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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Ventilatoren – alles einsatzbereit.
    Luther testet alles ein letztes Mal, nur die Aerosolbehälter nicht. Erstens besitzt er von jedem Gas nur eine begrenzte Menge, und zweitens ist es ungesund, wenn nicht sogar tödlich, das Gift an sich selbst auszuprobieren.
    Er muss an den Typen denken, den er neulich an der Tankstelle gesehen hat. Der Wichser hatte sich lautstark über die hohen Treibstoffpreise für erdgasbetriebene Autos aufgeregt und von einer Gaskrise gesprochen.
    Chicago wird in Kürze eine Gaskrise erleben, so viel steht fest.
    Aber nicht so, wie es dieser Idiot gemeint hat.
    Luther hat bei seinen Recherchen alles über die Verbrecher erfahren, die Jack Daniels im Laufe ihres Lebens gejagt hat. Ein paar von ihnen kennt er sogar persönlich. Einige ragten durch ihre Taten heraus, darunter ein unter dem Alias » Der Chemiker « bekannter Giftmischer. Von ihm konnte man jede Menge lernen, so viel sogar, dass Luther eine Abkürzung nahm. Anstatt sich mühsam im Selbststudium die nötigen Kenntnisse in Chemie anzueignen, entführte Luther einfach einen Chemikeraus einem Labor in der Nähe und wandte die nötigen Überredungskünste an, um zu erfahren, was er wissen wollte.
    Er wollte wissen, wie man an Giftgas herankam – Lewisit und BZ.
    Lewisit erwies sich als besonders ekelhaft. Die Versuche, die Luther durchführte, riefen äußerst scheußliche Symptome hervor. Der hilfsbereite Wissenschaftler, der es für ihn hergestellt hatte, erlitt einen grausamen Tod. Luther hatte zunächst das Lewisit an ihm ausprobiert und danach eine Dosis Kaliumchlorid.
    BZ ist ebenfalls sehr nützlich. Luther hat sich nach dem Vorfall mit dem Bus von seiner Effektivität überzeugen können.
    Zu seinem Bedauern hat Luther davon nur noch einen Tank übrig. Aber diese Menge wird auf jeden Fall für sein nächstes Vorhaben reichen.
    Das ideale Mittel für bestimmte Kreise in seinem epischen Meisterwerk sowie für die bevorstehenden Festlichkeiten.
    Luther sieht auf seinem iPhone nach, wie spät es ist, und verspürt ein erregendes Kribbeln.
    Es ist nicht sexueller Natur, sondern lässt sich am besten mit der Vorfreude an Heiligabend vergleichen, die er als Kind empfunden hat, wenn er auf den Weihnachtsmann wartete. So ähnlich fühlt es sich jetzt an.
    Er steht kurz davor, etwas Außerordentliches zu offenbaren. Etwas, das die Leben vieler Menschen verändern wird.
    Es ist wie die Neueröffnung eines Geschäfts oder die Premiere eines Film-Hits.
    Allerdings nicht für die vielen Menschen, die dabei leiden und sterben müssen.
    Aber Luther ist dabei, ein Kunstwerk zu schaffen, und niemand hat gesagt, dies wäre einfach. Er weiß das aus eigener Erfahrung, weiß, dass die beste Kunst mit Blut geschrieben wurde.
    Er lächelt.
    »Es ist alles für dich, Jack«, sagt er mit Flüsterstimme, um die Toten nicht in ihrer Ruhe zu stören.

2. April
    Jack
2. April, 2:39 Uhr
    Mein iPhone summte auf dem Nachttisch.
    Ich sah mit zusammengekniffenen Augen auf das Display. Eine SMS. Ich griff nach dem Gerät und las den Inhalt.
    Sind der Natur Gesetze unwirksam.
    Ins gelbe Zentrum jener ewigen Roe.
    Der Absender hatte seine Rufnummer unterdrückt, aber das konnte nur Luther sein.
    Ich vermutete, dass dieses Zitat ebenfalls aus der
Göttlichen Komödie
stammte. Eine schnelle Google-Suche bestätigte dies: Es war aus
Paradiso
.
    Es fehlte jedoch ein Buchstabe, denn es müsste
ewige Rose
heißen.
    Ich googelte »Chicago« und »Roe« …
     … und landete diesen Treffer:
    Hiram Roe gehörte das Land, auf dem sich später der Rosehill-Friedhof befinden sollte. Die Farm hieß
Roe’s Hill,
weil sie höher lag als der Sumpf, der sie umgab. Der Name wurde immer wieder falsch buchstabiert, bis schließlich
Rosehill
daraus wurde.
    Ich sah auf die Uhr und wurde mit einem Schlag hellwach. Es war zwei Uhr neununddreißig.
    Der vierte Mord sollte um drei Uhr zehn, also in nur einer halben Stunde stattfinden und vom Hotel bis zum Rosehill-Friedhof brauchte man mit dem Auto mindestens eine Viertelstunde.
    Phin schnarchte auf dem Sofa.
    Ich weckte ihn auf und schrie: »Phin! Hol sofort Herb und Harry!«
    Er fuhr hoch wie von einer Tarantel gestochen.
    Ich rutschte mit meinem fetten Arsch zur Bettkante und zwängte meine Füße in ein Paar Turnschuhe, die ich mir erst kürzlich gekauft hatte.
    »Luther hat mir eine SMS geschickt«, sagte ich. »Er ist auf dem Rosehill-Friedhof.«
    Phin rief sofort Herb und Harry an und teilte ihnen die Neuigkeit

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