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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Gebotsschild mit der Aufschrift SCHUTZHELM TRAGEN.
    Ich machte in Richtung Tür kehrt und stieß beinahe mit dem Bär zusammen. Das Tier stand zwischen mir und der Wand.
    Diesmal wartete ich nicht, bis er mich angriff, sondern fuhr herum und rannte wie der Teufel in die andere Richtung. Der Schmerz im Bein, das Kind in meinem Bauch – im Augenblick war mir alles egal. Ich rannte von der Wand weg, mitten in den Nebel. Der Wind blies mir eiskalte Wassertropfen ins Gesicht.
    Weiter vorne standen ein paar Gegenstände dicht beieinander. Ich bahnte mir einen Weg zwischen alten Ölfässern hindurch. Als ich einen Blick über meine Schulter nach hinten riskierte, sah ich, wie der Grizzly immer näher kam. Er hatte inzwischen auf etwa sechs Meter aufgeholt.
    Ich stieß im Vorbeilaufen sämtliche Ölfässer um. Der Lärm, den ich dabei machte, verstärkte das Chaos um mich herum.
    Ich bog scharf nach links und stürzte mich in den Nebel. Weit und breit waren weder Mauern noch eine Tür zu sehen. Ich hörte, wie der Bär durch die umgestürzten Ölfässer polterte. Vielleicht gab mir das ein paar Sekunden Vorsprung.
    Ich hatte keine Ahnung, ob ich überhaupt auf den Ausgang zulief. Mir kam es eher so vor, als flog ich durch einen elektrischen Sturm.
    Plötzlich rutschten meine Schuhe auf dem Betonboden aus. Ich fiel jedoch nicht hin, sondern schaffte es im letzten Moment, die Füße seitlich zu drehen und auf meinen Sohlen zu schlittern. Als ich nach unten blickte, stellte ich fest, dass ich durch eine rote Lache rutschte.
    Ich fiel auf ein Knie und spürte, wie etwas Warmes durch den Stoff meiner Hose drang – Blut. Kaum zu glauben, aber ich war wieder bei dem Tastenfeld angelangt, das verkehrt herum an der Wand hing.
    Hinter mir ertönte ein Brüllen.
    Der Grizzly war nur noch ein paar Meter von mir entfernt.
    Ich starrte auf die Tastatur und versuchte es noch mal mit 666.
    Nichts geschah.
    999.
    Immer noch nichts.
    Das Stroboskoplicht blitzte wieder auf und warf den riesigen Schatten des Bären auf die Tür. Er war jetzt so nahe, dass ich ihn spüren konnte, aber ich wagte es nicht, mich umzusehen.
    REIZES.
    Das einzige Wort in dem Paglia-Zitat, das in Großbuchstaben geschrieben war.
    Warum nur?
    Plötzlich fiel es mir ein. Luther hatte sich ausführlich mit den Verbrechern beschäftigt, die ich gejagt hatte. Dann musste er auch über Mr K Bescheid wissen. Bei dem hatten Buchstaben, die eine Ähnlichkeit mit Zahlen besaßen, eine wichtige Rolle gespielt.
    REIZES.
    Wenn man diese Buchstaben spiegelverkehrt las oder auf den Kopf stellte, konnte man mit einiger Fantasie die Ziffern 931235 erkennen.
    Ich tippte sie ein.
    Das Lämpchen blinkte grün auf.
    Ich hörte, wie sich der Bolzen im Schloss drehte.
    Plötzlich stieß mir der Bär seine kalte, feuchte Schnauze in den Rücken.
    Als ich herumwirbelte, befand sich sein Gesicht auf Höhe meiner Brust.
    Dann fing er an, an meinem Bauch herumzuschnüffeln.
    Nein!
    NICHT MEIN BABY!
    Ich holte aus und gab ihm einen Schlag auf die Schnauze.
    »BÖSER BÄR!«
    Das Tier machte einen Schritt zurück und legte die Ohren an. Der Anblick erinnerte mich an einen zu groß geratenen Hundewelpen, den man geschimpft hatte.
    Ich riss die Tür auf und flüchtete nach draußen. Kaum hatte ich sie hinter mir zugeknallt, sprang der Bär so heftig dagegen, dass sie erzitterte.

Luther
    Er beobachtet Jack auf dem Bildschirm. Die Nachtsichtkamera verleiht dem Bild einen Grünstich.
    Gerade noch mal gut gegangen.
    Luther hält die Masterbedienung fest umklammert. Er hat die ganze Zeit den Finger über der Taste gehabt, mit der man die Sprengladung am Halsband des Bären detonieren lassen kann. Ein paar Mal hätte er beinahe draufgedrückt. So viel der Bär ihn auch gekostet hat, Jack ist wertvoller. Er will sie etwas lehren, nicht sie töten.
    Er muss sich jedoch eingestehen, dass es letztendlich so weit kommen kann.
    Ein paar Mal war es wirklich knapp, und es war spannend gewesen, dabei zuzusehen. Aber Jack hat es dann doch geschafft, wie Luther gehofft hatte.
    Jetzt wird es Zeit, dass er es schwieriger für sie macht. Er drückt auf die Mikrofontaste und aktiviert ihren Ohrhörer.
    »Das mit dem Teddybär haben Sie gut gemacht, Jack. Ich muss Sie loben. Hab ich mir das nur eingebildet oder ist für einen kurzen Augenblick bei Ihnen der Mutterinstinkt zum Vorschein gekommen? Wie bei einer Wölfin, die ihr Junges schützt?«
    »Ich hab die Schnauze voll von Ihrem Spiel, Luther.«
    »Aber ich

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