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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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ihnen ist und nicht einfach die Hand hineinsteckt und sie stört, dann beißen sie nicht.«
    Ich drehe meine Hand um. Eine zehncentstückgroße, c-förmige Narbe ist das einzige Anzeichen der Gewalteinwirkung. Kann es sein, dass mich ein ungiftiger Skorpion gebissen hat? Warum hat es dann so wehgetan?
    Aber jetzt geht es mir wieder gut.
    »Nun, das war’s dann wohl«, sagt Meg. »Du kannst die Riesen nicht töten, deshalb ist es jetzt wohl vorbei.«
    Sie wendet ihr Gesicht ab, als sie das sagt, und ich habe den Verdacht, dass sie lächelt. Sie kann Victoriana nicht ausstehen, und sie ist wütend auf mich, weil …
    Alles kommt wieder zurück. Sie weiß, dass ich eingewilligt habe, die Prinzessin zu heiraten. Sie hasst mich.
    Trotzdem sage ich: »Da hast du wohl recht.«
    Aber wenn ich darüber nachdenke, wenn ich an alles denke, daran, dass Victoriana Prinz Wolfgang heiratet, dass Mom und ich das Geschäft verlieren, dass ich vielleicht für den Rest meines Lebens als Schusterjunge arbeiten muss, dann komme ich damit gar nicht klar. Ich drehe mich weg und versuche, mein Gesicht aus dem Lichtkegel der Taschenlampe zu halten.
    Draußen ist es still. Sogar das Singen am Lagerfeuerhat aufgehört, und ich frage mich, wie viel Zeit verstrichen ist. Nicht einmal eine Grille oder eine Zikade zirpt.
    Meg unterbricht die Stille. »Was ist los, Johnny?«
    »Es ist vorbei.«
    »Deine Suche? Dein Abenteuer? Ja, ich glaube auch.«
    »Es war nicht nur ein Abenteuer. Es ist … alles.«
    »Was meinst du damit?«
    Ich will nicht mit ihr reden. Ich will mich zu einer Kugel zusammenrollen und schlafen. Den Schlaf nachholen, den ich all die Tage nicht bekommen habe, schlafen, bis die Riesen zurückkommen und auf mich drauftreten, was ich gar nicht merken würde, weil ich so tief und fest schlafe. Ich will schlafen wie ein kleines Kind, das vor dem Fernseher einschläft und am nächsten Morgen im Bett aufwacht, ohne eine Ahnung zu haben oder sich darum zu scheren, wie es dort hingekommen ist. Ich will vergessen. Aber ich habe keine Zeit. Ich erzähle Meg von Mom und mir und unseren Schulden.
    »Victoriana zu heiraten war ein Ausweg. Ich kann es mir nicht leisten, aufs College zu gehen. Vielleicht sind wir nicht mal in der Lage, unser Geschäft zu halten.«
    »Du willst sie also wegen des Geldes heiraten?«
    Ich zögere, bevor ich »Ja« sage.
    Mein Gesicht scheint zu verraten, dass es kein allzu großes Opfer wäre, denn Meg sagt: »Ach komm, du willst sie heiraten, weil sie so toll ist.«
    »Es ist vor allem das Geld. Dass sie toll aussieht, stört natürlich nicht. Und sie ist netter, als die Leute denken.Aber ich bin erst siebzehn, deshalb würde ich gar niemanden heiraten wollen, wenn es nicht ums Geld ginge. Das Geld würde alles in Ordnung bringen.«
    Ich untersuche meine Hand. Sie ist auch in Ordnung, erstaunlich in Ordnung. Zuvor hätte ich geschworen, dass sie die Größe einer Bowlingkugel hat. Sogar die kleine Bissspur ist fast verschwunden. Ich trage immer noch Megs Ring, den Ring, der sie zu mir gebracht hat, um mich zu retten.
    Nun gebe ich ihn ihr zurück.
    »Ich muss den Frosch finden«, sage ich zu ihr. »Ich habe ein Versprechen gegeben. Ich kann nicht zulassen, dass Prinzessin Victoriana Prinz Wolfgang heiratet. Er wird sie umbringen, und ich wäre schuld daran. Und ich kann auch nicht zulassen, dass Mom das Geschäft verliert, nicht ohne wenigstens alles versucht zu haben.«
    »Du warst schon in einem Verlies eingesperrt und wurdest von einem Skorpion gebissen. Möchtest du vielleicht von Riesen aufgefressen werden?«
    »Das ist ein Risiko, das ich eingehen muss.« Ich versuche aufzustehen. Es geht erstaunlich leicht. Ich schaue mich nach dem Umhang um. Aber er ist nicht da. Er ist weg. Ich schaue Meg an. »Gib ihn her.«
    »Was soll ich hergeben?«
    »Das weißt du ganz genau.«
    Meg schürzt nachdenklich die Lippen.
    »Komm schon, Meg. Das ist nicht fair von dir. Ich habe meine Entscheidung getroffen.«
    Meg schweigt noch einen Augenblick lang, dann sagt sie: »Du hast recht. Ich kann dich nicht aufhalten. Aber ich kann dafür sorgen, dass du noch etwas wartest. Wenn wir gegen Riesen kämpfen wollen, sollten wir uns eine Nacht lang gut ausschlafen.«
    »Wir? Sagtest du wir? Du bleibst?«
    »Ich kann nicht zulassen, dass du hopsgehst. Deine Mutter wäre untröstlich. Ich werde den Umhang nehmen, um auf den Baum zu gelangen. Sobald ich einen Riesen kommen sehe, werde ich den Ring aufstecken und dich zu mir

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