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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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alles versuchen, um euch beide hier rauszuholen. War das vorhin Ihre wunderschöne Stimme?«
    »Ja. Aber Ihr Freund hat die Melodie auch nicht schlecht hingekriegt. Ich bin Christine Ogawa. Als ich noch jung war, wollte ich immer wie Cher werden. Aber jetzt … vielleicht wie Stevie Wonder?«
    Sie war mir auf Anhieb sympathisch.
    »Mir hat Stevie schon immer besser gefallen als Cher«, sagte ich.
    Ich ließ Herb los, sah mich im Raum nach einer Messingtafel um und fand sie schließlich an der Wand hinter Christine. Daneben befand sich ein Tastenfeld.
    Ich ging hin.
    DRITTER KREIS: MASSLOSIGKEIT
    Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.
    Ich las den Text noch mal, fand darin aber keine Ziffern. Ich rieb mir das Genick und überlegte.
    »Herb, ich muss eine Zahlenkombination eintippen, damit die Tür aufgeht. Hier ist eine Tafel. Darauf steht: ›Dritter Kreis: Maßlosigkeit. Wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.‹ Fällt dir dazu irgendwas ein?«
    »Ein Weg?«
    »Ja.«
    Plötzlich fing Christines Halsband zu summen an. Ich fuhr herum, brachte aber nur noch ein »Oh nein« hervor, bevor es explodierte.

Luther
    Er hat so viel Zeit aufgewendet, um das alles zu planen, hat alle Möglichkeiten und Ergebnisse bedacht, sodass es bisher wenig Überraschungen gab. Er hat für sämtliche Pannen vorgesorgt.
    Die schwierigste Herausforderung bestand darin, Jacks Sicherheit zu gewährleisten. Trotz aller Hindernisse und Gefahren, die er ihr in den Weg gestellt hat, hat Luther dafür gesorgt, dass er ihr jederzeit helfen kann. Der Bär trug ein elektronisches Halsband mit Sprengladung, die jederzeit aktiviert werden konnte, bevor er Jack mit seinen Krallen zerrissen hätte. Dasselbe galt für Cynthia Matthis, die Literaturagentin. Der Ofen und die Penny-Lawine ließen sich abschalten, falls es zu gefährlich geworden wäre.
    Wenn man etwas über mehrere Jahre hinweg plant, denkt man an jedes noch so kleine Detail.
    Trotzdem hat es ein paar unerwartete Vorkommnisse gegeben. Lucy, diese dumme Tussi , die früher mal auf Andrew Z. Thomas abfuhr, irrt immer noch irgendwo auf dem Gelände herum, aber er wird sie noch aus dem Weg räumen, so wie er es mit ihrem geistig unterbelichteten Partner gemacht hat. Phin und Harry haben einen seiner Folterstühle kaputt gemacht, aber das ist eine Neuerung in letzter Minute gewesen, da er ursprünglich nicht geplant hat, die beiden zu entführen.
    Manchmal muss man eben die Dinge nehmen, wie sie kommen. Improvisieren.
    Er hat allerdings damit gerechnet, dass Jack sich irgendwann des Ohrhörers entledigen oder dass er kaputt gehen würde. Alsvorbeugende Maßnahme hat Luther sämtliche Überwachungskameras in seinem Vergnügungspark mit Ton ausgestattet und Lautsprecher und Mikrofone installiert.
    Wenn er sämtliche Aufnahmen zusammenschneidet, wird das einen tollen Film geben.
    Nachdem er das Halsband von dieser fetten Kuh gesprengt hat, drückt er auf seinem Schaltpult die Taste für die Wechselsprechanlage.
    »Sie musste sterben, weil Sie Ihren Ohrhörer entfernt haben.«
    Sie hätte sowieso sterben müssen, allerdings aus einem anderen Grund. Aber Jack soll sich ruhig schuldig fühlen.
    Die Schuldgefühle werden in den kommenden Monaten und Jahren ihre größte Herausforderung sein.
    Oder vielmehr: ihnen nicht zu erliegen.
    Er blickt auf den Monitor und sieht, wie Jack zu ihm emporstarrt.
    Aber sie macht nicht den Eindruck, als fühle sie sich schuldig.
    Angst scheint sie auch nicht zu haben.
    Stattdessen wirkt sie stinksauer.
    »Bevor der Tag vorbei ist, bringe ich Sie um«, sagt Jack.
    Luther gefällt das nicht. Er will sie gedemütigt sehen. Sie soll kapieren, was mit ihr geschieht und warum. Widerspenstigkeit kann er nicht tolerieren.
    Aber er weiß, wie er sie kleinkriegt.
    »Sie haben genau dreißig Sekunden, um sich von Herb zu verabschieden«, sagt er zu ihr. »Dann jage ich sein Halsband in die Luft.«

Herb
    Die zugenähten Augenlider waren schlimm gewesen. Nicht nur wegen der Schmerzen, sondern wegen der Hilflosigkeit. Aber Herb hatte durchgehalten, weil es auch noch Hoffnung gab.
    Die Hoffnung, heil aus der Sache herauszukommen.
    Die Hoffnung, weiterzuleben und seine Frau wiederzusehen.
    Aber als er Luthers Worte durch die Sprechanlage hörte, brach der letzte Rest an Hoffnung zusammen.
    Er würde sterben.
    Nichts war erschreckender, ernüchternder und überwältigender als die Erkenntnis, dass einem der Tod kurz bevorstand.
    Dass man bald den letzten Atemzug tun würde.
    Dass das ganze

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