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Kite

Kite

Titel: Kite
Autoren: Blake Crouch
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aber er hat Herb dabei. Luther beachtet sie nicht.
    Das Einzige, was Luther im Augenblick interessiert, ist die Pistole.
    Hat er sie, gewinnt er wieder die Oberhand.
    Und dann kann das Spiel weitergehen.
    Es
muss
weitergehen.
    Es ist sein Lebens- und Meisterwerk.
    Er muss es zu Ende bringen.
    Erneute Schreie.
    Jemand stürzt sich auf ihn.
    Luther greift nach der Glock.
    Grinst, als er sie in der Hand hält.
    Dann dreht er sich um und schießt mit der einen Hand wild drauflos, während er mit der anderen das Messer schwingt.

Jack
    Zusehen zu müssen, wie meine Freunde umfielen, war schlimmer als alles, was Luther mit mir auf diesem Folterstuhl anstellen konnte.
    Erst Phin.
    Dann brach Harry im Kugelhagel zusammen.
    Und Herb fiel auf die Knie.
    Ich schrie auf und zerrte an meinen Fesseln. Als Luther schließlich die Munition ausging, steckte er die Pistole in den Hosenbund und kroch auf Harry zu.
    Mit dem Messer in der Hand.
    »McGlade! Steh auf, verdammt noch mal!«, schrie ich.
    Aber Harry rührte sich nicht.
    Luther war jetzt nur noch drei Meter von ihm entfernt.
    Zweieinhalb Meter.
    Er kroch langsam weiter.
    Grinste.
    Hatte sichtlich Spaß daran.
    »HARRY!«
    »Jack …«
    Ein Flüstern an meiner Seite. Ich drehte mich um und sah Phin neben mir sitzen. Da, wo er entlanggekrochen war, zog sich eine Blutspur über den Boden.
    Er langte zum Schaltpult hoch und drückte einen Knopf.
    Plötzlich waren meine Arme und Beine frei.
    »Gib’s ihm«, sagte er zu mir.
    Und das tat ich.
    Taumelnd erhob ich mich von dem Folterstuhl, ließ mich auf alle viere fallen und sah mich nach einer Waffe um. Und dann entdeckte ich eine unter dem Stuhl.
    Eine leere Bierflasche.
    Sam Adams Cherry Wheat.
    Ich nahm die Flasche am Hals und richtete mich auf.
    Luther war jetzt fast bei McGlade.
    Aber ich war schneller.
    Ich tat so, als hielte ich einen Golfschläger in der Hand, und schlug mit voller Kraft zu.
    Ich steckte meine gesamte Furcht, meinen gesamten Schmerz, meine gesamte Wut in diesen Schlag.
    Und mehr als das.
    Ich hatte etwas von Luther gelernt. Aber nicht, was er mich lehren wollte.
    Ich brauchte Luther nicht, um zu wissen, dass ich meine Freunde besser behandeln musste.
    Ich brauchte Luther nicht, um zu wissen, dass ich mich selbst besser behandeln musste.
    Ich brauchte Luther nicht, um zu wissen, dass ich eine gute Mutter sein würde.
    Luther hatte es nicht geschafft, mich zu brechen. Er hatte mir lediglich gezeigt, was Nietzsche bereits wusste.
    Was nicht tötet, macht noch härter.
    Die Flasche traf sein Gesicht mit der Wucht eines Baseballschlägers bei einem Homerun.
    Glas zerbrach.
    Und Zähne.
    Luther brach zusammen und rollte auf die Seite. Ich nahm sein Messer an mich und kniete mich auf seine Brust.
    »Machen Sie schon«, sagte er. Anstelle seiner Zähne hatte er braune Glasscherben im Mund. »Sie sind jetzt wie ich, Jack. Töten Sie mich.«
    Ich spürte Wut in mir hochsteigen, als ich an all die Menschen dachte, die diese Bestie auf dem Gewissen hatte. Und an all das, was er mir und meinen Freunden angetan hatte.
    Mit zusammengebissenen Zähnen und Muskeln, die bis zum Zerreißen gespannt waren, brachte ich die Klinge an seine Kehle.
    Vor langer Zeit hatte ich die Chance gehabt, eine gefährliche Psychopathin zu töten. Stattdessen hatte ich sie festgenommen. Alex Kork. Als sie entkommen konnte und aufs Neue mordete, musste ich für diese Entscheidung teuer bezahlen.
    Aber ich bereute sie nicht.
    Ich war nicht wie Alex. Und schon gar nicht wie Luther.
    Ich war keine Mörderin.
    »Ich bin überhaupt nicht wie Sie«, sagte ich und warf das Messer beiseite.
    Dann packte ich seinen Kopf und schlug ihn gegen den Betonboden.
    »Ich werde Sie nicht töten, Luther.« Ich ließ seinen Kopf ein zweites Mal gegen den Boden knallen. »Aber Sie werden mir sagen, wo mein Baby ist.«
    Sein Kopf prallte ein drittes Mal auf dem Boden auf. Die Augenlider flatterten, und die Pupillen drehten sich nach oben, bis man nur noch das Weiße sah.
    Dann tastete ich ihn ab, fand seine Kabelbinder und fesselte ihm die Hände auf den Rücken. Ich ging auf Nummer sicher, nahm drei Kabelbinder und zog sie fest zu. Mit vier weiteren fesselte ich seine Beine, schleifte ihn durch den Sand und fixierte seine Knöchel an einem der Metallbeine des Folterstuhls.
    Dieser Psychopath würde mir nicht noch einmal das Leben zur Hölle machen.
    Stattdessen würde ich ihm das Leben zur Hölle machen, bis er mir mein Kind zurückgab.
    Ich stolperte zu Harry und
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