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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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lehnte und dem Treiben mit weit offenen Augen zusah. Als wir uns ihm näherten, fielen mir seine Größe und seine fette Wampe auf, die mit meiner mithalten konnte. Er hatte kurze rote Haare und eine spitze Nase wie Bob Hope.
    »Mr Kneppel, wir würden gerne wissen, wo sich ein bestimmtes Grab befindet. Das von Robert E. Franks.«
    Kneppel riss die Augen noch weiter auf. Als er den Mund öffnete, blitzte ein Goldzahn auf. »Bobby Franks?« Seine Stimme klang heiser. »Äh, also, wir dürfen niemandem sagen, wo dieses Grab liegt.«
    Bobby Franks. Der Name sagte mir etwas. Eines der bekanntesten Mordopfer aller Zeiten. Damals im Jahr 1924 hatte sein Tod für Schlagzeilen gesorgt. Man sprach von einem Jahrhundertverbrechen. Zwei junge Jurastudenten namens Leopold und Loeb hatten den dreizehnjährigen Jungen ermordet, nur um zu testen, ob sie damit ungeschoren davonkämen. Sein Tod war für sie nichts weiter als ein Gedankenexperiment. Aber sie hatten aus Versehen Spuren neben der Leiche hinterlassen. Ihre Verteidigung übernahm Clarence Darrow, der damals wie heute wohl berühmteste Anwalt Amerikas. Darrow erreichte zwar keine Freisprüche für seine Mandanten, konnte jedoch die Todesurteile verhindern, welche die öffentliche Meinung gefordert hatte. Dass die Friedhofsverwaltung den genauen Ort der Grabstätte geheim hielt, wunderte mich nicht – schließlich war ein Friedhof ein Ort der Ruhe und der Trauer und man wollte unnötigen Rummel vermeiden.
    »Das geht in Ordnung, Mr Kneppel«, sagte Herb. »Wir sind von der Polizei.«
    »Oh, das ist natürlich was anderes. Er liegt im Jacob-Franks-Mausoleum. Die Wege sind alle beschildert.«
    Willie nannte eine Wegkreuzung und Herb gab den Ort sofort über Funk weiter. Dann ging er zusammen mit Roy und Tom auf den Eingang zu.
    »Hey, Jungs!«, rief ich ihnen nach.
    Sie blieben stehen und wandten sich zu mir um.
    »Überlasst das dem Special Response Team«, sagte ich. »Die haben Spürhunde und Sprengstoffexperten dabei.«
    »Ist das dein Ernst?«, fragte Herb.
    »Ich hab ein ungutes Gefühl bei der Sache.«
    »Ist das jetzt dein Polizeiinstinkt? Oder …« Er sprach den Satz nicht zu Ende, und ich wusste sofort, worauf er hinauswollte. War ich verrückt? Sorgten der Stress, die Präeklampsie, das Baby und Luther dafür, dass ich nicht mehr klar denken konnte und überreagierte?
    »Ich weiß nicht genau«, sagte ich. »Aber ihr würdet mir einen großen Gefallen tun, wenn ihr nicht zu dem Grab geht.«
    Die Männer tauschten für ein paar Sekunden Blicke untereinander aus.
    »Klar, Lieutenant«, sagte Tom. »Joan, meine Verlobte, legt großen Wert auf ihr Bauchgefühl. Ich habe inzwischen gelernt, auf sie zu hören. Wir können hierbleiben. Was meinst du, Roy?«
    »Du bist für mich wie ein Bruder, Mann. Ich gehe nicht ohne dich. Und unserer Frau Lieutenant würde ich überallhin folgen, wenn sie es von mir verlangt.«
    Ich warf Herb einen bohrenden Blick zu. »Herb?«
    »Das ist mein Tatort, Jack. Ich bin der Ranghöchste hier.«
    »Der Ranghöchste oder der Fetteste?«, warf McGlade in die Runde. Offenbar war er schlecht gelaunt, weil man ihn mitten in der Nacht aus dem Bett geholt hatte.
    »Passen deine Schuhe?«, gab Herb zurück.
    McGlade blickte hinunter auf seine Füße und bemerkte seinen Fehler. »Das hab ich mit Absicht gemacht. Auf Twitter ist das zurzeit der letzte Schrei. Du hast doch deine auch verkehrt an, aber bei deiner fetten Wampe kannst du deine Füße nicht sehen.«
    Ich hörte ein Klicken und dachte schon, Herb hätte seine Zähne zusammengebissen. Bei seinen Hamsterbacken ließ sich das nur schwer erkennen.
    »McGlade, irgendwann …«
    »… hörst du damit auf, alles zu verputzen, was du in dieFinger kriegst?«, schnitt ihm Harry das Wort ab. »Sag lieber nichts. Ich hab Angst, dass du uns alle verschluckst, wenn du den Mund aufmachst.«
    »Du bist ein Arschloch«, sagte Roy und machte einen Schritt auf McGlade zu. »Hat deine Mutter dir keine Manieren beigebracht?«
    McGlade grinste spöttisch. »Nein. Aber dafür hat deine Mutter mir gestern Nacht ein paar tolle Sachen gezeigt.«
    Roy machte noch einen Schritt, worauf Phin ebenfalls in Aktion trat und sich schützend vor Harry stellte.
    Auf einmal lag so viel Testosteron in der Luft, dass ich mir Sorgen gemacht hätte, wäre ich nicht schon schwanger gewesen. »Hey, Jungs.« Ich hob beschwichtigend die Hände. »Jetzt beruhigt euch mal wieder. Herb, bitte tu mir den Gefallen.«
    Seine

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