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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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mich. Ich werde mit Victoriana herumhängen.«
    »Und was machen? Den ganzen Tag herumfummeln?Klingt nach einem guten Leben – wenn man Ryan heißt. Aber ich dachte immer, du wolltest etwas erreichen.«
    »Ich kann doch jetzt auch nichts erreichen. Wenn ich mit Victoriana verheiratet wäre, könnte ich immer noch Schuhe entwerfen. Aber ich müsste keine Schuhe mehr reparieren. Ich würde auch das Material nicht mehr zusammenschnorren müssen. Ich könnte einer dieser Promis sein, der hobbymäßig Kinderbücher schreibt oder Alben mit seinen Songs herausbringt.« Aber ich verstehe, was sie damit sagen will. Mir fällt wieder ein, wie Victoriana von ihren Bodyguards herumgeführt wird und sich in der Toilette verstecken muss, um einen Augenblick für sich allein zu sein. Wie sie eine Fassade errichten muss, damit die Presse nicht dahinterkommt, wie sie wirklich ist. Dieses scheinbar leichte Leben, könnte auch schwierig sein.
    Und ich würde Meg vermissen.
    »Vielleicht kannst du mich dann mal besuchen kommen«, sage ich.
    Sie schnaubt. »Ich glaube nicht, dass ich Zeit haben werde.«
    Eine Weile schweigen wir beide, Meg sucht mit dem Fernglas die Baumkronen ab, ich tue dasselbe mit bloßem Auge. Allmählich färbt die Sonne den Himmel rot und orange, rosa und golden, als hätte ihn einer der Riesen mit dem Pinsel angemalt.
    »Langweilig«, sage ich. »Wir hätten ein Kartenspiel mitnehmen sollen.«
    »Wir könnten ›Vier Wahrheiten und eine Lüge‹ spielen.«
    »Was ist das?« Ich rutsche ein wenig auf meinem Ast herum.
    »Einer erzählt fünf Dinge über sich selbst, und der andere muss erraten, was davon gelogen ist.«
    »Aber das wäre zu einfach. Wir sind schon Freunde, seit ich denken kann.«
    Megs Schatten rückt näher und starrt mich an. »Manchmal haben Menschen selbst vor ihren besten Freunden Geheimnisse, Dinge, von denen man gedacht hätte, dass sie sie einem sagen würden, weil man so gut befreundet ist.«
    Das stimmt. Ich habe ihr nicht gesagt, wie schlecht wir finanziell dastehen, und von Victoriana habe ich ihr auch nicht erzählt. Ich sage: »Okay, warum nicht? Ich bin als Erster dran.«
    Ich versuche, mir etwas Kniffliges einfallen zu lassen, aber das ist schwierig. Schließlich sage ich: »Meinen ersten Kuss erlebte ich mit Jennifer Garcia in der siebten Klasse.«
    »Jennifer? Iiiih.« Meg hält sich die Nase zu.
    »Sie ist hübsch.«
    »Hübsch durchschnittlich. Ich hoffe bloß, dass das die Lüge ist.«
    Ist es nicht. Ich mache weiter. »Ich habe von meinem Vater nichts gesehen oder gehört, seit ich zwei Jahre alt war. Eines Tages ist er einfach verschwunden. Drittens: In der achten Klasse habe ich eine Heimlicher-Bewunderer-Valentinskarte an Hailey Feinberg geschickt.«
    »Du warst das?«
    »Ja … ich meine, vielleicht. Ich meine … viertens: Ichhabe eine Eins in meiner Abschlussprüfung in Trigonometrie bekommen. Fünftens: Ich habe gestern eine Packung Chips aus deinem Rucksack geklaut.«
    »Ich wusste gleich, wohin sie verschwunden sind.« Meg haut mir auf die Schulter.
    »Siehst du? Keine Chance, dir etwas vorzumachen.«
    »Wetten, dass ich dir etwas vormachen kann?«
    »Okay, welches war also die Lüge?«
    »Ich hoffe, es war Jennifer, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es die Trigonometrieprüfung war. Es kann nicht sein, dass du da eine Eins hattest. Ich habe nur eine Zwei bekommen, und ich bin klüger als du.«
    »Bist du nicht … okay, du hast mich erwischt.«
    Sie denkt eine Minute nach, dann sagt sie: »Also gut. Erstens: Ich erledige hundert Prozent der Putzarbeit in unserem Familienunternehmen.«
    Das stimmt. Ihre Mutter ist schon alt und ihre Brüder sind absolute Penner.
    »Zweitens: Ich habe Andrews Briefe verbrannt und bewahre die Asche in einem Schächtelchen auf.«
    Andrew. Ihr Ex. Absoluter Volltrottel. Er hat sie wegen einer anderen verlassen. Ich kann mir voll gut vorstellen, dass Meg die Asche aufbewahrt hat. »Du solltest sie wegschmeißen. Er ist es nicht wert.«
    »Drittens: Meine Familie kauft einen Teil des Gebäcks, dass wir als hausgemacht verkaufen.«
    »Echt?«
    »Ja.«
    »Viertens: Ich kann nicht pfeifen.«
    Ich weiß, dass sie das nicht kann. Ich habe gehört, wie sie es versucht hat. Ich will ihr das gerade sagen, aber da verkündet sie ganz dramatisch: »Und fünftens: Insgeheim bin ich bis über beide Ohren in dich verliebt.«
    »Aha! Das ist die Lüge, ganz klar. Du hast es zu einfach gemacht.«
    Sie kichert. »Ja, wir können uns gegenseitig wohl

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