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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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von Detroit.
    Ich wählte die Notrufnummer 911, nannte meinen Namen und forderte Polizisten, Suchmannschaften mit Hunden und mehrere Krankenwagen an.
    »Noch etwas?«, fragte die erstaunte Telefonistin.
    »Schicken Sie mir auch jemanden von der Tierschutzbehörde«, sagte ich zu ihr. »Hier läuft ein Grizzly frei herum.«
    »Ein was?«
    Ich legte auf und widmete mich wieder den Monitoren. Dabei versuchte ich, wie ein Psychopath von Luthers Kaliber zu denken. Er hatte geplant, dass ich hier mein Baby zur Welt bringen würde. Hatte gewartet, bis ich im richtigen Monat war. Hatte für mich einen Entbindungsraum eingerichtet. Er musste also Pläne für das Baby gehabt haben.
    Anders konnte es nicht sein.
    Verdammt noch mal, wo zum Teufel steckte sie nur?
    »Ach du Scheiße«, sagte Harry.
    Er starrte auf einen der Monitore. Den mit der Aufschrift GEWALT.
    Ich sah den Folterstuhl, die zerbrochene Bierflasche, die Blutspuren auf dem Boden.
    Aber Luther war verschwunden.

Dritter Teil

Jack
    Ich konnte nur deshalb schlafen, weil man mir Schlaftabletten gab. Als ich abrupt aufwachte, überkam mich erst einmal Panik, weil ich dachte, ich befände mich immer noch in Luthers Schreckenskabinett.
    Aber ein schneller Blick durch den Raum überzeugte mich davon, dass ich noch im Krankenhaus lag.
    Wie ich an der Sonne sehen konnte, die durch die Vorhänge fiel, war es Nachmittag.
    Ein Blick auf die Uhr neben dem Fernseher bestätigte meine Vermutung. Zehn nach drei.
    Ich tätschelte geistesabwesend meinen Bauch und wunderte mich darüber, dass er kleiner geworden war.
    Dann fiel mir wieder ein, was passiert war, und der Schmerz kehrte zurück.
    »Hey!«
    Ein alter, bewaffneter Polizist vom Detroit Police Department, der vor meiner Tür Wache stand, warf einen Blick ins Zimmer. Es war nicht derselbe Mann wie vorhin, bevor ich eingeschlafen war. Offenbar hatte ein Schichtwechsel stattgefunden.
    »Mein Baby«, sagte ich mit überschnappender Stimme. »Hat man …?«
    »Die Kollegen suchen noch«, sagte er. »Wir haben fünfzig Mann dort, aber das Gelände ist riesig. Wir finden sie.«
    »Haben Sie Luthers Videoaufnahmen ausgewertet?«
    »Die Videodateien sind verschlüsselt. Auch daran arbeiten wir noch.«
    Ich gestand mir ein paar Sekunden Niedergeschlagenheit zu, verdrängte sie dann aber. So deprimiert, erschöpft und verletzt ich auch war, ich musste mich zusammenreißen und mein Bestes geben.
    Ich atmete schwer aus. »Ich bin übrigens Jack Daniels«, sagte ich. »Danke, dass Sie auf mich aufpassen.«
    »Keine Ursache. Ich heiße Richie. Wenn Sie was brauchen, sagen Sie mir einfach Bescheid.«
    Ich rieb mir den Schlaf aus den Augen und kämpfte immer noch gegen die Panik an.
    Ich musste raus aus diesem Zimmer und bei meinen Freunden sein.
    Ich schwang meine Beine über die Bettkante und strich das Krankenhaushemd glatt, sodass es meine Oberschenkel bedeckte. Auf dem Boden standen ein Paar Einwegpantoffeln. Ich stand auf und schlüpfte langsam mit den Füßen hinein. Ich war immer noch benommen. Daran waren die Medikamente schuld, und alles, was zuvor passiert war.
    »Ich weiß nicht, ob Sie aufstehen sollten, Lieutenant.«
    »Ich bin nicht mehr bei der Polizei. Und ich möchte meine Freunde besuchen. Wissen Sie, wo sie sind?«
    »Zwei Zimmer weiter. Ich zeig’s Ihnen.«
    Er führte mich einen hellen, antiseptischen Flur entlang.
    Ich schlurfte langsam und kam mir vor wie ein Ballon, aus dem die Luft gelassen wurde. Richie wechselte ein paar Worte mit dem Polizisten, der vor der Tür Wache stand, und ich steckte den Kopf ins Zimmer.
    Harry und Herb lagen in nebeneinanderstehenden Betten, was ich sofort für einen großen Fehler hielt. Aber entgegen meinen Erwartungen gingen sie sich nicht an die Kehle. Sie lächelten vielmehr und unterhielten sich freundschaftlich.
    »Hey Jungs.«
    Ich trat ein und umarmte jeden von ihnen.
    »Hey Jackie«, sagte Harry. »Herb hat nicht gewusst, dass ich Logenplätze im Wrigley Field habe. Wir gehen nächste Woche zu einem Spiel.«
    »Wer geht?«, fragte ich.
    »Ich und Herb.«
    Ich sah Herb an. »Du gehst mit Harry zu einem Spiel der Chicago Cubs?«
    »Ja. Wir haben unsere Differenzen beigelegt und festgestellt, dass wir viel gemeinsam haben. Wir mögen beide Baseball. Und Hotdogs. Und Neil Diamond. Und Bier aus Kleinbrauereien. Harry ist echt ein ziemlich cooler Typ.«
    Ich warf einen Blick auf Herbs Diagramm und sah nach, ob da etwas von einer Kopfverletzung stand.
    »Wir würden dich ja gerne

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