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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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schwabbeligen Wangen, die an Hundelefzen erinnerten, hingen nun noch tiefer herab und gaben seinem Schnurrbart die Form eines Hufeisens.
    »Okay, Jack, ich schick das SRT hin.«
    Er gab über Funk die nötigen Anweisungen und ich seufzte erleichtert.
    »Hast du gesehen, wie ich ihn abgelenkt hab, damit er nicht selbst hingeht?«, flüsterte Harry mir zu. »Ich hätte ihm auch ’nen Donut zum Fraß vorgeworfen, aber ich hatte gerade keinen dabei.«
    Ich fragte mich mal wieder, ob McGlade womöglich schlauer war, als sein Gehabe vermuten ließ.
    Die nächsten Minuten warteten wir schweigend. Roy und Tom traten unruhig von einem Bein aufs andere. Harry trat beiseite und zog sich die Schuhe richtig an. Herb wirkte angespannter als je zuvor. Ich überlegte, ob ich Phins Hand nehmen und sie halten sollte, hatte aber Angst vor einer Abweisung. Willie zog ein uraltes aufklappbares Handy aus der Tasche, steckte sich einen Finger in sein freies Ohr und ging davon.
    Endlich knisterte es in Herbs Funkgerät. »Wir sind am Mausoleum. Wir gehen rein.«
    Ich blickte auf mein iPhone.
    Drei Uhr zehn.
    Luthers verschlüsselter Botschaft zufolge war das der Zeitpunkt, an dem das nächste Opfer sterben würde.

SRT-Kommandeur Lieutenant Matthews
2. April, 3:10 Uhr
    Matthews schulterte das M-16-Sturmgewehr und sprach in sein Schultermikrofon: »Sanchez und Williams, ihr kommt mit mir. Swartwood und Patel, ihr geht hinter uns am Straßenrand in Stellung. Wir haben womöglich eine Geiselnahme, also passt auf, worauf ihr zielt. Kitt und Strand, ihr gebt mir Rückendeckung und sorgt dafür, dass sich uns niemand von hinten nähert.«
    Die Männer umstellten das Mausoleum, ein Bauwerk aus Stein, das mit seiner Höhe von etwa drei Metern so groß wie ein Gartenhäuschen war. Blumenkästen aus Stein standen zu beiden Seiten der grünen Eisentür, wo sich zwei rote Rosen zwischen den Griffen hindurchschlängelten. Um das Bauwerk herum wuchsen gestutzte Hecken, während links und rechts ähnliche Mausoleen und Grabsteine standen. Matthews gefiel das nicht. Es gab zu viele Plätze, hinter denen sich ein Heckenschütze verstecken konnte.
    »Battles, mach die Tür auf und geh zur Seite. Angelo, schau rein und gib mir einen Lagebericht. Ich bleibe auf deiner Sechs-Uhr-Position.«
    Matthews sicherte die Tür und Battles zog den Bolzenschneider aus seinem Rucksack. Das Vorhängeschloss an der Tür glänzte im Schein der LED-Leuchte, die neben dem Zielfernrohr des M-16-Sturmgewehrs montiert war. Das Schloss war neu und vollkommen rostfrei, im Gegensatz zu der Eisentür, hinter der sich die Gruft befand.
    »Gewehre auf Drei-Schuss-Feuerstoß einstellen und schussbereit halten«, befahl er. Dann hörte Matthews ein metallisches Klicken, als der Bolzenschneider das Schloss durchtrennte.
    Battles steckte das Werkzeug wieder in den Rucksack und ging rückwärts die Treppe hinunter und weg vom Eingang. Er schulterte seine Waffe, als Angelo herankam.
    Außerhalb des Lichtstrahls von Angelos LED-Leuchte konnte man nicht viel sehen.
    »Bin an der Tür«, sagte Angelo gedämpft mit ruhiger Stimme, aber Matthews konnte die Angst darin hören. Angst war gut, denn sie schärfte die Sinne.
    Der Lieutenant rechnete damit, dass die Eisentür quietschen würde, aber sie ließ sich leise und mühelos öffnen, als wären die Scharniere geölt.
    »Gehe jetzt rein«, sagte Angelo.
    Der Strahl seiner Stablampe glitt über das Gemäuer und leuchtete durch das Buntglasfenster an der hinteren Wand.
    »Lagebericht«, sagte Matthews.
    »Sauber. Hier sind zwei übereinanderliegende Grabstätten. Die untere ist die von Robert Franks. Darüber ein Buntglasfenster. Und dann haben wir noch eine Bombe.«
    »Eine selbst gebastelte?«
    »Ich glaube nicht. Ein Behälter aus Metall. Sieht aus wie eine Tauchflasche.«
    Panik durchflutete Matthews. »Womöglich Aerosol. Holt eure Gasmasken raus und …«
    Die Explosion war zwar längst nicht so laut wie Donner und auch nicht so hell wie ein Blitz, aber kräftig genug, um Angelo nach draußen zu schleudern.
    Matthews spürte, wie der Boden unter seinen Kampfstiefeln vibrierte, und machte unwillkürlich einen Schritt zurück.
    Die beiden Männer, die das Mausoleum flankierten, warfen sich auf den Boden, aber Matthews blieb stehen.
    Einen langen Augenblick passierte gar nichts.
    Niemand sagte einen Ton, niemand bewegte sich.
    War das überhaupt eine Bombe?
    Angelo war auf dem Rücken gelandet, aber jetzt setzte er sich aufrecht hin.
    Gott sei

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