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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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bei der Flucht half, war unwahrscheinlich. Dafür war Luther zu intelligent und zu vorsichtig.
    Phin schüttelte den Kopf wie ein Hund hin und her, um die Schweißtropfen loszuwerden. Er dachte an Jack und die schrecklichen Dinge, die sie durchmachen musste, und arbeitete sich weiter auf die Tür zu.
    Harry hatte zum Glück aufgehört zu reden und machte es Phin nach. Die nächsten fünf Minuten kämpften sie sich grunzend und schwitzend auf ihren Stühlen voran, bis Phin es schließlich zur Tür schaffte.
    Sie führte auf einen kurzen Flur hinaus, den eine von der Decke baumelnde Glühbirne erleuchtete. Der Boden war aus Beton, und der Gang endete an einer Treppe, die ins Dunkle führte.
    »Was ist da?«, hörte er McGlade hinter sich. »Sag, dass es Drahtschneider und eine Toilette sind.«
    Phin gab ihm keine Antwort. Er rutschte auf dem Stuhl in den Gang hinaus und hatte plötzlich eine Idee.
    »Scheiße«, sagte Harry. »Sag bloß, das ist ’ne Treppe.«
    »Ja.«
    »Wie viele Stufen?«
    Phin zählte. »Mindestens vierzehn. Ich kann nicht bis ganz nach unten sehen.« Er rutschte näher an die oberste Stufe heran.
    »Was zum Teufel machst du da, Phin?«
    »Diese Barhocker sind zu stabil, die kriegen wir nie kaputt.Aber vielleicht zerbrechen sie, wenn sie aus einer bestimmten Höhe fallen.«
    »Wir sollen uns also die Treppe runterfallen lassen, ohne Helm und sonstigen Schutz, und dabei hoffen, dass wir dabei die Stühle zerbrechen und nicht unsere Knochen?«
    »Ja.«
    »Klingt gut. Du fängst an.«
    Phin rutschte noch ein wenig zur Seite. Dabei glitt ein Stuhlbein über den Treppenrand und hing in der Luft. Sich seitlich fallen zu lassen, war vielleicht klüger als mit dem Kopf voraus – wobei
klüger
vielleicht nicht der passende Ausdruck war.
    Aber selbst wenn er schlimme Verletzungen erlitt oder sogar ums Leben kam, war das immer noch besser, als wenn Luther ihn zu Tode folterte.
    »Wenn du stirbst, tust du das nicht vergebens«, sagte Harry. »Deine Leiche wird meinen Aufprall abfedern.«
    Phin starrte die Treppe hinunter und ihm wurde schwindlig. Besonders hoch war sie nicht, aber als er den harten Beton sah, konnte er sich nur schwer überwinden.
    »Zieh einfach den Kopf ein, mach die Augen zu und stell dir vor, es ist eine Achterbahn in Disneyland«, sagte Harry.
    »Klar. Donald Ducks wilder Stuhl-Looping.«
    »Chips und Chaps Sturz in den Tod.«
    »Mr Toads Krüppelkarussell.«
    »So hoch ist die Treppe auch wieder nicht«, sagte Harry. »Jetzt mach schon, ich will schließlich auch.«
    Phin holte tief Luft, zog den Kopf ein, dachte an Jack und gab dem Stuhl einen letzten Ruck.
    Er hing einen schrecklichen Augenblick lang reglos in der Luft, als hätte sich der Hocker noch nicht entschieden, ob er der Schwerkraft folgen sollte. Dann kippte er in quälend langsamem Zeitlupentempo die Treppe hinunter.
    Ein unwillkürlicher Angstschrei raubte ihm den Atem. Kurzdarauf schlug seine rechte Schulter gegen eine Betonstufe. Bevor er feststellen konnte, ob er sich verletzt hatte, wirbelten seine Füße nach oben. Holz krachte, Metall knirschte und plötzlich bekam er ein Bein frei. Aber es ging noch weiter die Treppe hinunter und er schlug einen zweiten Purzelbaum.
    Als er mit dem Kopf aufprallte, wurde ihm schwindlig. Hilflos der Schwerkraft ausgeliefert, schrie er vor Schmerz und Angst. Schließlich landete er unten auf dem Boden und schlitterte noch ein Stück weiter, bis er auf seiner linken Seite zu liegen kam.
    Auf einmal war es still und das Klingeln in Phins Ohren ließ nach. Er versuchte, die Finger zu bewegen, spürte aber nichts. Sie waren taub.
    Oder womöglich gelähmt.
    »Lebst du noch?«, rief ihm Harry von oben auf der Treppe zu.
    »Ja.«
    »Hat’s wehgetan?«
    »Kein bisschen«, log Phin.
    »Es hat aber so ausgesehen. Hast du dir was gebrochen?«
    »Ich weiß nicht.«
    »Bist du losgekommen?«
    Phin zerrte an seinen Armen. Sie waren immer noch an den Stuhl gefesselt.
    »Nein.«
    »Siehst du irgendwo eine Toilette?«
    »Ich hab noch nicht geschaut.«
    »Okay, ich komme.«
    »Harry! Warte!«
    Aber McGlade hatte sich bereits über den Treppenrand fallen lassen und kam schreiend heruntergepurzelt. Die Angst, dass Harry auf ihn fallen könnte, verlieh Phin neue Energie. Er trat mit beiden Beinen, und als er merkte, dass sie frei waren,stieß er sich von der untersten Stufe ab, um Harry auszuweichen. Der schrie wie am Spieß, als er seinen ersten Purzelbaum hinlegte und der Stuhl beim Aufprall

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