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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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zusammen, um bei dem schwachen Licht im Raum besser sehen zu können. McGlade saß neben ihm, ebenfalls an einen Stuhl gefesselt. Das Möbelstück war aus Stahl und Leder, solide verarbeitet und mit hohen Beinen.
    Nicht einer dieser schrecklichen Folterstühle von vorhin, sondern ein Barhocker.
    Phin konnte keine Stricke um Harrys Arme und Beine erkennen. Er blickte auf seine eigenen Hände herab und stellte fest, dass sie mit Kabelbindern an den Armlehnen befestigt waren. Sie waren hellrosa und geschwollen. Er versuchte, die Füße zu bewegen, aber die waren ebenfalls gefesselt.
    Phin zerrte an den Kabelbindern, um sie auf ihre Festigkeit zu testen.
    Sie waren ziemlich stabil.
    Er versuchte, am Stuhl zu rütteln, aber auch der war sehr solide.
    Stahl. Schwer und unbeweglich.
    Dann bewegte er die Handgelenke hin und her, um die Fesseln zu lockern. Vergeblich.
    Es würde nicht mehr lange dauern, bis die Durchblutung vollständig gestoppt war. Dann würden die Hände absterben. Er konnte bereits dieses Kribbeln spüren.
    »Harry! Wach auf!«
    McGlade grunzte und riss die Augen auf. »Sag, dass wir zu viel getrunken haben und in einem Domina-Studio gelandet sind.«
    »Den Witz hast du doch schon mal gemacht.«
    »Witz? Zerstör mir nicht meine Hoffnungen, Mann. Wie fühlst du dich?«
    »Wie ein Stück gebratene Scheiße. Und du?«
    »Ich bin geschockt. Haha. Verstehst du den Witz?«
    Phin sah sich um.
    Der Raum sah nicht wie die Folterkammer von vorhin aus, sondern eher wie ein verlassenes Büro. Es gab Schreibtische, ein paar Stühle und jede Menge Staub. Etwa drei Meter zu seiner Linken fiel schwaches Licht durch eine offene Tür.
    »Deine künstliche Hand ist doch ziemlich robust, oder?«, fragte Phin. »Kannst du damit deine Fesseln zerreißen?«
    »Sie funktioniert nicht mehr. Dieser verdammte elektrische Stuhl hat die Batterie ruiniert. Und meine Härchen hat er auch verbrannt.«
    »Deine Härchen?«
    »Meine Schamhaare. Meine Sackwolle. Meine Schwanzlocken. Ich kann die verbrannten Haare riechen.«
    »Nett.«
    »Na ja, dafür hab ich mir nicht in die Hose gemacht. Vielleicht hätte ich es tun sollen. Dann hätte ich die Flammen in meinem Urwald gelöscht.«
    Phin schaukelte auf dem Barhocker hin und her und schaffte es, ein paar Zentimeter über die Fliesen nach vorn zu rutschen. Die Stuhlbeine standen weit genug auseinander, sodass er nicht umkippte.
    »Was ist mit dir?«, fragte Harry.
    »Was soll mit mir sein?«
    »Hat’s bei dir auch am Sack gebrannt?«
    »Können wir über etwas anderes reden?«
    Phin gab sich noch mal einen Ruck, diesmal fester. Der Barhocker rutschte fast dreißig Zentimeter vorwärts, drohte jedoch zu kippen. Phin verlagerte sein Gewicht und fing sich wieder. Umfallen wäre schlimm. Er würde es nicht schaffen, sich wieder aufzurichten.
    »Ich hätte nicht übers Pinkeln reden sollen«, sagte Harry. »Jetzt muss ich nämlich.«
    »Denk an was anderes.«
    »Das geht nicht. Kaum mach ich die Augen zu, muss ich an einen Springbrunnen denken. Aber an einen, wo das Wasser gelb ist.«
    Phin bemühte sich, ihn nicht zu beachten. Er rutschte noch mal ein paar Zentimeter weiter nach vorn, auf die offene Tür zu.
    »Meine Blase platzt gleich. Sie fühlt sich an wie ein Basketball voller Pisse.«
    Phin rutschte weiter über den Fußboden, bis ein Stuhlbein hängen blieb. Er blickte nach unten und stellte fest, dass eine Fliese fehlte und im Boden eine Lücke hinterlassen hatte. Er rutschte rückwärts und versuchte, das Hindernis zu umgehen.
    »Wo willst du hin?«, fragte Harry. »Auf die Toilette?«
    »Ich will durch die Tür.«
    »Geht’s da auf die Toilette?«
    »Weiß ich nicht. Aber vielleicht finde ich dort etwas, das wir gebrauchen können.«
    »Weißt du, was ich jetzt gebrauchen könnte?«
    Einen Maulkorb,
dachte Phin, sprach es aber nicht aus. Stattdessen bewegte er sich weiter auf die Tür zu.
    »Eine Toilette«, sagte Harry. »Ich könnte eine Toilette gebrauchen.«
    »Tu mir bitte einen Gefallen, Harry.«
    »Soll ich ruhig sein? Jedes Mal, wenn mich jemand um einenGefallen bittet, ist es das. Ich rede nun mal viel, wenn ich nervös bin. Und wenn ich versuche, nicht in die Hose zu machen.«
    Es gelang Phin, die Stelle zu umgehen, wo die Fliese herausgebrochen war, aber er wurde langsam müde. Und Sorgen machte er sich auch. Schweiß lief ihm übers Gesicht und brannte in den Augen. Er kämpfte gegen seine wachsende Verzweiflung. Dass er hinter der Tür etwas finden würde, das ihnen

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