Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen

Titel: Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evelyn Boyd
Vom Netzwerk:
blickte mich zerknirscht an. »Es tut mir leid. Das war nicht meine Absicht. Ich habe mir nur Sorgen um dich gemacht.«
    Ich wollte ihm so gerne glauben, doch diese Erklärung war einfach zu dürftig. So stand ich auf.
    »So geht das nicht, Kjell! Ständig spielst du den Geheimnisvollen. Du erzählst mir nichts. Auf alle meine Fragen antwortest du, wenn überhaupt, ausweichend. Wie können wir da Freunde sein?« Ich wollte gehen.
    »Geh nicht, Sofie!« Kjell griff nach meiner Hand und zog mich ruckartig zurück auf die Decke. Ich wäre fast auf ihn gefallen.
    Nun saß ich wieder nah bei ihm und bevor ich erneut aufstehen konnte, legte er den Arm um mich und zog mich an sich. Er sah mir tief in die Augen und sagte: »Zuerst einmal, will ich gar nicht, dass wir Freunde sind.«
    Ich schluckte. »Nicht?«
    »Nein, du Dummerchen, ich will etwas ganz anderes!«, neckte er mich. Seine Stimme nahm einen warmen Klang an. Seine Lippen berührten meine. Es war ein so flüchtiger Kuss, der vorbei war, bevor er richtig angefangen hatte. »Kannst du dir das nicht denken?«, fragte er mich.
    »Aber, ich …du …«, stotterte ich verwirrt. Ich fand meine Fassung wieder und schob ihn von mir fort. »Trotzdem! Du bist ein Rätsel für mich. Ich weiß überhaupt nichts von dir oder von deiner Familie.« Ich machte eine Pause. »Hast du überhaupt eine?«
    »Ja, hab ich.«
    »Und wohnst du mit deiner Familie zusammen oder allein?«, hakte ich nach.
    »Mal so, mal so«, sagte Kjell.
    »Siehst du! Du machst es schon wieder!«, warf ich ihm vor.
    Jetzt lachte er. »Du willst wirklich alles ganz genau wissen. Bist du sicher, dass du nicht bei der Polizei arbeitest?«
    »Lass mich bloß mit der Polizei in Ruhe!« Ich verschränkte die Arme.
    Kjell war mir einen seltsamen Blick zu und erzählte weiter. »Ich lebe mit meiner Familie zusammen. Aber wir sind eine recht große Familie. Manchmal wird es mir zu viel und ich ziehe mich zurück. Ich bin gerne allein in der Natur.«
    »Das habe ich schon bemerkt.« Ich schwieg einen Moment. »Aber eine große Familie zu haben ist doch schön. Ich beneide dich darum.«
    »Na ja«, lächelte Kjell mich schief an. »Du kennst meine Familie nicht.«
    »Sind sie so schrecklich?«
    »Nein, eigentlich sind sie ganz okay. Aber sie können auch ziemlich nerven, wenn du verstehst, was ich meine.«
    »Ich denke, ja. Aber ich beneide dich trotzdem. Dass mein Bruder vor Jahren hier ertrunken ist, habe ich dir ja schon erzählt.« Ich stockte und fuhr dann fort. »Was ich dir nicht erzählt habe, … meine Eltern sind vor kurzem bei einem Autounfall ums Leben gekommen. Ich bin ganz allein. Manchmal fühle ich mich so verloren.«
    Kjell sagte nichts und zog mich nur erneut in seine Arme. Er hielt mich einfach eine Zeit lang fest. Dann sagte er leise: »Du hast mich.«
    Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen traten. Hastig schniefte ich dagegen an und versuchte zu lächeln. »Jetzt rede ich schon wieder von mir, wo ich doch mehr von dir erfahren wollte.«
    »Nun vielleicht verlegen wir den zweiten Teil der Fragestunde auf später. Mir scheint, du brauchst jetzt eine kleine Ablenkung.« Mit diesen Worten wandte er sich zu dem neben ihn liegenden Koffer und öffnete ihn. Vorsichtig hob er die Geige raus und fast liebevoll legte er sie in seinen Schoß.
    Ich hatte keine Ahnung von Geigen. Aber ich erkannte, dass dies ein sehr altes, wunderschönes Instrument war. Kjell lächelte, als er meinen fragenden Blick bemerkte. »Sie hat meinem Ur-Ur-Großvater gehört.«, erklärte er mir. »Er war hier in der Gegend für sein wundervolles Violinenspiel bekannt. Alle Menschen, die es hörten, waren verzaubert. Vor allem die jungen Mädchen.« Kjell zwinkerte mir zu. »Einige Leute behaupten, es lag nicht nur an seinem Geigenspiel, sondern auch an seinem guten Aussehen, dass die Damen ihm alle hinterherliefen. Er liebte wie ich die Natur und spielte oft im Fluss stehend mit nacktem Oberkörper. Die Mädchen der Gegend sind Scharenweise dorthin gepilgert, wo er gerade spielte.«
    Ich musste kichern. »Das kann ich mir gut vorstellen.«
    Kjell zuckte die Schultern. »Ich bin allerdings davon überzeugt, es lag an seinem wundervollen Spiel, dass sich alle Mädchen in ihn verliebten.«
    Mir fiel etwas ein. »Das klingt wie eine alte schwedische Sage von einem bösen Geist, die ich mal gehört habe. Dort spielte auch ein Mann Geige im Fluss. Wie war das noch …«
    »Möchtest du etwas hören?«, unterbrach mich Kjell.

Weitere Kostenlose Bücher