KISSED
erzählt.«
»Echt?«
Der Fuchs hebt den Kopf, und ich sehe seine weiße Halskrause, die im Mondschein wie Schnee schimmert. »Ein guter Schnitt. Ich werde nicht beißen.«
»Ich glaube nicht, dass ich das kann.«
»Bist du den ganzen Weg von Miami hierher gefahren, um mich nicht zu töten?«
Er hat recht. Die Ratte hat gesagt, dass ich den Fuchs töten soll, dass es zu seinem Besten wäre. Aber ich habedie Riesen nicht getötet, und ich habe nicht mal die Hexe umgebracht. Trotzdem greife ich nach dem Fuchs, packe ihn mit der linken Hand am Kragen, schließe die Augen und schneide mit einer einzigen Bewegung in seinen Hals.
Grellroter Schmerz durchzuckt meine Hand. Ich schaue hinunter und sehe Blut sprudeln. Ich presse meine Finger darauf und versuche die Wunde zu stillen. Aber wo ist der Fuchs hin? Wo ist der Fuchs?
Und dann sehe ich ihn. Er liegt am Boden. Seine Wunde am Hals ist nicht nur offen, sie klafft und wird immer größer. Sie breitet sich aus, bis sie größer ist als sein Körper, dann größer als meiner. Ich mache einen Satz nach hinten, um nicht von ihr verschluckt zu werden. Aber ich hätte mir keine Sorgen zu machen brauchen, denn als ich mich umschaue, ist das Loch mit etwas ausgefüllt. Mit einem Mann, der aus dem Fuchsfell heraustritt. Einem älteren Mann mit braunem Haar, das von grauen Strähnen durchzogen ist. Er kommt mir irgendwie bekannt vor, aber das kann natürlich nicht sein. Er ist der Fuchs.
Er ist der Fuchs.
Ich habe ihn gerettet. Daran werde ich mich nie gewöhnen.
Der Fuchs-Mann blickt auf seine Hände, dann legt er sie an den Hals und tastet nach Wunden. Als er keine findet, schaut er wieder auf seine Hände. »Ich bin ein Mensch. Ich bin am Leben. Ich bin …« – er schaut sich seine Hände von allen Seiten an – »… alt.« Er berührt sein Gesicht, als würde er nach Falten suchen. »Ich habemeine besten Jahre als Fuchs verbracht. Sehe ich scheußlich aus?«
Ich bin noch immer dabei, die Tatsache zu verdauen, dass er jetzt ein Mensch ist. Seine Fuchshülle liegt am Boden, vergessen. Ich frage mich, warum er eigentlich verwandelt wurde. Könnte das jedem passieren?
Ich sage: »Nein, nicht scheußlich. Sie sehen auch nicht alt aus. Nur, sie wissen schon – mittleren Alters.«
»Ich war fünfundzwanzig, als ich verwandelt wurde. Gott sei Dank passen mir meine Klamotten noch. Meine Frau wird mich trotzdem nicht wiedererkennen. Oh, wahrscheinlich hat sie inzwischen ohnehin einen anderen geheiratet; vermutlich glaubt sie, ich sei einfach abgehauen. Wie werde ich sie je von der Wahrheit überzeugen können?«
Die Wahrheit. Mir fällt wieder ein, wie ich mit Meg »Vier Wahrheiten und eine Lüge« gespielt habe. Weiß je jemand wirklich die Wahrheit über jemand anderen?
Meg.
Dann fällt mir noch etwas anderes ein. Das Putzen. Als wir »Vier Wahrheiten und eine Lüge« gespielt haben, bin ich davon ausgegangen, dass die Aussage darüber, wer die ganze Putzarbeit erledigt, wahr sei.
Jetzt weiß ich, dass es eine Lüge war. Die Lüge. Die Brownies haben immer geputzt, nicht Meg. Wenn das also die Lüge war, müssen die anderen Aussagen wahr sein.
Einschließlich der letzten.
Und fünftens: Insgeheim bin ich bis über beide Ohren in dich verliebt.
Sie liebt mich. Zumindest hat sie mich geliebt, als sie das gesagt hat. Sie hat versucht, es mir zu sagen, aber ich habe sie ignoriert. Ich spüre Euphorie und Verzweiflung. Meg liebt mich. Hat mich geliebt. Ist es jetzt schon zu spät? Habe ich sie verloren?
»Danke!« Der Fuchs unterbricht meine Gedanken und legt seine Hand auf meinen Arm. Sie ist rau, wahrscheinlich, weil er jahrelang darauf gelaufen ist, aber er schüttelt mich, umarmt mich, hüpft glücklich auf und ab. »Ich kann dir gar nicht genug danken.«
»Keine Ursache. Ich möchte nicht unhöflich erscheinen, aber ich muss jetzt los.« Ich muss Meg finden. Es ist schon nach drei Uhr. Wenn ich ohne anzuhalten bis zum Hotel fahre, kann ich mich vielleicht noch hineinschleichen, bevor Farnesworth kommt und mich sieht, und vor dem Café auf sie warten.
Wenn sie nicht schon weg ist, um den Prinzen zu heiraten.
Doch mein Gefühl sagt mir, dass sie das nicht gemacht hat, dass sie nur so getan hat, als wäre sie glücklich, um mich eifersüchtig zu machen.
Das hat funktioniert.
Meg liebt mich. Wenn es nicht so wäre, hätte sie die Elfen nicht dazu gebracht, die Schuhe herzustellen.
Es ist dieser Gedanke, der mich vom Fuchs wegtreibt. »Hier.« Ich drücke ihm
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