KISSED
Träume wahr werden lassen. Jetzt wird sie weggehen. Mit Philippe.
»Vielleicht können wir eine Doppelhochzeit veranstalten.«Sie reißt die Tür auf. »Hast du mich schon vermisst, Schatz?«
»Aber natürlich, meine süße grüne Mamba.« Philippe hält noch immer den Schuh. Nur einen, wie der Prinz in Aschenbrödel. »Er ist sehr schön. Ma mère – meiner Mutter – würden sie sehr gefallen. Sie wird sehr böse auf misch sein, weil isch verschwunden bin. Vielleischt ein Geschenk. ’ast du sie in Größe siebenunddreißig?«
»Bestimmt habe ich das. Lass mich …«
Ich verstumme. Auf der anderen Seite des Ganges schließt Mom gerade die Tür zu unserem Laden auf. Und plötzlich ist meine Mutter alles, was ich will. Meine Mutter, die mich tröstet. Ich drehe mich zu Meg um. »Macht es dir was aus nachzuschauen? Ich brauche mein Mom.«
42
Der Fuchs sagte: »… und es steht doch in deiner Macht, mich zu erlösen.«
~~~ Der goldene Vogel ~~~
Meine Mutter begrüßt mich mit einer Umarmung, aber bevor ich dazu komme, ihr die ganze Geschichte über Caroline, Farnesworth, die Schwäne, Philippe und Meg zu erzählen, sagt sie: »Wir hatten einen … ähm … ungewöhnlichen Besucher.«
»Einen Besucher? Wer war denn da?«
»Nicht wer, sondern was.« Sie greift in die Schublade unter der Kasse und gibt mir einen Papierfetzen, der kleiner als ein Post-it ist. In der kleinsten Handschrift, die ich je gesehen habe, steht dort:
Komm um Mitternacht zum Hafen, wenn du wieder zurück bist. Cornelius.
»Dieser Besucher war also eine … Ratte.«
Sie schaudert. »Ja. Mit kleinen spitzen Zähnen und winzigen Klauen. Ich habe versucht, sie mit dem Besen zu verjagen, aber sie rührte sich nicht, bis ich den Zettel nahm. Ich nehme an, du musst da hin, oder? Bestimmt ist es wichtig?«
In dieser Nacht fahre ich mit Moms Auto zum Hafen. Ich erinnere mich an das erste Mal, an das Motorrad, an die Schießerei. Aber sie werden nicht mehr da sein. Der Prinz wurde gefunden. Ich habe nichts mehr damit zu tun. Ich habe noch nicht einmal versucht, mit Victoriana Kontakt aufzunehmen. Ich kann ihr nicht gegenübertreten. Ich suche nach einer Parkmöglichkeit am Straßenrand, als plötzlich das Tor aufgeht. Niemand ist da. Ich fahre mit dem Auto hinein. Kaum dass ich Terminal C erreiche, ist ein winziges Lebewesen auf meiner Windschutzscheibe. Ich öffne das Fenster und erlaube ihm, ins Auto zu hüpfen. Er fängt sofort an zu reden, aber es kommt nur aufgeregtes Quietschen heraus.
»Langsam, ich verstehe kein Wort.« Ich stecke die Ohrstöpsel ins Ohr, und er beginnt sofort wieder zu quasseln.
»Mannomann. Du hast es geschafft. Hab mir total Sorgen gemacht, wegen der Hexe und dem großen Typ auf dem Motorrad und so. Aber hey. Jetzt biste wieder zurück. Haste den Fuchs gefunden?«
Ich nicke. »Danke. Er hat mir gesagt, wo ich den Frosch finde, und ich habe ihn gefunden.«
Die Ratte lässt die Barthaare ein wenig sinken, und ihre Augen glänzen im Mondschein. »Aber … das war’s schon, was er dir gesagt hat? Der Fuchs?«
»Das ist alles, worum ich ihn gebeten habe.«
»Das ist alles, worum du ihn gebeten hast, aber hat er dich um was gebeten? Hat er dich gebeten, was zu tun ?«
Da erinnere ich mich an die seltsame Bitte des Fuchses, die, die ich ihm abgeschlagen habe.
»Na ja, er bat mich darum, ihn zu töten, aber das habe ich natürlich nicht getan.«
»Natürlich? Du hast es nicht getan?«
»Ich werde keinen Fuchs töten, schon gar keinen sprechenden.«
»Er hat dich nicht darum gebeten, ihn zu töten, damit er tot ist. Wenn er einfach tot sein wollte, hätte er auch vors nächstbeste Auto springen können. Wenn er dich darum gebeten hat, ihn zu töten, dann hatte er einen Grund.« Cornelius muss sogar im Dunkeln gesehen haben, wie verblüfft ich bin, denn er fährt fort. »Bei jedem Ehemaligen muss etwas ganz Bestimmtes passieren, damit wir zurückverwandeltwerden. Das kann ein Kuss sein oder eine Zauberbohne, irgend so was.«
»Oder Blumenhemden herstellen?«
»Korrekt. Verrückt, aber korrekt. Ich musste meine Tochter finden, aber sie kam bei einem Unfall ums Leben, bevor ich sie fand, und jetzt gibt’s für mich kein Zurück mehr.« Die Ratte verstummt, und ich höre ein winziges Schniefen. »Aber dieser Fuchs – wenn er dich darum gebeten hat, dass du ihn tötest, dann hat das garantiert einen Grund. Du musst zurück und es tun.«
»Aber ich kann nicht zurück nach Key Largo.«
»Warum nicht, zum
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