast so groß wie sein Kopf, zu groß, um ihn in einem Stück zu verschlucken. Die Verpackung bereitet ihm Probleme, aber schließlich bekommt er sie ab und reißt den Truthahn auseinander. Er holt die Organe heraus und verschlingt sie samt der Tüte. Als Nächstes kommt eine riesige Keule. Mit den Zähnen reißt er das Fleisch ab, wie Ryan, wenn er einen Buffalo-Chicken-Wing isst, dann spuckt er den Knochen aus.
    Inzwischen ist auch Einauge da. Er packt einen Truthahn. Zweiauge versucht, ihn wegzuschubsen, aber Einauge schubst zurück und fängt an zu essen. Zweiauge muss wohl beschlossen haben, dass es einfacher ist zu teilen, denn er wendet sich wieder seinem Truthahn zu. Als Nächstes kommen die Flügel, danach die Brust. Wie ein Kind an Thanksgiving zeigt er das Schlüsselbein, dann lässt er es fallen.
    Das Ganze dauert vielleicht zwei Minuten. Als er fertig ist, packt er einen zweiten Truthahn und fängt an, ihn zu vernichten. Einauge tut es ihm gleich. Alles, was wir hören können, ist das Knirschen der Knochen und das Reißen von Fleisch.
    Schließlich ist Zweiauge mit seinem zweiten Truthahn fertig. Er greift nach dem letzten, aber etwas kommt ihm in die Quere. Einauge. Aus Einauges Mund hängen noch Knochen und Fleisch, aber er ist nicht bereit, auf den letzten Truthahn zu verzichten. Er zieht daran, reißt aber nureine Keule ab. Zweiauge lacht triumphierend. Einauge stößt ein zorniges Knurren aus. Er duckt sich und stürzt sich auf seinen Gefährten. Der andere stürzt und schlägt mit dem Kopf gegen den Baum, auf dem wir sitzen. Der Baum wackelt und neigt sich, und wir klammern uns fest. Neben mir sehe ich Meg, deren Mund zu einem stummen Schrei verzerrt ist. Wir wollen nicht, dass sie uns entdecken, denn wir wissen, dass wir die fettere Beute sind. Meine Hand legt sich auf ihre, und wir warten ab.
    Zweiauge packt einen riesigen Korallenfelsbrocken. Er umfasst ihn

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