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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Körperfunktionen deines Hundes fragst?«
    Mir fiel auf, dass er
dein Hund
anstatt
unser Hund
gesagt hatte. Und das, obwohl Duffy Phin mehr mochte als mich.
    »Ich glaube, er hat Verstopfung«, log ich. »Ich mach mir einfach nur Sorgen um ihn.«
    Phin bückte sich, öffnete den Reißverschluss an meinem Koffer, holte das Blutdruckmessgerät hervor und kam damit auf mich zu. Ich war zu beschäftigt, um mir den Blutdruck messen zu lassen. Aber Phin musste mich dafür anfassen und ich wollte seine Hände auf mir spüren.
    Er legte mir die Manschette um und pumpte sie auf.
    »Es tut mir leid, dass ich dich so behandelt habe«, sagte ich. »Aber dein Heiratsantrag kam total unvorbereitet.«
    Er erwiderte nichts darauf.
    Ich legte meine Hand auf die seine.
    »Bitte, Phin. Rede mit mir.«
    »Worüber soll ich mit dir reden, Jack? Ich habe die Frau, die ich liebe, gefragt, ob sie mich heiraten will, und bis jetzt noch keine Antwort erhalten. ›Möchtest du mich heiraten?‹ ist keine Frage, die man nur so zum Spaß stellt.«
    Ich zog meine Hand weg. Da ich nicht wusste, was ich sagen sollte, gab ich ihm ein lahmes »Das tut mir leid.«
    »Ich will keine Entschuldigung. Ich will eine Antwort, ja oder nein. Ich glaube, das hab ich verdient.«
    »Schlechtes Timing«, sagte ich. »Im Moment hab ich zu viel um die Ohren.«
    »Hör zu, ich weiß, dass ich nicht gerade der romantischste Mann auf dieser Welt bin …«
    »Darum geht es nicht.«
    »… und mein Heiratsantrag hätte besser sein können. Aber ich war nervös und hatte Angst, etwas falsch zu machen. Eigentlich hatte ich alles geplant. Ich wollte dich in dieses deutsche Restaurant einladen, das dir so gut gefällt …«
    Mir kamen die Tränen. »Phin, bitte.«
    »… und den Tubaspieler bitten, die Ankündigung zu machen. Ich wollte mich auf einem Knie …«
    »Das ist es nicht, Phin. Ich … ich weiß, es klingt abgedroschen … aber es liegt nicht an dir. Ich bin das Problem.«
    Er wartete, dass ich zu einer Erklärung ansetzte. Ich hatte ihn offensichtlich nicht überzeugt.
    Ich gab mir Mühe. »Seit ein paar Monaten fühle ich mich wie ein Gegenstand, und nicht wie ein Mensch. Etwas, auf das man ständig aufpassen muss. Außerdem wächst ein Kind in mir heran, und das fühlt sich ziemlich komisch an. Ich bin mir immer noch nicht sicher, was ich davon halten soll. Sollte eine Mutter nicht von Anfang an einen Bezug zu ihrem ungeborenen Baby haben? Ich hab so was jedenfalls nicht. Mir kommt es eher so vor, als ob ein Fremder bei mir zu Hause eingezogen ist, und ich bin nicht sicher, ob ich ihn überhaupt bei mir haben will.«
    Phin musterte mich mit grimmigem Blick.
    Ich hatte keine Ahnung, was er wohl dachte. Wahrscheinlich dasselbe wie ich – 
ich bin ein Loser, den niemand lieben kann.
    »Ich wollte dir nicht noch mehr Stress machen, Jack.«
    »Verdammt noch mal, so habe ich das doch nicht gemeint.«
    Er blickte auf die digitale Anzeige des Blutdruckmessgeräts. »Hundertfünfundvierzig zu neunzig. Immer noch hoch.«
    Phin machte den Klettverschluss auf und ließ meinen Arm los.
    Dann ging er hinüber zum Sofa, setzte sich und schaltete den Fernseher mit der Fernbedienung ein.
    »Kommst du ins Bett?«, fragte ich.
    »Ich bin nicht müde.«
    »Dann lass uns weggehen. Wir haben schon ewig nicht mehr Billard miteinander gespielt. Wie wär’s mit ’ner Partie 9-Ball?«
    »Zu gefährlich. Ein Irrer ist hinter dir her, und außerdem brauchst du Ruhe.«
    »Was ist mit Sex?«, probierte ich es. Ich hatte mich noch nie im Leben so wenig sexy gefühlt, aber vielleicht konnte ich ja seine Bedürfnisse befriedigen.
    »Ich bin müde, Jack. Du bist nicht die Einzige, die im Moment viel um die Ohren hat.«
    »Ich … wir sollten füreinander da sein und nicht streiten.«
    Phin seufzte. »Ja. Es gibt ’ne Menge Dinge, die wir tun sollten.«
    »Phin …«
    »Können wir ein anderes Mal reden?«
    »Sicher«, sagte ich und versuchte, gut gelaunt zu klingen.
    Ich machte mich wieder über
Blauer Mörder
her und hoffte, dass Phin weder sehen noch hören konnte, dass ich weinte.
    Dann las ich, bis mir die Augen zufielen, und schlief allein in meinem Bett ein.

Luther
1. April, 23:48 Uhr
    All das Planen, all die Vorbereitung, all das Geld und die harte Arbeit – am Ende läuft es alles auf einen einzigen Augenblick hinaus, und zwar auf diesen.
    Der Lastwagen steht bereit, ebenso der Van. Die Tragbahren, die Fernbedienung, die Aerosolbehälter, die

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