Kjell. Das Geheimnis der schwarzen Seerosen
räumen dann auf, wenn alle anderen Partygäste schon lange weg sind. Einer geht dabei auch durch das Unterholz und am Ufer entlang, falls irgendwelche Flaschen oder sonstiger Müll rumliegen. Das ist eine Bedingung von Ingers Eltern, sonst dürften wir hier nicht feiern.«
Eigentlich vernünftig, dachte ich mir.
Er fuhr fort: »Meistens ist es ein richtiger Spaß hier gemeinsam aufzuräumen. Wir trinken die Reste aus und hinterher frühstücken wir immer zusammen. Aber dieses Mal hat Arne unten am See den roten Pullover gefunden und ein Stück weiter eine Hose. Allen war sofort klar, dass etwas passiert sein musste.«
Roter Pullover? In meinem Inneren begann eine Warnglocke zu läuten.
In diesem Augenblick sah ich, wie ein Mann mit Pausbacken und schlecht sitzendem Trenchcoat auf die Gruppe zuhielt: Der Grummel-Kommissar! Mir war klar, dass es besser war, wenn er mich nicht sah. In diesem Moment steuerte ein uniformierter Polizist aus dem Unterholz auf den Kommissar zu. Er reichte dem Kommissar eine durchsichtige Plastiktüte mit einer roten Handtasche. Der Kommissar blieb stehen und betrachtete den Fund. Er zog sich einen Handschuh über und warf einen Blick in die Tasche. Dann zog er einen Ausweis hervor. Er betrachtete ihn kurz, bevor er ihn zurück in die Handtasche steckte.
Ich schluckte. Ich glaubte diese Handtasche zu erkennen.
Darüber musste ich mir später Gedanken machen. Jetzt hieß es erst mal aus dem Blickfeld zu verschwinden.
Während sich die gesamte Aufmerksamkeit der Gruppe vor mir auf die beiden Beamten richtete, trat ich leise einige Schritte zurück und schlüpfte hinter einen Baumstamm. Hoffentlich würde der Typ, mit dem ich gesprochen hatte, nichts sagen. Doch der starrte nur weiter vor sich hin. Irgendwie wirkten alle wie unter Schock. Es war mein Vorteil, dass mich niemand richtig beachtet hatte. Hoffentlich konnte ich unentdeckt bleiben. Eine erneute Befragung durch Kommissar Persson wollte ich unbedingt vermeiden.
Ich traute mich nicht hinter dem Baum hervorzugucken, aber das war auch nicht nötig, denn ich hörte jedes Wort. Der Kommissar hatte die Gruppe erreicht und erhob seine Stimme. Man merkte ihm an, dass er es nicht schätzte, am Sonntag einen Vermisstenfall untersuchen zu müssen.
»So jetzt hören mir alle mal zu. Wir haben ein Stückchen weiter vom Fundort der Kleider diese Handtasche mit einem Ausweis gefunden. Laut Ausweis gehört die Tasche einer gewissen Lilja Lindqvist. Ist die Dame jemandem hier bekannt?«
Lilja! Mit Mühe konnte ich einen Aufschrei unterdrücken. Es war also doch ihre Tasche. Was mochte nur passiert sein?
»Sie ist bei unserer Nachbarin zu Besuch. Ich kannte sie kaum«, informierte Inger den Beamten.
»Sind Sie die Gastgeberin?«, fragte der Kommissar nach.
»Ja«, antwortete das Mädchen.
»Aha und laden Sie öfter Gäste ein, die sie kaum kennen?« hakte er nach.
»Es ist eine große Party. Es waren eine Menge Leute da. Viele bringen sogar noch Freunde mit. Da kann man nicht jeden kennen«, antwortete Ingers Freund für sie.
»Und wo sind all diese unbekannten Gäste jetzt?«
»Die sind irgendwann, im Laufe der Nacht, nach Hause gegangen, nehme ich an.« Die Stimme des DJs klang ruhig und gefasst.
»Na wunderbar. Eine junge Frau wird vermisst und so wie die Fakten liegen müssen wir von einem Gewaltverbrechen ausgehen und der Kreis der Verdächtigen ist voller Unbekannter.«
»Meinen Sie wirklich, Herr Kommissar?«, fragte die Brünette mit schüchterner Stimme. »Vielleicht taucht Lilja wieder auf.«
»Natürlich, junge Dame, Frau Lindqvist wird sich ihrer Kleidung entledigt haben, hat ihre Tasche ins Gebüsch geworfen und ist dann seelenruhig nach Hause spaziert, oder was!«
Es folgte einen Moment betretenes Schweigen.
»Abgesehen davon hätte mich dann nicht eine alte Dame heute früh x-mal angerufen um Fräulein Lindqvist vermisst zu melden und sich dann im Fünf-Minuten-Takt zu erkundigen, ob wir schon eine Spur hätten, oder völlig unfähig wären.«
Vermutlich war das Liljas Oma gewesen. Sie machte sich bestimmt die größten Sorgen. Trotzdem musste ich beinahe lächeln. Ich konnte mir, nach dem was Lilja mir von ihrer Oma berichtet hatte, durchaus vorstellen, wie diese resolute alte Dame dem mürrischen Kommissar die Hölle heiß machte.
»Wer hat die Kleidung der Vermissten gefunden?«, wollte der Kommissar nun wissen.
»Ich.« Meldete sich ein Junge.
»Ihr Name?«
»Arne Berglund«
»Aha und woher wussten sie so
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