KISSED
Teufel?«
Ich ringe um eine Antwort. Die offensichtliche Antwort: Kein magischer Umhang. Die übliche Antwort: Arbeit. Die deprimierende Antwort:
»Ich muss vielleicht die Prinzessin heiraten.«
Die Ratte lacht. »Heirate sie nächste Woche. Und mach das hier sofort.«
Er hat recht. Ich habe ein vollgetanktes Auto. Man hat mir verboten zu arbeiten. Nichts hält mich davon ab, nur eine schöne Prinzessin – eine Prinzessin, die jeder Kerl auf der Welt gern hätte.
Jeder einzelne Kerl, nur ich nicht.
»Was würde ich nicht tun, um in deinen Schuhen zu stecken«, sagte die Bäckersfrau zu Cinderella.
Deshalb sage ich: « Okay. Ich mach’s.«
Wenn ich mir schon nicht selber helfen kann, kann ich genauso gut dem Fuchs helfen.Ich fahre, das Radio ist aus, und ich spüre das Beben von Moms Auto, den Rhythmus der Reifen auf der Straße. Nichts davon kann mich auf andere Gedanken bringen. Das hätte eigentlich der Tag sein sollen, an dem ich alles bekomme: eine schöne Prinzessin, die auf mich wartet, die Schuhe, die Zukunft. Aber das alles bedeutet nichts verglichen damit, dass ich Meg will – und zulasse, dass sie sich auf diesen Volltrottel einlässt. Der Mond und die Straßenlampen werfen weiße und schwarze Schatten auf mein Gesicht, und ich möchte mich eigentlich der Schönheit der Sommernacht hingeben, aber meine Gedanken hindern mich daran. Wie habe ich mich so in mir selbst täuschen können? Vielleicht bin ich einfach nur dumm. Und wie kann Meg nicht mit mir zusammen sein wollen, wo wir so viel gemeinsam durchgemacht haben? Bedeutet ihr das gar nichts? Und doch – die Schuhe in der Vorratskammer ihres Cafés sprechen eine anderer Sprache. Sie liebt mich. Sie liebt mich nur nicht auf die Weise, die ich mir wünsche.
Corrie ten Boom, die während des Zweiten Weltkriegs Juden vor den Nazis versteckte, hat mal gesagt: »Wenn Gott uns auf steinige Wege schickt, gibt er uns gute Schuhe.«
Ich hoffe, ich habe gute Schuhe.
Zwei Stunden später bin ich in Key Largo. Ich finde den Fuchs hinter dem Gasthaus. Er hält ein halbes Sandwich in den Pfoten. Ich schaue mich um, ob niemand da ist, falls Onkel Sam mir auflauert. Aber der Fuchs ist allein.Ich stecke mir die Ohrstöpsel in die Ohren und sage: »Du wolltest etwas von mir?«
Der Fuchs nickt, gibt mir aber keine weitere Bestätigung. Ich sage: »Ist das Teil des Fluches, mit dem du belegt bist?«
»Nee, ich habe es nur satt, jahrelang aus Müllcontainern zu fressen. Niemand denkt je daran, eine Packung Remoulade wegzuwerfen.« Er schluckt den letzten Bissen seines Sandwichs, dann leckt er sich mit seiner rosa Zunge das Fett von den Pfoten.
»Ist das dein Ernst?« Ich kann ihn nicht umbringen, wenn das der Grund ist. Es wäre schwierig, einen Fuchs zu töten, noch schwieriger, wenn man weiß, dass er ein Mensch ist. Was, wenn er sich zurückverwandelt, wenn er stirbt? Was, wenn man die Leiche dann im Müllcontainer findet? Ich wäre wegen Mordes dran.
Ich stelle mir die Schlagzeilen vor: HERUMTREIBER AUS MIAMI AUF DEN KEYS GESUCHT
Das bin dann ich, der Herumtreiber aus Miami.
Der Fuchs putzt seine Pfoten zu Ende und sagt: »Es ist schwierig für mich, über den Fluch zu sprechen. Schwierig. Ich kann nur sagen, dass es das ist, was ich will und brauche, und wenn du tust, was ich sage, wird es keinen Ärger geben.« Er schaut zu mir auf. Das silberne Mondlicht spiegelt sich in seinen braunen Augen, und die blicken mich flehentlich an. Mir fällt Cornelius wieder ein und dass seine Familie und seine Hoffnung futsch sind, dass er ewig dazu verdammt ist, eine Ratte zu sein. Wäre ich da nicht lieber tot?
Gute Schuhe.
»Wie soll ich es anstellen?«
Er zögert einen Moment, dann flitzt er durch die Schatten in die Büsche. Kurz darauf kommt er mit einem Messer zwischen den Zähnen zurück. Es ist nicht so Furcht einflößend wie zum Beispiel ein Schnappmesser, denn es ist eines dieser Messer, wie man sie an Thanksgiving benutzen würde, um den Truthahn zu zerlegen. Er wirft es mir mit den Zähnen hin.
Ich hebe es auf. »Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
»Bitte. Ich bin ein Fuchs. Die Menschen töten ständig Tiere.«
Ich zücke das Messer. Wie würde es sich anfühlen, jemanden zu erstechen? Vielleicht, wie wenn man Leder schneidet.
Er liest meine Gedanken. »Stell dir vor, du würdest einen kaputten Schuh zerschneiden.«
»Woher weißt du, dass ich mit Schuhen arbeite?«
Der Fuchs zögert, dann sagt er:»Du hast es mir
Weitere Kostenlose Bücher