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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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dürfen.
    Luther blickt auf die Uhr und tut ungeduldig.
    Noch höchstens zwei Minuten, dann ist er draußen.

Herb
1. April, 14:08 Uhr
    Herb sah noch einmal auf das Schild an der Tür. Dann sprach er in sein Funkgerät: »David Dean, in Suite elf-elf, kommen.«
    »In diesem Stockwerk war niemand, Sarge. Wir haben alles gründlich durchsucht. Sind sogar in ein paar Büros eingebrochen. Ich weiß ja nicht, wie das bei der Mordkommission läuft, aber meine Jungs machen keine Fehler. Wenn wir einen Job erledigen, dann richtig. Kommen.«
    Der kleine Adrenalinstoß schwoll zu einer gewaltigen Welle an.
    Herb trat hinter Deans Schreibtisch und schaltete den Computer ein. Er rechnete damit, dass auf dem Bildschirm eine Tabelle oder ein Excel-Dokument erscheinen würde – etwas, das auf die Tätigkeit eines Steuerberaters hindeutete.
    Aber Dean hatte das Videospiel Angry Birds gespielt.
    Herb nahm das Foto mit Bill Clinton in die Hand. Erst jetzt fiel ihm auf, wie unscharf der Kopf des früheren Präsidenten war. Hier war jemand mit Photoshop am Werk gewesen – mit mittelmäßigem Ergebnis.
    »Achtung!«, schrie er in sein Mikrofon. »Der mutmaßliche Täter ist im Foyer. Ein Weißer, Mitte bis Ende vierzig, kurze braune Haare, weißes Hemd und blaue Krawatte. Er gibt sich für einen Steuerberater namens David Dean aus. Ich wiederhole, der Verdächtige hat kurze braune Haare und nennt sich David Dean.«

Luther
1. April, 14:09 Uhr
    Jack steht nicht einmal zwei Meter von ihm entfernt.
    Sie interessiert sich nicht mehr für ihn.
    Er hat gute Lust, sich zu räuspern oder sonst irgendein Geräusch von sich zu geben, um zu sehen, ob sie reagiert, lässt es aber bleiben. Er hat bereits genug riskiert.
    Stattdessen holt er sein iPhone hervor, drückt die Wahlwiederholungstaste und steckt das Gerät wieder in seine Brusttasche.
    Jack tastet nach ihrem Handy. Das Klingeln lenkt sie genau in dem Moment ab, als der Polizist am Ausgang Luther nach Waffen durchsucht.

Jack
1. April, 14:09 Uhr
    Ich nahm den FaceTime-Anruf an, obwohl er von einer unterdrückten Nummer kam. Aber das Display blieb schwarz.
    Ich hielt das iPhone ans Ohr und hörte zahlreiche gedämpfte Stimmen.
    »Hallo?«, sagte ich.
    Eine Sekunde darauf hörte ich »Hallo?«
    Das war nicht der Anrufer, sondern meine eigene Stimme.
    Ein Echo.
    Das bedeutete, dass ich mit einem anderen iPhone verbunden war.
    Und das hieß wiederum, dass Luther sich hier in der Lobby aufhielt, ganz in meiner Nähe.
    »Er ist hier!«, schrie ich. Ein Riesenfehler.
    Es brach zwar keine Panik aus, aber Unruhe und Hektik nahmen zu.
    Da ich nicht mehr bei der Polizei war, besaß ich kein Funkgerät. Also grabschte ich mir einfach das Knopflochmikrofon des Polizisten neben mir. Gleichzeitig hörte ich Herb schreien, dass Luther sich im Foyer befand.
    Ich ließ meinen Blick über die Menschenmenge gleiten und drückte das iPhone ans Ohr, in der Hoffnung, irgendetwas zu hören, das mir seinen Standort verriet. Das andere Ohr hielt ich mir zu, damit ich mich auf die Geräusche aus meinem Handy konzentrieren konnte.
    »Okay, Sie können gehen«, hörte ich leise, aber deutlich.
    Ich blickte zum Ausgang. In diesem Moment verließ ein schlanker Mann mit braunen Haaren das Gebäude.
    »Haltet ihn fest!«, schrie ich. Aber es war zu spät. Ein Polizist machte gerade hinter dem Mann die Tür zu.
    Ich wollte an ihm vorbeirennen, aber ein anderer Polizist packte mich an der Schulter.
    »Er ist gerade rausgegangen!«, schrie ich.
    Wir traten zusammen nach draußen –
    – ins Chaos.
    Auf der Straße herrschte heilloses Durcheinander.
    Es wimmelte von Feuerwehrleuten, Rettungssanitätern, Polizisten, Büroangestellten, die darauf warteten, dass ihre Kollegen das Gebäude verließen, und einem Schwarm Reporter, die jedem der Umstehenden Mikrofone und Kameras vor die Nase hielten.
    Aber der Mann mit den braunen Haaren war spurlos verschwunden.

Herb
1. April, 14:10 Uhr
    Herb hörte das Durcheinander der Funksprüche, ein Stakkato von Anweisungen und kurzen Antworten.
    Aber niemand fand Luther.
    Herb kaute auf seiner Unterlippe und entdeckte plötzlich Sägespäne auf dem Teppich in Deans Büro. Er sah auf die Holzverkleidung an der Wand direkt darüber und stellte fest, dass die Farbe nicht passte.
    Er griff mit den Fingern in die Lücke zwischen dem oberen Ende der Verkleidung und der Zimmerdecke und zog daran.
    Die Verkleidung ließ sich leicht entfernen. Dahinter befand sich ein kleines, dunkles

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