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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Glänzen in ihnen verriet mir, dass sie etwas vorhatte.
    Ach du Scheiße.
    Sie musste dasselbe gedacht haben, denn wir blieben beide mit offenem Mund stehen.
    »Kennen wir uns?«, fragte ich.
    »Das frage ich mich auch.«
    Als ich ihren unverkennbaren Manhattan-Akzent hörte, wusste ich es.
    »Cynthia Mathis?«, fragte ich. »Die Literaturagentin von Andrew Z. Thomas?« Ich kannte ihr Gesicht von dem Foto in ihrem Blog.
    »Ja, und wer sind Sie?«
    »Wir haben vor ein paar Tagen miteinander telefoniert. Ich bin Jack Daniels.«
    Ihre Augen weiteten sich. »Im wirklichen Leben sind Sie nicht so hübsch«, sagte sie.
    Das musste sie gerade sagen. Das Foto in ihrem Blog war mindestens zwanzig Jahre alt. »Ich habe mich nicht gerade aufgebrezelt. Und na ja, ich bin momentan …«, ich tätschelte meinen Bauch, »ein bisschen schwanger.«
    »Er hört uns zu«, sagte Cynthia.
    Ich nickte. Mir war aufgefallen, dass sie ebenfalls einen Ohrhörer trug.
    Die Tränen, die ihr Gesicht hinuntergelaufen waren, hatten tiefe Furchen in ihrem Make-up hinterlassen – wie ausgetrocknete Flussbetten. Falls sie zuvor hysterisch gewesen war – was ich glaubte –, so sah sie jetzt aus wie jemand, der zum Äußersten bereit war. Sie strahlte eine Härte aus, die weit über das hinausging, was sie brauchte, um erfolgreich mit Verlagen zu verhandeln. Ich fragte mich, wie lange er sie hier oben angekettet hatte, sodass sie nun bereit war zu töten. Stunden? Den ganzen Tag? Sie sah durchnässt und durchfroren aus.
    Ihr Blick glitt zu dem Messer in ihrer Hand, dann wieder zu mir.
    »Ich werde ganz offen mit Ihnen sein, meine Liebe … darf ich Sie Jack nennen?«
    »Natürlich.«
    Sie stand jetzt nur noch drei Meter von mir entfernt und verlagerte ihr Gewicht mal auf den einen, mal auf den anderenFuß – wie eine Tennisspielerin, die auf den gegnerischen Ball wartet.
    »Er wird mich töten, Jack. Es sei denn, ich töte Sie.«
    »Wie?«
    Sie berührte etwas an ihrem Hals, das mir bisher nicht aufgefallen war. Ein Halsband. Ähnlich wie jenes, das ich an dem Bären gesehen hatte, nur kleiner.
    »Ich warte nun schon eine ganze Weile hier oben und habe mich innerlich darauf vorbereitet. Er hat mir zwar nicht gesagt, dass Sie es sind, der da kommen wird, aber wissen Sie was?«
    »Was, Cynthia?«
    »Es ist mir egal.«
    »Wieso?«
    Sie machte einen Schritt nach vorn und schleifte die Kette über das Gitter. »Ich hab noch ein Jahr bis zur Rente. Ich habe Enkelkinder und einen Mann. Wir wollten den Sommer in Südfrankreich verbringen. Ich habe nicht vor, hier zu sterben. Sie oder ich. Und ich werde es nicht sein.«
    »Hören Sie mir zu, Cynthia.«
    »Was?«
    »Es gibt auch eine andere Lösung.«
    »Welche?«
    »Ich weiß nicht, ich …«
    »Er spricht gerade zu mir«, sagte die Frau. »Er besteht darauf, dass ich es tue. Er sagt, er wird mich töten, wenn Sie in sechzig Sekunden immer noch hier sind.«
    »Geben Sie mir das Messer. Wir dürfen es nicht zulassen, dass er …«
    »Jack, er wird mich in weniger als einer Minute umbringen.«
    Sie brachte sich in die richtige Stimmung – das konnte ich in ihren Augen sehen.
    »Cynthia …«
    Jetzt sprach Luther zu mir: »Passen Sie auf, Jack. Sie wirdgleich angreifen. Ich hätte Ihnen gerne eine Waffe gegeben, aber das wäre dann ja kein fairer Kampf, wenn man Ihre Ausbildung und Erfahrung und Cynthias fortgeschrittenes Alter in Betracht zieht. Aber Vorsicht, sie ist zäh. Ein Hai, wenn es sein muss. Passen Sie also auf.«
    Mathis kam noch einen Schritt näher. Sie hielt das Messer mit beiden Händen wie ein Schwert. Mit der langen Klinge sah es auch so aus.
    »Ich helfe Ihnen, die Kette loszuwerden«, sagte ich, aber noch im selben Augenblick war mir klar, dass Luther sie töten würde, falls ich das tat. Entweder sie oder einen meiner Freunde.
    »Was erwarten Sie sich davon, Luther?«, fragte ich genau in dem Moment, als Cynthia zum Angriff überging.
    »Ich will zusehen, wie Sie sie töten.«
    »Sie wissen genau, dass ich das nicht tun werde.«
    »Dann tötet sie eben Sie. Und Ihr Baby gleich mit.«
    Als hätte es unsere Unterhaltung mitbekommen, fing mein Baby zu zappeln an. Ich langte an meinen Bauch und konnte durch meine Windjacke spüren, wie es mit dem Fuß dagegen trat.
    »Tut mir leid, Jack«, sagte Cynthia.
    Es klang aber nicht so, als ob es ihr leidtat.
    Cynthia machte drei schnelle Schritte auf mich zu. Mit der einen Hand hielt sie sich am Geländer fest, mit der anderen

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