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Kite

Kite

Titel: Kite Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Blake Crouch
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Schoß aus und holte ein Säckchen aus Samt aus der Innentasche seiner Weste.
    Aus dem Säckchen fischte er einen Schnellverschlussbeutel aus Plastik, in dem er das Marihuana und Zigarettenpapier aufbewahrte.
    Zweiundvierzig Fahrgäste quer durchs Land kutschieren war ganz schön stressig.
    Er richtete es sich immer so ein, dass er jeden Tag die letzten paar Hundert Kilometer high war. Da er bereits seit zwölf Jahren für dieses Busunternehmen fuhr, wusste er haargenau, in welchen Zeitabständen Drogentests fällig wurden – zweimal im Jahr, immer vor der großen Tour nach Alaska. Und so abhängig war er nun auch nicht, dass er nicht einen Monat, bevor er seine Urinprobe ablieferte, auf das Zeug verzichten konnte.
    Er drehte sich einen Joint und zündete ihn an.
    Dann nahm er einen tiefen, langen Zug, bis nur noch der halbe Joint übrig war, und drückte ihn an der Kabinenwand aus.
    Er hielt den Rauch in der Lunge, bis sie brannte, öffnete die Colaflasche mit dem weiten Hals, die er genau für diesen Zweck mitgebracht hatte, und blies den Rauch hinein. Bevor etwas entweichen konnte, setzte er den Verschluss wieder auf.
    Er lehnte sich auf der Toilette zurück, schloss die Augen und genoss die wohlige Wärme, die ihn überkam.
    Ein Klopfen an der Kabinentür riss ihn aus seinem Wonnegefühl.
    »Besetzt«, sagte er und musste husten.
    »Ja, ich weiß. Ich wollte bloß mal fragen, ob ich mir … äh … vielleicht auch mal kurz was reinziehen darf?«
    Scheiße.
    »Ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
    »Hören Sie zu, wir sind doch alleine hier, oder?«
    »Ich hab Ihnen doch gesagt, ich weiß nicht …«
    »Lassen Sie gefälligst den Unfug. Ich kann das Zeug zehn Meter gegen den Wind riechen. Eigentlich könnte ich Sie verpfeifen. Aber ich will nur mal ’nen kleinen Zug machen.«
    Russell seufzte. »Warten Sie einen Moment.«
    Er erhob sich und zog das bescheuerte Käppi und die Weste aus, die er ständig tragen musste, solange er hinter dem Steuersaß. Darauf stand nicht nur sein Name, sondern auch das Firmenlogo des Busunternehmens.
    Er versteckte die Kleidungsstücke hinter der Toilette.
    »Lassen Sie mich jetzt rein oder was?«, rief der Mann durch die Tür.
    Russ schob den Riegel zurück und machte auf.
    Vor ihm stand ein großer, blasser Mann mit schulterlangen schwarzen Haaren.
    »Kommen Sie rein«, flüsterte Russ, »bevor Sie noch jemand sieht.«
    In der Kabine war genug Platz für zwei.
    Russ holte das Feuerzeug und den angebrochenen Joint aus der Tasche. Am besten, er ließ den Kerl einmal inhalieren, dann war er ihn los. Er konnte von Glück reden, dass ihn kein Angestellter der Oase oder gar ein Polizist erwischt hatte.
    »Wie viele Fahrgäste haben Sie eigentlich dabei?«, wollte der Mann wissen.
    Russ stand kurz davor, den Joint anzuzünden, hielt dann aber erschrocken inne und starrte in die pechschwarzen Augen seines Gegenübers. »Wie bitte?«
    »Ihr Bus da draußen … wie viele Leute sitzen da drin?«
    Woher wusste der Typ überhaupt, dass er der Fahrer war? Hatte er ihn an der Zapfsäule gesehen und war ihm dann bis hierher gefolgt?
    »Zweiundvierzig«, sagte Russ betont lässig, um sich seine Aufregung nicht anmerken zu lassen. »Also, wenn ich jetzt das Ding anzünde, müssen Sie ganz schnell und tief inhalieren, und das war’s dann auch. Ich will nicht, dass sich der Geruch hier drinnen ausbreitet. Und ich muss Sie warnen … das Zeug hat’s in sich. Ich weiß ja nicht, was Sie sonst so rauchen, aber das hier …«
    »Zweiundvierzig … das ist perfekt. Ach ja, Ihre Firma kann den Bus jederzeit über einen Peilsender orten, nicht wahr?«
    »Wovon reden Sie?«
    »Von Ihrem Bus. Ihre Firma weiß immer, wo Sie gerade sind, und kann kontrollieren, ob Sie sich an den Fahrplan und die vorgegebene Route halten. Habe ich recht?«
    Die Fragen machten Russ langsam, aber sicher nervös. »Ja, warum?«
    »Weil ich den Sender deaktivieren muss. Wissen Sie, wo er ist?«
    Plötzlich lief es Russ eiskalt über den Rücken. Das Gras war gut und er hatte tief inhaliert. Da konnte es durchaus sein, dass er schon high war und nicht merkte, dass der Fremde nur Witze machte.
    Aber das war eher unwahrscheinlich. Nein, dieser Kerl musste einen gewaltigen Dachschaden haben.
    »Der ist wirklich gut«, sagte Russ und zwang sich zu einem Lächeln. Er musste den Typen irgendwie ablenken und auf andere Gedanken bringen. »Was ist, haben Sie jetzt Lust auf ’nen Zug?«
    Doch der Mann mit den langen

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