KISSED
Sie sind limettengrün mit pinkfarbener Aufschrift. Neben der Abbildung einer Palme steht in einer schwungvollen Schrift:
Gianni Marco, South Beach
»Gianni?«
»Das klang cooler als Johnny«, sagt Meg.
»Du hast mir also Schuhschachteln besorgt?«
»Keine Schuh schachteln, Johnny. Schau hinein.«
Ich ziehe einen der Kartons heraus. Er scheint nicht leer zu sein. Ich öffne ihn.
Darin befindet sich ein Paar Sandalen. Scharfes Innenfutter aus metallicpinkem Leder, Lederschaft mit Silberkristallverzierungen, zwölf Zentimeter hoher Acrylabsatz mit glitzernder Innenseite. Mein Design! »Wie hast du …?«
Ich kann das nicht glauben. Ich kann das einfach nicht glauben. Meine Schuhe. Hier stehen wirklich und wahrhaftig die Schuhe, die ich entworfen habe. Und Meg hat das geschafft – irgendwie. Ich drehe und wende die Sandale immer wieder und schüttle sie sogar.
Meg schaut erst den Schuh, dann Philippe an und sagt: »Würdest du uns einen Augenblick entschuldigen, Schatz?«
Philippe sieht aus, als hätte er eine vergammelte Schnecke gegessen. »Wenn es sein muss. Aber nischt so lange ’erumstreunen, meine kleine Seeanemone.«
Ich glaube zu sehen, wie Meg eine Grimasse schneidet, doch als ich noch einmal hinschaue, strahlt sie Philippe an. Sie gibt ihm eine Schuhschachtel und küsst ihn (würg) , bevor sie sagt: »Jeder Augenblick ist wie eine kleine Ewigkeit, Geliebter.« (Würg). Sie lässt ihn stehen, und er glotzt auf die Schuhe.
Ich glotze nicht minder, während sie mich in die Kammer zieht und die Tür hinter uns schließt. Als sie das Licht einschaltet, sehe ich, dass da noch Dutzende, vielleicht Hunderte weitere Schuhschachteln stehen. Sind sie alle voll? Meg flüstert: »Ich glaube, ich kann es dir erzählen, weil du von dem Ring weißt. Wir haben Brownies.«
»Brownies? Klar, ihr habt auch fantastischen Streuselkuchen, aber was hat das mit Schuhen zu tun?«
»Brownies sind Elfen, Johnny. Das ist so was Irisches. Sie helfen beim Putzen. Erinnerst du dich daran, dass das Café abends immer katastrophal ausgesehen hat und morgens dann sauber war?«
»Elfen?« Elfen???
»Wenn wir weg sind, putzen und backen sie, und bevor wir morgens kommen, schalten sie die Kaffeemaschine ein. Tagsüber arbeiten sie nicht. Sie bleiben lieber unter sich.«
»Elfen haben diese Schuhe gemacht?« Ich kann immer noch nicht glauben, was ich da in den Händen halte. Und was noch in den anderen Schachteln sein könnte.
»Brownies.«
»Brownies.« Aber wenn das wahr ist, kann ich jetzt einfach anfangen, sie zu verkaufen. Vielleicht bekomme ich nicht Tausende dafür, aber wir hätten Geld. Wir bräuchten uns keine Sorgen mehr zu machen. Ich prüfe die Verarbeitung des Schuhs und erkenne, dass sie von allerbester Qualität ist. Ich muss Victoriana nicht mehr heiraten. Wenn ich diese Schuhe für die Hälfte dessen, was sie wert sind, verkaufe, ist der Laden gerettet.
»Jedenfalls«, sagt Meg, »war ihnen langweilig. Für die Herstellung von ein paar Muffins brauchen sie nicht lange. Sie haben sehr lange immer das Gleiche gemacht. Sie wollen nicht bei uns zu Hause leben, weil wir so viele sind – sie legen Wert auf ihre Privatsphäre. Deshalb habe ich sieSchuhe machen lassen, nachdem du weg warst. Ich habe das Material besorgt – du kannst es mir dann von Victorianas Geld zurückzahlen – und deine Muster herumliegen lassen. Sie haben den Rest erledigt.«
Der schiere Wahnsinn. Meg hat alle meine Probleme gelöst, und jetzt will sie Prinz Rotzgesicht heiraten. »Ich kann nicht glauben, dass Brownies die Schuhe gemacht haben.« Aber ich glaube es. Ich glaube inzwischen alles. »Wo sind sie jetzt?«
»Sie machen sich jeden Morgen davon. So sind sie eben. Als sie ein paar Dutzend Probeexemplare fertig hatten, haben sie mit dem Marketingkonzept begonnen. Vielleicht liegt es hier irgendwo herum. Oh!« Sie entdeckt eine Mappe und reicht sie mir. »Ich wette, das ist es. Also nimm die Schuhe. Damit solltest du einen guten Start haben.«
»Aber …« Ich öffne eine weitere Schachtel. Eine limettengrüne Sandale mit Schichtabsatz und rechtwinkliger Brosche auf dem Vorderblatt. Größe achtunddreißig. Wunderbar genäht. Ich öffne noch eine Schachtel, und sie enthält den gleichen Schuh in Größe neununddreißig. Mein Traum ist wahr geworden. Es passiert wirklich.
»Sean wird dir helfen, sie hinauszutragen. Ich muss mit Philippe gehen.«
Philippe. Meine Träume bleiben mir im Hals stecken. Meg hat mich verstanden und meine
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