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KISSED

KISSED

Titel: KISSED Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ALEX FLINN
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schnappe ihn mir.
    Es dauert kostbare Sekunden, bis ich die Tür geöffnet und die Lichter eingeschaltet habe. Der Raum ist leer.
    »Seid ihr hier drin? Ich habe euch vorhin gehört.«
    Ich suche alle Theken danach ab, was es gewesen sein könnte, das die Brownies dazu veranlasst hat zu glauben, Meg sei in Gefahr. Aber die Theken sind so sauber, dass ich mir vorstellen kann, wie die winzigen Kerlchen darüberschlittern. Selbst die Zuckerpäckchen sind in ihrem Halter alle in die gleiche Richtung gedreht.
    »Bitte.«
    Plötzlich gehen die Lichter aus. Während ich im Dunkeln nach dem Schalter fummle, höre ich etwas, winzige Schritte, wie Ratten in den Wänden. Als ich schließlich den Lichtschalter finde, schaue ich in die Richtung des Geräuschs.
    Ich sehe ein Bein in einer ramponierten braunen Hose, das flink wie eine Kakerlake um die Ecke verschwindet. Da rennt einer auf meinen Laden zu.
    »Hey!« Ich folge ihm. »He, du!«
    Aber als ich dort ankomme, fällt mein Blick auf etwas, das vorher nicht da war. Ein Notizzettel.
    Darauf steht in Megs Schrift:
    Hilfe! Johnny! Sieglinde hält mich im Leuchtturm des Bill Baggs Park fest. Sie wird mich umbringen, wenn du nicht kommst.
    Sieglinde! Ich hätte wissen müssen, dass sie nicht so leicht aufgeben würde, dass sie ein Nein nicht als Antwort gelten lässt. Ich weiß, wo sie hinterher ist. Sie benutzt Meg, um an den Prinzen zu kommen.
    Wenn mir doch nur schon früher klargeworden wäre, wie viel mir Meg bedeutet, dass sie genau das ist, was ich brauche.
    In Ermangelung eines Nagels war das Hufeisen verloren; in Ermangelung eines Hufeisens war das Pferd verloren und in Ermangelung eines Pferdes war der Reiter verloren …
    ~~~ Poor Richard’s Almanack ~~~
    Meg ist verloren. Ich muss sie finden. Ich schaue auf die Uhr. Vier Uhr dreißig. Sie sollte bald hier sein, aber sie wird nicht kommen, und das ist meine Schuld. Ich stopfe die Nachricht in meine Tasche.
    »Was soll ich machen?«, brülle ich über den Gang.
    Keine Antwort. Ich schalte die Lichter aus. »Werdet ihr im Dunkeln mit mir sprechen?«
    Nichts. Ich möchte weg. Ich muss weg. Aber ich lasse noch einen Augenblick das Licht aus, bis ich Getrippel höre und eine kleine Stimme zu meinen Füßen.
    »Du bist ein guter Junge, Johnny. Du arbeitest schwer und liebst deine Ma. Deshalb haben wir dir geholfen. Du hast Stärken, von denen du gar nichts weißt. Im richtigen Augenblick wirst du wissen, was du tun musst.«
    Die Schritte eilen davon. Sobald ich weiß, dass die Luft rein ist, schalte ich wieder das Licht ein und haste in die Lobby.
    Ich versuche, mich hinauszustehlen, aber es ist nicht mein Tag. Farnesworth ist da. Er kommt auf mich zu und schreit: »He, du! Ja, du! Der Junge aus der Schuhwerkstatt!«
    Ich ignoriere ihn und renne auf den Ausgang zu, wobei ich auf dem spiegelblanken Boden beinahe ausrutsche.
    Es ist immer noch dunkel, aber am nächtlichen Himmel zeigen sich bereits die ersten Lichtstreifen. Ich hechte hinter die Hibiskushecke neben der Auffahrt und bleibe dort mit dem Rücken zur Wand stehen, um besser mit dem morgendlichen Himmel zu verschmelzen, für den Fall, dass Farnesworth mir gefolgt ist.
    Ist er aber nicht. Ich finde Moms Wagen, schließe ihn auf und stecke den Schlüssel ins Zündschloss.
    Der Motor springt nicht an.
    Es schien eine so gute, eine so romantische Idee zu sein, einfach draufloszufahren und nicht zum Tanken anzuhalten.
    Ich schlage mit der Hand auf die tonlose Hupe, bis es wehtut. Dann schalte ich meinen Verstand ein.
    »Kann ich dir helfen?«
    Ich zucke zusammen, drehe mich um und sehe einen älteren Herrn mit Brille und ordentlich gekämmtem grauem Haar. Er trägt die Uniform der Parkplatzbediensteten des Hotels.
    Ich ringe nach Worten. Er muss wohl annehmen, ich beschädige das Auto. Das Letzte, was ich jetzt brauche, ist, wegen Sachbeschädigung verhaftet zu werden. »Ähm, … schon gut. Das ist mein Auto. Ich meine, das meiner Mutter. Ich war … nur frustriert, weil es nicht anspringt.« Ich starre auf den Asphalt.
    Ich hoffe, ihn dadurch loszuwerden, aber es klappt nicht. Ich sehe seine Füße, seltsamerweise zeigen sie in entgegengesetzte Richtungen auf dem Boden.
    »War sonst noch was?«, frage ich.
    »Ich fragte, ob ich dir helfen kann«, sagt der Parkplatzwächter. »Es gibt da zum Beispiel ein Fahrrad, von dem ich weiß, dass es nicht abgeschlossen ist. Sein Besitzer ist heute Nacht spät zurückgekommen. Wahrscheinlich wird er nicht so bald

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