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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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holen.«
    »Und was soll ich tun, während du im Baum sitzt?«
    Sie blickt mir direkt in die Augen, dann legt sie mir die Hand auf die Stirn und streicht leicht darüber. Ihre Hände sind kühl, und meine Augen schließen sich langsam.
    »Schlafen«, flüstert sie. »Schlafen.«

34
    Bleibt hier nur halten, ich will schon allein mit den Riesen fertig werden.
    ~~~ Das tapfere Schneiderlein ~~~
    Ich wache vom zornigen Piepsen meines Handys auf, dessen Akku der Saft ausgegangen ist. Ich schalte es aus. Es hat hier sowieso keinen Empfang, und Meg hat ihre Mutter aus New York angerufen.
    Es ist acht Uhr morgens, und ich frage mich, ob Meg die ganze Nacht im Baum verbracht hat. Ich luge aus dem Zelt und entdecke den Umhang. Meg muss ihn heruntergeworfen haben. Ich wünsche mich auf den Baum, neben sie, auch wenn ich immer noch nicht weiß, weshalb sie bei mir bleibt. Sie lehnt an einem Ast, den Kopf in die Hand gestützt, und starrt neben das Zelt. »Oh!«
    »Habe ich dich erschreckt?«, frage ich.
    Zuerst sieht sie so aus, als würde sie mir nicht antworten wollen, und mir fällt wieder ein, dass sie sauer ist. Aber dann deutet sie nach unten. »Ziemlich furchterregender Anblick, nicht wahr?«
    Vom Baum aus überblicke ich den Schaden am Boden unter uns. Die Riesen waren hier, und es ist ein Wunder, dass sie das Zelt nicht entdeckt haben. Drumherum herrscht ein einziges Chaos. Eine Styroporkühlbox, die ich gekauft habe, ist zerquetscht worden wie eine Erdnuss in der Hand eines ungeduldigen Kindes. Schuhe und Klamotten sind überall verstreut. Dass Essen ist weg, Verpackungen liegen wie Seetang im Schmutz verstreut oder hängen an den Grashalmen.
    Daneben zeichnen sich im Gras und in den Kiefernnadeln unmissverständlich die Formen von vier Riesenbeinen und zwei Riesenhintern ab. Meg späht durch Wendells Fernglas.
    »Irgendeine Spur von ihnen?«, frage ich.
    Sie schüttelt den Kopf und reicht mir das Fernglas.
    Ich schaue hindurch und sehe nichts, nicht einmal weitin der Ferne. »Vielleicht sollten wir wieder nach unten«, sage ich.
    »Bist du sicher, dass du das möchtest?«
    Ich will ihr nicht antworten, deshalb tue ich so, als hätte ich sie nicht gehört. Wir wünschen uns nach unten und landen in einem Beinabdruck, der mehr als dreimal so groß ist wie eines meiner Beine. In die Riesenhinternabdrücke könnte ich mich bequem hineinlegen (nicht dass ich das wollte).
    »Nur ein Riese könnte etwas töten, das so groß ist«, sage ich.
    Meg untersucht den Abdruck einer Hand, der so groß ist wie eine gigantische Pfütze, aber dann hält sie inne. »Weißt du, da hast du recht.« Sie grinst, wahrscheinlich ist sie froh, dass ich aufgebe.
    »Sei nicht so schadenfroh.«
    »Schadenfroh? Wer ist denn hier schadenfroh? Ich habe eine Idee.«
    Eine Stunde später kommen wir aus dem Winn-Dixie-Supermarkt heraus. Wir schleppen fünf ganze Truthähne, Seil und eine Tüte voll Steine. Die Steine haben wir auf dem Weg dorthin gesammelt, um zurückzukommen, haben wir den Umhang benutzt. Truthähne sind schwer. Jetzt sind wir vorbereitet.
    »Zwischen Worten und Taten«, zitiere ich, »werden viele Paar Schuhe durchgelaufen.«
    »Wer hat das gesagt?«, fragt Meg.
    »Ich bin nicht sicher.«
    Meg sitzt auf ihrem Aussichtsposten im Baum, während ich alles arrangiere. Ich weiß, dass die Fallen, die ich mit Wendell diskutiert habe, nicht funktionieren werden, aber das hier könnte klappen. Ich nehme die Truthähne und lege sie ins Zelt. Die Verpackung reiße ich auf, damit die Riesen sie riechen können. Als alles fertig ist, nehme ich die Tüte Steine und wünsche mich hinauf in den Baum, wo Meg den Horizont absucht.
    »Noch nichts?«, frage ich.
    Meg schüttelt den Kopf. »Aber sie werden kommen. Sie suchen Nahrung. Sie wissen, dass wir hier irgendwo sind, und dass du langsamer und daher leichter zu fangen bist als ein Weißwedelhirsch.«
    »Na, vielen Dank auch. Immer noch nichts?«
    Sie schüttelt den Kopf. Ich stelle mir vor, wie es wäre, ein Hirsch zu sein oder eine Maus, etwas, was die ganze Zeit erbeutet wird. In den letzten paar Tagen habe ich mich so gefühlt. Nach einer Weile ist man bestimmt gut darin, sich zu verstecken. Sonst ist man tot.
    Im Vergleich dazu ist mein Leben ziemlich einfach.
    Meg lässt das Fernglas sinken. »Hast du je darüber nachgedacht, wie es sein würde, mit Victoriana verheiratet zu sein? Zum Beispiel darüber, was du den ganzen Tag tun würdest?«
    Ich sage: »Das wird bestimmt kein Problem für

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