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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Donaldson der Hausbesitzerin die Pistole vor die Nase.
    »Wer sind Sie?«, fragte er.
    »Ähm … Violet.«
    »Sind Sie allein?«
    Sie zögerte einen Augenblick, bevor sie »Ja« sagte.
    »Wir würden uns gerne mit Ihnen unterhalten, Violet. Entweder Sie machen jetzt die Tür auf oder ich blas Ihnen das Hirn aus dem Schädel. Es liegt ganz an Ihnen.«
    Die Tür ging auf.
    Lucys Herz klopfte schneller. Der Kick war größer, als wenn sie sich Morphium gespritzt hätte. Mein Gott, wie sie dieses Gefühl vermisste.
    Nachdem sie sich gewaltsam Zutritt verschafft hatten, verriegelte Lucy das Sicherheitsschloss.
    Im Haus stank es nach abgestandenem Zigarettenqualm, Bier und Verzweiflung. Lucy sah Violet an. Der Anblick einer extrem übergewichtigen Frau in einem Kleid von der Größe eines Zirkuszelts amüsierte sie. Allerdings würde es in diesem Zirkuszelt kein zahlendes Publikum geben.
    Lucy musste an diesen Typen denken, der sie einmal in seinem Auto mitgenommen hatte. Das war schon eine Ewigkeit her, noch bevor sie Donaldson kennengelernt hatte.
    Der Fahrer war ein Fettwanst gewesen.
    Und sie hatte viel Spaß mit ihm gehabt.
    Je mehr Fett ein Mensch mit sich herumschleppte, umso mehr Venen und Arterien benötigte er, um seinen Körper mit Blut zu versorgen – was bedeutete, dass Dicke stark bluteten.
    Und Lucy liebte Blut.

Luther
31. März, 20:30 Uhr
    Luther starrt die Dame an der Rezeption an. »Nein, das geht nicht. Ich brauche unbedingt ein Zimmer im elften Stock.«
    »Sir, hier im Renaissance Blackstone bemühen wir uns …«
    »Das ist mir scheißegal. Ich will einfach nur ein Zimmer im elften Stock.«
    Die Hotelangestellte seufzt, aber er bleibt nach außen hin freundlich. Sie blickt wieder auf den Monitor und tippt wie verrückt auf der Tastatur. »Sir, das einzige, was wir noch haben, ist eine Suite, aber …«
    »Die nehme ich.«
    »… die kostet vierhundertfünfundsiebzig pro Nacht.«
    Luther langt in seine Brieftasche und wirft die gestohlene Kreditkarte auf den Tresen.

    Er braucht genau fünf Minuten, um die Schrauben aus dem Fenster in seiner Suite im elften Stock zu entfernen. Selbst dann lässt es sich nur fünfzehn Zentimeter weit öffnen – eine vorbeugende Maßnahme gegen potenzielle Selbstmörder.
    Aber das reicht ihm.
    Aus seiner Sporttasche holt er das mit einer Luftpolsterfolie umwickelte Päckchen heraus. Er setzt sich auf das Fensterbrett und muss das Gesicht gegen die Scheibe drücken, um aus dieser Höhe die Michigan Avenue sehen zu können.
    Auf der Straße herrscht viel Verkehr, aber auf dem Gehsteig sind nur wenige Fußgänger unterwegs.
    Er schiebt das Päckchen durch den Fensterspalt und sieht zu, wie es nach unten fällt.

    Drei Minuten später geht Luther durch die Drehtür nach draußen.
    Vom Himmel fällt leichter Nieselregen.
    Er legt etwa sechs Meter auf dem Gehsteig zurück und bleibt neben dem Päckchen stehen. Beinahe wäre es nach dem harten Aufprall auf die Fahrbahn gefallen.
    Er bückt sich, hebt es hoch und durchtrennt das Verpackungsmaterial mit seinem Messer.
    Es dauert eine Weile, bis er es ganz ausgepackt hat. Als er das Gerät schließlich in den Händen hält, sieht es unbeschädigt aus.
    Der Augenblick der Wahrheit.
    Er schaltet es ein und lächelt.
    Verdammt robust, das Ding.

Jack
31. März, 21:00 Uhr
    Ich starrte auf den Computermonitor, sah mir die Bilder vom Tatort an, die Herb mir per E-Mail gesendet hatte, und versuchte, mir einen Reim darauf zu machen.
    Zwei Menschen waren ermordet worden, nur um mir eine Botschaft zu senden.
    Aber was war Ziel und Zweck dieser Botschaft? Mir Angst einzujagen?
    Wenn dem so war, dann hatte ich es laut und deutlich verstanden.
    Phin steckte den Kopf zur Tür herein und fragte: »Hast du Hunger?« Er war immer noch sauer auf mich und hatte sich geweigert, meine Entschuldigung zu akzeptieren oder mit mir über den Vorfall zu reden.
    Ich hätte ohne Weiteres eine Portion Eis, Nachos oder Sardinen verputzen können – oder noch besser alles zusammen in einer einzigen Schüssel vermischt. Stattdessen antwortete ich: »Danke, geht schon.«
    Er verschwand ohne ein Wort.
    Nach meiner Rückkehr aus Peoria war ich mit Duffy spazieren gegangen, aber er hatte den Ring, den er verschluckt hatte, nicht ausgeschieden. Ich fragte mich, ob es gefährlich war, einem Hund Abführmittel zu geben. Außerdem fragte ich mich, ob ich den Ring – sollte er jemals wieder auftauchen – überhaupt noch tragen wollte, wohl wissend, wo

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