Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
Empfang, denn ich konnte nicht einmal eine Nachricht hinterlassen.
»Blöde Funklöcher«, schimpfte ich.
Als die Sonne sich dem Horizont näherte, legte ich mein Buch zur Seite.
***
Der Vollmond stieg groß und rund hinter den Bäumen auf, als Kjell mich abholte. Diesmal hatte er eine Decke dabei und trug einen Geigenkasten. Er lächelte mich strahlend an. »Bist du bereit für ein romantisches Date unter dem Vollmond?«
Ich hatte ja mit allem gerechnet, aber nicht damit. Er schien bester Laune zu sein.
»Was ist denn in dem Geigenkoffer?«, fragte ich ihn.
»Wonach sieht es denn aus?«, neckte er mich.
»Da ist tatsächlich eine Geige drin? Willst du mir etwas vorspielen?« Ich legte den Kopf schief und sah ihn fragend an.
Kjell lachte. »Warte es ab, Kleine.«
Ich zog eine Augenbraue hoch. Er hatte mich wieder Kleine genannt. Scheinbar war seine schlechte Laune vom Vormittag komplett verschwunden. Ob es etwas mit den dringenden Erledigungen zu tun hatte? Ich überlegte kurz, ob ich ihn gleich darauf ansprechen sollte. Doch ich verwarf diesen Gedanken schnell wieder. Ich wollte ihn nicht verärgern und hoffte, er würde es mir später von sich aus erzählen.
»Komm, lass uns gehen.« Kjell schlug den Weg Richtung Halbinsel ein.
Offensichtlich war der Sandstrand, also meine Karibik, unser Ziel. Nur zu gerne, hätte ich mich von seiner guten Stimmung anstecken lassen und mich entspannt. Aber der Vormittag stand mir noch lebhaft vor Augen. So schwieg ich fast den ganzen Weg über. Kjell machte mich auf Tiere in der Dämmerung aufmerksam.
»Siehst du die Fledermäuse dort über dem Wasser fliegen? Sie jagen nach Insekten.« Ich folgte seinem Blick und nickte.
Er war äußerst aufmerksam, ging langsam und war sehr darauf bedacht, dass ich nicht über Baumwurzeln stolperte. Er reichte mir sogar den Arm und half mir wie ein Ritter einige steile Felsen hinab.
Als wir den Strand der Halbinsel erreichten, stand der Vollmond hoch über dem Fängen. Die Sterne funkelten am wolkenlosen Himmel und der See lag völlig ruhig da. Das Licht des Mondes glitzerte auf dem dunklen Wasser und erhellte auch den Strand mit seinem silbernen Schein. Der Anblick war atemberaubend. Mitten auf dem Strand hatte jemand Holzscheite zu einer kleinen Feuerstelle aufgeschichtet. Für einen Augenblick fragte ich mich, wer das wohl gewesen sein mochte, als Kjell davor stehenblieb und unsere Decke im Sand ausbreitete. Ich musste über meine Dummheit lächeln. Natürlich hatte er das vorbereitet. Wie süß von ihm! Ein wohliges Gefühl breitete sich in mir aus. Klagend klang der Ruf eines Uhus in der Ferne. Ich fühlte mich wie verzaubert. Als würde ich mich urplötzlich mitten in einem kitschigen Film befinden. Nein, es war eher so, als wäre ich eingeschlafen und in einem Märchenwald wieder aufgewacht. Ein Märchen in dem es sogar einen dunklen Prinzen gab. So etwas konnte einem nur in Schweden passieren.
Mein dunkler Prinz war gerade dabei mit Hilfe von Streichhölzern und einiger dürrer Zweige ein Feuer zu entfachen. Ich streifte meine Schuhe von den Füßen und krempelte meine Jeans hoch. Dann ging ich zur Wasserkante. Ich trat einen Schritt vor. Das kühle Nass umspülte meine Knöchel. Es war allerdings nicht so kalt wie ich erwartet hatte. Obwohl es die letzten Tage deutlich frischer geworden war, schien sich die Wassertemperatur noch zu halten.
Hinter mir knackte das Lagerfeuer. Ich ging zurück. Kjell saß auf der Decke und stocherte mit einem langen Ast im Feuer.
»Es brennt gut«, sagte ich. Er klopfte mit seiner freien Hand auf die Decke neben sich. »Willst du dich nicht zu mir setzen?«
Ich ließ mich neben ihm nieder. Eine Weile saßen wir beide einfach nur da und sahen in die Flammen. Einige Funken flogen so hoch, als wollten sie sich zu den Sternen in dem Nachthimmel gesellen.
Ich warte, aber Kjell sagte kein Wort. Er schien seinen eigenen Gedanken nachzuhängen.
»Sag mal …«, begann ich vorsichtig. »Was war das denn nun heute Vormittag?«
Er starrte weiter in die Flammen. »Etwas Geschäftliches. Ich hatte bloß einen wichtigen Termin vergessen«, antwortete er mir ausweichend.
Na toll! Das war mal wieder typisch für ihn. Ich hätte mir gleich denken können, dass er mir wieder nicht erzählen würde, wohin er so plötzlich musste. Ich wurde ärgerlich. Aber eine Sache wollte ich mindestens wissen. »Ich meinte eigentlich, dein seltsames Verhalten. Du hast mir Angst eingejagt, weiß du das?«
Kjell
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