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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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brüsken »Jetzt nicht« ins Wort.
    Es gibt nichts Schlimmeres als die Rache eines geschmähten Bankräubers.
    Was bei mir wiederum die Frage aufwarf, ob Phin den Verlobungsring mit Geld aus seinen nicht ganz legalen Geschäften gekauft hatte und was mit ihm passiert war, nachdem Duffy ihn aus Versehen verspeist hatte. Der Gedanke, dass Phin mit dem Hund spazieren gegangen war, ehe er ihn zum Flughafen brachte, ließ meinen Blutdruck gefährlich in die Höhe schnellen. Zur Not würde ich mir von McGlade einen Metalldetektorborgen und damit ein paar Stunden lang in meinem Garten auf Schatzsuche gehen.
    Ich saß auf dem Doppelbett und griff zum Telefonhörer auf dem Nachttisch. Herb hatte mir bereits einen überflüssigen Vortrag über die Benutzung meines iPhones gehalten. Ein IT-Spezialist der Polizei hatte meine Nummer geklont. Auf diese Weise konnten Polizei und FBI meine Anrufe empfangen und Luthers Standort ermitteln, falls er sich wieder bei mir meldete.
    Ich wusste, wie schwierig es war, Handys zu orten, und machte mir keine großen Hoffnungen. Außerdem wollte ich nicht, dass das FBI meine Privatgespräche mitschnitt.
    Ich rief Duffy an und freute mich, als er ans Telefon ging. Dabei wurde mir bewusst, wie wenige Freunde ich hatte. Lag es daran, dass ich es nicht anders wollte, oder war ich einfach ein Workaholic, den niemand mochte?
    »Hast du mir das Viech geschickt?«, fragte er.
    »Phin erledigt das gerade. Ich schicke dir die Ankunftsinfo, sobald ich sie habe. Ach ja … es gibt da ein kleines Problem mit Duffy.«
    »Leckt er ständig an seinem Penis? Das ist kein Problem, sondern seine Privatsache.«
    »Phin hat mir einen Heiratsantrag gemacht und Duffy hat den Ring gefressen.«
    »Von deinem Finger?«
    »Er war noch nicht an meinem Finger.« Die Sache war mir peinlich, und Duffy war taktvoll genug, dazu zu schweigen.
    »Ich soll mir also seine Scheiße genauer ansehen?«
    Ich stieß einen verzweifelten Seufzer aus. »Tut mir leid, Duffy.«
    »Mach dir keinen Kopf deswegen. Mein Hund Al hat mal alle meine Schlüssel gefressen. Sie hingen an einem Schlüsselbund aus Leder, und den hat er verdaut. Dann hat er jeden Schlüsseleinzeln rausgeschissen. Hat acht Tage gedauert, bis ich meinen Autoschlüssel wieder hatte. Ich musste mit dem Taxi zu einem Boxkampf fahren. Das hat mich mehr gekostet, als ich an dem Abend gewonnen habe.
    »Gewonnen? Hast du Lotto gespielt?«
    »Bist du dir sicher, dass du bei der Polizei warst? Du klingst eher wie ein Kabarettist.«
    »Nochmals vielen Dank, Duffy. Ich stehe tief in deiner Schuld.«
    »Keine Ursache, Jack. Vielleicht brauch ich dich ja mal eines Tages dafür, dass du in der Scheiße von meinem Hund rumstocherst. Man kann nie wissen.«
    Ich bedankte mich noch einmal und legte auf.
    Dann ging ich mit meinem iPhone ins Internet und informierte mich über
Roe vs. Wade
.
    Im amerikanischen Rechtssystem gibt man anonymen oder unbekannten Angeklagten häufig die Namen John Doe und Jane Doe. Analog dazu benutzt man Richard Roe und Jane Roe bei anonymen Klägern. Im Jahr 1970 klagte Roe gegen Henry Wade, den Bezirksstaatsanwalt für den Staat Texas. Der Fall landete schließlich vor dem amerikanischen Verfassungsgericht, welches in seinem Urteil verkündete, dass die US-Verfassung das Grundrecht auf Abtreibung garantierte.
    Im Hotelzimmer war es heiß und stickig, und trotzdem zitterte ich. Wenn Herb mit seiner Vermutung richtig lag, dass Luther mein Baby töten wollte, so war ich mir nicht sicher, was er damit bezwecken wollte. Ein Serienmörder wie Luther war bestimmt kein Abtreibungsgegner. War das vielleicht nur ein Zufall?
    Ich googelte »Roe« und »Chicago« und landete Treffer zu dem kürzlich verstorbenen Patentanwalt, einer Firma, die mit gebrauchten Büromöbeln handelte, sowie dem »Regional Office of Education«, einer Behörde des Bundesstaates Illinois.Die Polizei hatte bereits Leute vor dem Möbelgeschäft und der Behörde postiert, aber ich glaubte nicht, dass Luther diese Plätze gemeint hatte.
    Als Nächstes versuchte ich es mit »Wade« und »Chicago«, stieß dabei aber nur auf zig Artikel über den Basketballspieler Dwayne Wade aus Miami, der in Chicago geboren war.
    Schließlich gab ich nur »Roe« ein und fand Hinweise darauf, dass die Buchstaben unter anderem als Abkürzung für den im Business-Jargon verwendeten Begriff »Return on Equity« Verwendung fanden. Außerdem gab es eine Veröffentlichung der Bundesumweltbehörde EPA mit dem Titel

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