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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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stellte mich unter den Wasserfall.
    Mehrere Minuten lang ließ ich den Wasserstrahl auf mich prasseln, bis er den Dreck fortgespült hatte.
    Dann taumelte ich weiter. Ich war jetzt sauber, aber dafür völlig durchnässt, und ich fing an zu zittern.
    Während der letzten fünf Minuten hatten die Wolken mehrmals die Farbe gewechselt: Rosa, Lila, Blau und zuletzt ein dunkles Grau, das sich in Kürze in Schwarz verwandeln würde.
    Die Aussicht, nach Einbruch der Dunkelheit auf Luthers Spielplatz zu sein, verlieh dem Terror eine gänzlich neue Dimension.
    »Können Sie mich noch hören? Funktioniert der Ohrhörer noch?« Seine Stimme schreckte mich auf.
    »Ja.«
    »Sehen Sie die Fabrikhallen dort hinten?«
    »Ja.«
    »Gehen Sie dorthin.«
    Die Fabrikhallen – soweit ich sie in der Abenddämmerung sehen konnte – sahen wie eine Steampunk-Skyline aus. Riesige Schornsteine und Schlote, ein Gebäude nach dem anderen. Ein Labyrinth aus Industrieruinen.
    Nach fünf Minuten gelangte ich zu einem von Laternenmasten gesäumten Parkplatz. Die meisten davon waren umgestürzt oder zerbrochen und im Laufe der Jahre verrottet.
    Die dazugehörigen Stromleitungen lagen ineinander verschlungen und verrostet auf dem Boden, wie lange braune Würmer, die mitten in ihrer Bewegung erfroren waren.
    Ein eiskalter Schauer überkam mich. Durch eine Stelle in meiner Windjacke, die Cynthia mit dem Messer aufgeschlitzt hatte, drang ein kalter Luftzug.
    Ich näherte mich einem dreistöckigen Backsteinbau – der erste von vielen, die von oben auf dem Turm ausgesehen hatten, als wären sie miteinander verbunden.
    »Sehen Sie die Doppeltüren?«, fragte Luther.
    Mein Herz schlug schneller, und das nicht nur vor Erschöpfung.
    »Ja.«
    »Gehen Sie da durch. Ich hoffe, Sie wissen noch den Zugangscode, den Sie auf dem Wasserturm gesehen haben. Wäre doch schade, wenn Sie im Dunkeln wieder da raufklettern müssten.«

Donaldson
Davor
    Er litt höllische Schmerzen.
    Die Schmerzmittel, die sie gehortet hatten, hätten eigentlich für zwei Wochen reichen müssen. Aber seit ihrer Flucht waren gerade mal zwei Tage vergangen und sie hatten bereits die Hälfte verbraucht.
    Sie waren vorige Nacht frierend und hungrig angekommen und hatten kaum noch Benzin im Tank. Wieder einmal waren sie gezwungen gewesen, im Auto zu übernachten. Donaldson wachte ständig von Lucys Schnarchen auf. Sie konnte nichts dafür – sie hatte nicht nur ihre Nase verloren, sondern auch einen Teil der Nasenscheidewand. Trotzdem hatte er letzte Nacht mehr als einmal den Gedanken gehegt, sie umzubringen.
    Die Vorstellung hatte durchaus ihren Reiz – zum einen würde es seine Mordlust stillen, die sich jahrelang in ihm aufgestaut hatte, zum anderen müsste er die Schmerzmittel nicht mehr mit ihr teilen.
    Aber er hatte dem Drang widerstanden. Wenn alles lief wie geplant, würde sich ihm schon heute die Gelegenheit zu einem Mord bieten. Und zwar auf eine Art und Weise, die weitaus langsamer und schmerzhafter war als dieses alte und langweilige Erwürgen.
    Außerdem war ihm das Mädchen auf eine perverse Art ans Herz gewachsen. In seinem bisherigen Leben war Donaldson noch nie so lange mit einem anderen Menschen zusammen gewesen – geschweige denn mit jemandem, mit dem er auf einerWellenlänge war. Lucy hatte dieselben Bedürfnisse, dieselben Wünsche, dieselben Ängste.
    Eine echte Seelenverwandtschaft, geschmiedet im Feuer der Hölle.
    Nach dem Aufwachen verbrachten die beiden den ganzen Tag damit, die verlassene Stadt gründlich zu erforschen. Violet, diese fette Schlampe, hatte sie hierhergeschickt, aber keine genauen Angaben darüber gemacht, wo sie hinmussten. Also fuhren sie einfach in der Gegend herum. Sie froren, hatten Hunger und Schmerzen und wurden immer frustrierter.
    Als es dunkel wurde, waren sie ihrem Ziel kein bisschen näher gekommen.
    Und zu allem Überfluss saßen sie plötzlich mit leerem Tank fest.
    Donaldson dachte gerade wieder daran, Lucy zu erwürgen, als sie die Explosion am anderen Ende der Stadt sahen. Ein wenig später ertönten mehrere Schüsse.
    Sie gingen zu Fuß in die Richtung, wo es passiert war.
    »Du läufst mir zu schnell, D.«
    Lucy hinkte schlimmer als zuvor. Noch langsamer, und sie könnte genauso gut rückwärtsgehen.
    »Wir sind fast am Ziel, Lucy. Mach jetzt nicht schlapp.«
    »Ich kann nicht mehr.«
    »Dann bleib, wo du bist«, blaffte er sie an. »Mir ist das scheißegal.«
    »D, bitte …«
    Donaldson blieb stehen. Das B-Wort

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